Wie auch die Ruhr-Universität hatte der Senat der Hochschule Bochum von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, 500 Euro pro Semester und Studierenden an Studiengebühren zu verlangen. Aber bereits zu Beginn war den Verantwortlichen klar, dass nicht nur ein sorgsamer Umgang mit den Gebührenmitteln erforderlich sei, sondern auch, dass regelmäßig zu überprüfen ist, ob die Gebühren in dieser Höhe erforderlich seien. Diesem Versprechen ist Professor Dr. Martin Sternberg, Präsident der Bochumer Hochschule, im zweiten Jahr der Campus-Maut nun nachgekommen: „Wir sind froh, dass wir die Beiträge so deutlich senken konnten.“
Gelder in Beton und Laptops
Zentral bei den Überlegungen der Studiengebührenverwendung waren die Bedürfnisse der Studierenden. Diese sollten bereits beim ersten Euro merken, dass sich die Situation auf dem Campus verbessert. So wurde mit Zustimmung des AStA und der studentischen Senatsfraktion die BoLounge eröffnet: Ein Lernraum mit 135 Arbeitsplätzen mit Stromanschluss und eine Lounge zum relaxen wurden für 220.000 Euro in der ehemaligen FH-Mensa errichtet und entspannte so die beengten Platzverhältnisse an der BO. Ebenso gut investiert sahen Studierende und Verwaltung die Gebühren in der Subvention von Notebooks. Jedem Studierenden der Hochschule konnte so ein günstiges Angebot an Hard- und Software durch Studiengebühren gemacht werden.
Wettbewerb um niedrige Gebühren?
Viele Investitionen konnten mit den Studiengebühren angestoßen werden, und verzichten möchte die Bochumer Hochschule darauf nicht. In Zeiten, in der die Finanzmarktkrise in den Haushalten und damit auch bei den Studierenden ankommt, ist die Senkung der Gebühren ein Schritt in die richtige Richtung, meint Gamze Macit. Die AStA-Vorsitzende der Hochschule ist davon überzeugt, dass die Senkung insbesondere Bewerberinnen und Bewerber aus sozial schwächeren Elternhäusern entgegenkommt und neben der Qualität der Lehre ein wesentliches Entscheidungskriterium sein dürfte. Trotzdem sieht sie die Senkung nicht als reines Instrument des Wettbewerbs: „Die Studienbedingungen dürfen sich nicht wieder verschlechtern“, erklärt Macit. So sieht es auch Präsident Sternberg: „Viele Projekte sind bereits umgesetzt. Vieles, was zur Verbesserung der Qualität der Lehre beitragen kann, muss aber auch langfristig finanziert werden: Längere Öffnungszeiten für die Bibliotheken, mehr Fachzeitschriften und Exkursionen zum Beispiel.“ Eine Gefahr für die Qualität der Lehre mag Sternberg in der Senkung nicht erkennen: „Wir haben eine ausgewogene Entscheidung getroffen, die nicht als kurzfristige Reaktion auf aktuelle Diskussionen verstanden werden darf.“ Fast klingt es wie eine Replique auf die Debatte im RUB-Senat Ende April: Die professorale Senatsmehrheit befürchtete das Absinken der RUB ins Mittelmaß, wenn man die Gebühren senke und argumentierte ernstlich mit schlechteren Berufschancen für Studierende von „Billig-Hochschulen“. Dass die Gebührensenkung erst so spät bekannt wurde, erklärt der Pressesprecher der Hochschule, Detlef Bremkens, habe nichts mit der RUB zu tun. Vielmehr habe man auf das Wissenschaftsministerium reagiert: In Düsseldorf verlautbarte Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart, mehrere Hochschulen haben die Gebühren noch nicht vollständig verwendet. Dabei namentlich erwähnt, musste die Fachhochschule natürlich reagieren und dokumentieren, dass bereits im März der Senkungsbeschluss gefallen ist.
Positive Worte für das Verhalten des FH-Senats findet auch der RUB-AStA: „Wir können unsere Kolleginnen beglückwünschen: Zum einen, dass sie es geschafft haben die Gebühren zu senken, vor allem aber, dass sie Professorinnen und Professoren im Senat haben, die sich ihrer Verantwortung für die soziale Lage ihrer Studierenden bewusst sind,“ meint Karsten Finke, AStA-Vorsitzender, der in der vergangenen Woche live miterleben musste, mit welchen Argumenten an der RUB für die Beibehaltung der Gebühren votiert wurde.
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