Während des Semesters hat sich das Öffnungszeiten-Problem für viele Studierende inzwischen entschärft: Die Universitätsbibliothek hat bis Mitternacht auf, und auch die dezen-tralen Fachbibliotheken haben in der Regel länger geöffnet als noch vor einigen Semestern. Schließlich zählen diese Maßnahmen zu den Prestigeprojekten, mit denen die Uni die Erhebung von Studiengebühren öffentlichkeitswirksam rechtfertigt. Gerade in den Präsenzbibliotheken ermöglichen die Verlängerungen in der Tat für viele erst den Zugriff auf Literatur, die in der großen Uni-Bibliothek oftmals nicht zur Verfügung steht. Ob der Zugang zu Literatur allerdings wirklich eine „zusätzliche Verbesserung der Lehre darstellt“ – die Bedingung dafür, dass Studiengebühren verwendet werden dürfen – oder ob Lesen integraler Bestandteil des Studiums ist, das steht auf einem anderen Blatt.
Spezielles zu speziellen Zeiten
In manchen Fachbereichen sieht die Situation allerdings nach wie vor düster aus. In den Ostasienwissenschaften dürfen Studierende in der vorlesungsfreien Zeit gerade einmal von 10 bis 14 Uhr in ihrer Bibliothek lesen – ein Problem für viele, die in den Semesterferien Hausarbeiten schreiben müssen. Wer Geld verdienen muss oder ein Praktikum macht, hat oft schlechte Karten, überhaupt an die dringend notwendige Literatur zu kommen. Denn gerade für diesen Fachbereich findet sich kaum Literatur in der zentralen Universitätsbibliothek. Besonders ärgerlich: Seit der Einführung der Bachelor- und Masterabschlüsse müssen auch in den den Ostasienwissenschaften mehr Hausarbeiten geschrieben werden. Die knauserigen Öffnungszeiten in der vorlesungsfreien Zeit lassen die Studierenden diesen erhöhten Druck noch deutlicher spüren.
Fachschaft fordert Verlängerung
Seit Jahren fordert der Fachschaftsrat Ostasienwissenschaften, dass die Öffnungszeiten der OAW-Bibliothek auf ein uniübliches Maß ausgedehnt werden. Die Fakultät argumentiert dagegen, dass ein Modellversuch während des Semesters zu geringer Frequentierung geführt habe. Der Fachschaftsrat hat seinerseits zum Ende der vergangenen Vorlesungszeit eine Umfrage durchgeführt, um zu ermitteln, wie die Fachschaft zu einer möglichen Erweiterung der Öffnungszeiten steht. Das Ergebnis: Eine Mehrheit von knapp 60 Prozent der Studierenden nimmt für die Erweiterung der Öffnungszeiten sogar eine Finanzierung aus Studiengebühren in Kauf. Deswegen bringt der Fachschaftsrat das Thema auf der nächsten Fakultätsratssitzung wieder auf die Tagesordnung. Stimmt der Rat zu, könnte sich die Situation schon für die kommende vorlesungsfreie Zeit verbessern – freilich dann auf Kosten der Studierenden, weil die Universität mit ihren eigenen Mitteln eine ausreichende Finanzierung der Bibliotheken nicht mehr gewährleistet.
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