Kommentar. Während an anderen Stellen Soforthilfen ausgeteilt werden, sollen Studierende sich weiter verschulden.
Als sei es eine großzügige Geste der Hilfsbereitschaft, preist Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) Studienkredite an, die bereits seit Jahren immer weniger Zuspruch erhalten und in der Versenkung zu verschwinden drohen. Gemeint ist der Studienkredit der staatlichen KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau). Doch auch die Ausweitungen von Hartz IV und leichte Lockerungen für BAföG-Beziehende werden als gönnerische Erfolge verbucht.
Dass der Zugang zu Bildung eine Frage der Geldbörse und der Bereitschaft sich zu verschulden ist, ist bereits unter normalen Bedingungen eine gesellschaftliche Ungerechtigkeit. Doch wenn eine globale Pandemie hinzukommt und auf dieselbe Weise, wie bisher, weitergemacht wird, wird Öl ins Feuer gegossen. Denn ein Kredit setzt die Rückzahlung voraus. Doch wo pandemiebedingt kein Einkommen existieren kann, kann auch nichts zurückgezahlt werden, also stauen sich die Kredite und Darlehen auf. Die Folge: Die Pandemie hat einen Preis und den zahlt bitte schön in der Zukunft zurück.
Es stellt sich die Frage, warum Politiker:innen in der Lage sind, gut greifende Soforthilfen zu veranlassen und von Autokaufprämien zu träumen, Solidarität zu signalisieren und Zusammenhalt zu predigen, aber bei Studierenden Halt machen. Während an anderen Stellen die Beispiellosigkeit der Krise und der daraus resultierenden Maßnahmen betont wird, geht es bei der Hilfe von Studierenden darum, „die finanziellen Belastungen für künftige Generationen“ zu berücksichtigen, die durch notwendige Hilfen verursacht geglaubt werden, wie die Ministerin schreibt. Die Antwort findet man beim Blick auf den Status Quo. Es wird seit Jahren, seitdem unter Helmut Kohl BAföG zersägt wurde und seinen Darlehensstatus erhielt, angenommen, dass Studierende sich quasi naturgemäß verschulden, um einen Vorschuss auf die späteren Arbeitsmöglichkeiten zu zahlen. Doch in den aktuellen Monaten gibt es keine Schuld. Die künftige Generation, die finanziell belastet wird, ist die Generation, die jetzt studiert. Das zeugt nicht von Hilfsbereitschaft.
:Stefan Moll
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