Bild: Mama Priore: „Liebe geht durch den Magen.“ Pressefoto: © Martin_Steffen, Buon appetito! Pressefoto: © Martin_Steffen

Theater. Ungewöhnliches Schauspiel mit drei Gängen. Premiere einer Komödie von Eduardo de Fillipo in Bochum.

Gleichgestellt wurde am Wochenende auch auf Bochumer Bühnen. Gemeinsam war man zu Besuch bei der turbulenten Familie Priore geladen. Es gab: ein drei-Gänge-Menü, bestehend aus Vorspeise, Hauptgang und einem süßen Dessert, dazu Schauspiel zum Greifen nah! Das Publikum und die Schauspieler*innen waren dafür zusammen am Esstisch, der im selben Zuge auch die Bühne darstellte. Denn Johan Simons inszenierte in der Zeche 1 eine feuchtfröhliche italienische Komödie von Eduardo de Fillipo bei der Antipasti, Panna Cotta und Vino nicht fehlen durften. Zumindest rundeten sie das Ganze perfekt ab und bildeten eine gemütliche, gesellige Grundlage für einen ulkigen Abend in Tradition des modernen neapolitanischen Volkstheaters.
Bei dem Stück „Samstag, Sonntag, Montag“ handelt es sich um eine Eifersuchtskomödie mit einer Familie, die sich im Alltag und am Esstisch nicht mehr viel schenkt. Wie bei allen guten Familienessen blieben unterhaltsame Streitereien natürlich nicht aus, zur Abwechslung aber mit fremden Familienproblemen am Küchentisch. Frei von Futterneid begann der Abend zunächst klassisch italienisch mit einem (vegetarischen) Antipasti-Teller. Zuvor wurde der Tisch tänzerisch, rasant von allen Ensemblemitgliedern des Stücks gedeckt. Erst schlemmen, dann zuschauen war die Devise, bevor Mutter Rosa Priore (gespielt von Svetlana Belesova) ihre Tipps für das perfekte Ragú zum Besten gab. Anschließend setzte sie sich zwischen die Zuschauer*innen an den Esstisch, bevor sich gegenüber auch Ihr Ehegatte Don Peppino Priore dazu gesellte. Die Fronten zwischen den beiden waren zu Beginn des Stücks bereits verhärtet. Während Mutter Priore bemängelte, dass sie die ganze Familie bediene, ohne, dass jemand Notiz davon nehme, ist Vater Peppino davon überzeugt, dass er in diesem Haushalt sowieso am wenigsten zähle. Auch ein Besuch des Ehepaares Ianniello half keineswegs und sorgte für weitere Anspannung. Über den ersten Akt oder anders gesagt, während der Vorspeise, versuchte man sich folglich zusammen zu reißen, auch wenn die Nerven schon erkennbar blank lagen. Selbst Haupt- und Nachgang standen kurzweilig auf dem Spiel.

Zum zweiten Akt gab es dann aber doch als Hauptspeise Spinat-Ricotta-Canneloni, während das Publikum nahezu mit dem Tisch erschlagen wurde und sich die Anspannung zwischen dem Ehepaar Priore noch deutlicher zeigte. Wie sollen die zwei Kinder der beiden angemessen leben? Hat Mutter Priore ein Verhältnis zu dem Buchhalter Luigi Ianiello, der ihr immer wieder durchdachte Aufmerksamkeiten zukommen lässt? Fragen über Fragen, die dazu führen, dass am Ende des Sonntags Rosa Priore ihrem Gatten ihren Verlobungsring zurückgibt. Wie kann es da noch vor dem Nachtisch zu einem Happy-End kommen?

Der Abend lebte von einem ständigen Wechsel aus Schauspiel und gemeinsamen Dinieren, bei dem das Publikum immer wieder spielerisch miteinbezogen wurde und für den ein oder anderen Improvisationsmoment herhalten musste. Durch eine Vielzahl an Fourth Wall Breaks, absurd offensichtlichen Rollenwechseln und Doppelbesetzungen, bei denen die Schauspieler*innen immer mal wieder laut anmerkten, dass diese gleich bevorstehen oder schon hätten passieren müssen oder laut ausgesprochenen Geständnissen was aus vorherigen Akten gestrichen wurde, bildeten sich permanent witzige Szenerien und man fragte sich ständig wer oder was wohl als nächstes aus dem Vorhang an den Esstisch springt und ein neues Chaos heraufbeschwört. Für die kulinarischen Spezialitäten an diesem Abend sorgte die Bochumer Pasta-Manufaktur Di Vita.    

  :Christian Feras Kaddoura

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