Politik? Nein danke!
Studentische Revolte war gestern – stimmt das wirklich?
Nahezu täglich liest man zurzeit Berichte über die 68er-Generation und ihre Auswirkungen auf die heutige Gesellschaft. Unabhängig davon, ob der Tenor eher positiv oder negativ ist, einig sind sich die AutorInnen fast immer darin, dass die politisch aktiven Studierenden dieser Generation Deutschland nachhaltig verändert haben. Wie sieht es heute aus? Gehen noch politische Impulse von deutschen Hochschulen aus? Oder interessiert es in Zeiten von Bachelor/Master-Studiengängen nur noch, die Uni möglichst fix wieder zu verlassen?

„Die Zeiten haben sich verändert.“ – Diese viel zitierte und oftmals sinnentleerte Floskel trifft in diesem Zusammenhang ziemlich genau zu. Viele Aspekte, die die Studierendenbewegung in den späten Sechzigern hervorgebracht haben, sind heute nicht mehr gegeben. Die Bundesrepublik ist gereift und ein Generationenkonflikt im Ausmaße der ersten drei Nachkriegsjahrzehnte erscheint unwahrscheinlich. Gesellschaftliche Probleme sind breiter geworden und lassen sich nicht mehr nur auf Generationen oder andere grobmaschige Raster zurückführen. Vielleicht ist es also ein völlig falscher Ansatz, zum 40-jährigen „Jubiläum“ dieser studentischen Revolution diese zum Vorbild für heutige Veränderungen zu nehmen. Die Geschehnisse in den späten Sechziger und frühen Siebziger Jahren waren historisch einmalig und sind nicht einfach wiederholbar. Wer seine heutigen Taten an den Errungenschaften der 68er misst, der kann nur scheitern.

Was ist also zu tun?

Unwissenheit und politische Gleichgültigkeit sind der verbreitete Alltag an deutschen Hochschulen. Nur wenige Studis machen von ihrem demokratischen Wahlrecht an der Uni Gebrauch und studentischer Protest wird häufig nur belächelt. Wer sein Studium wirtschaftlich effizient in sechs (Bachelor) beziehungsweise zehn Semestern (Master) abschließen möchte, dem bleibt auch kaum Zeit für Protest und Politik. Kein Wunder also, dass sich der gemeine Studi lieber erst gar nicht mit der zähen und oft undurchsichtigen Hochschulpolitik beschäftigt. Beachtung und Aufwind erfährt sie offensichtlich nur, wenn es um das liebe Geld geht. Die Einführung der Studiengebühren zum Sommersemester 2007 und das finanzielle Debakel rund um die Mensa-Party Ende letzten Jahres generierten vergessene Energien und Wahlbeteiligungen (wobei diese mit knapp 18 Prozent bei den letzten Studierendenparlaments-Wahlen im Januar im Grunde noch immer erschreckend niedrig ausgefallen sind). Doch elementare Probleme, die diesen Erscheinungen vorangingen, werden kaum beleuchtet, und so verschwinden studentische Initiativen meist ähnlich schnell wieder aus der öffentlichen Wahrnehmung, wie sie aufgetaucht sind. Schwierig, aus diesen Voraussetzungen Mut zu schöpfen. Gerade der schleichende Demokratieabbau an Hochschulen scheint so kaum aufzuhalten zu sein.

Chancen und Möglichkeiten!

Um seine Möglichkeiten nutzen zu können, muss man diese erstmal kennen. Daran hapert es meistens bereits – nicht nur bei Studienanfängern, sondern auch bei langjährigen Studierenden an der Ruhr- Uni. Die Möglichkeiten der studentischen Mitbestimmung sind tatsächlich nicht sehr groß, aber sie sind (noch) vorhanden! So ist auch die Einführung des NRW-Tickets nicht dem Rektorat, sondern den Studierenden zu verdanken! Listenübergreifend wurde in den letzten Jahren an der Umsetzung dieses ehrgeizigen Ziels gearbeitet. Genaue Informationen zum NRW-Ticket lieferten wir Euch ja bereits in unserer letzten Ausgabe. Erfolge wie dieser machen Mut, dass sich Protest auch weiterhin lohnt und Hochschulpolitik tatsächlichen Einfluss nehmen kann! Nächste Woche werden wir Euch die einzelnen Gremien und Institutionen (AStA, Studierendenparlament, Senat etc.) näher vorstellen.
jk

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