von Sarah Nagel

Goodbye, AStA

Die Studierenden der Ruhr-Uni haben in der letzten Woche ein klares Zeichen gesetzt: Statt Jusos und RCDS, die zusammen mit der Liberalen Hochschulgruppe den AStA stellen, habt ihr eure Stimmen mehrheitlich der linken Opposition gegeben.

Den deutlichsten Stimmverlust verzeichnet die Juso-Hochschulgruppe: Von 1129 Stimmen im Vorjahr ist sie 2008 auf 561 Wählerinnen und Wähler abgerutscht. Auch der CDU-nahe RCDS hat leicht verloren und bekommt statt fünf nur vier Sitze im Studierendenparlament. Nur die Liberale Hochschulgruppe konnte ihre drei Sitze verteidigen.
Der Wahlsieg geht an die linken Hochschulgruppen – mit 989 Stimmen ist die Linke Liste am stärksten, dicht gefolgt von der alternativen liste, die ihr Ergebnis vom Vorjahr deutlich steigern konnte. Den größten Zuwachs verzeichnet die Grüne Hochschulgruppe mit 827 Stimmen im Vergleich zu 436 Stimmen im Vorjahr. „Wir freuen uns darüber, unsere Stimmen fast verdoppelt zu haben.“, meint Karsten Finke von den Grünen. „Wir sind froh, dass die Studierenden den rechten AStA abgewählt haben.“
Woher der Wandel?
Der Rutsch nach links hat verschiedene Gründe – allen voran die berühmte Mensaparty. Mehr als 200.000 Euro Verlust hat der AStA damit gemacht. Besonders stark hatten sich die JungsozialistInnen für die Party engagiert. Und obwohl sie sich von „Rubrosen“ in „Juso-Hochschulgruppe“ umbenannt haben, haben es die Leute trotzdem gemerkt und die SPD-nahe Liste abgestraft. Darüber hinaus haben die Jusos 2007 mit dem RCDS koaliert und ihm so nach dreißig Jahren seinen Platz im AStA verschafft. Für viele Mitte-links-WählerInnen dürfte dies ein Grund gewesen sein, sie nicht wieder zu wählen. Zudem haben die Jusos versprochen, sich gegen Studiengebühren zu engagieren. Passiert ist aber fast nichts. Dazu kommt, dass auch die Wahlen 2007 von einem polarisierenden Thema begleitet waren: Dem selbstorganisierten Projekt der Freien Uni Bochum (FUB), das gegen Ende nicht mehr viel Rückhalt in der Studierendenschaft hatte. Weil Jusos und RCDS ihren Wahlkampf gegen die FUB geführt hatten, konnten sie viele Wählerstimmen auf sich vereinigen. „Die Leute haben uns praktisch die Wahlkampfstände eingerannt, um gegen die FUB zu unterschreiben“, erklärt ein Mitglied der Jusos. Dieses Potenzial hatten sie in diesem Jahr nicht.
Hohe
Wahlbeteiligung
Ein Ziel der Jusos und des RCDS war es, die Wahlbeteiligung zu steigern. Herzlichen Glückwunsch! Immerhin das haben sie geschafft. Mit 17,6 Prozent war die Beteiligung für Bochumer Verhältnisse hoch, im letzten Jahr waren es noch 13,5 Prozent – 2003 sogar nur 7,5 Prozent. Die Gebäude waren hart umkämpft, die Listen versuchten mit allerlei Argumenten, Backwaren, Glühwein und Lollis, die Studierenden von sich zu überzeugen. „Gerade weil der Weg zur Urne durch reichlich Kirmesstände und Süßigkeiten versperrt war, sind wir glücklich über diejenigen, die sich informiert haben“, sagt Matthias Thome von der Liste Schöner Wohnen in Bochum. „Nun liegt es an uns, den Worten auf den Flugzetteln auch Taten folgen zu lassen und zu zeigen, was ein AStA für sinnvolle Dinge tun kann.“
Obwohl es während der Wahlwoche Befürchtungen bei den Linken gab, dass die hohe Beteiligung eher nicht zu ihren Gunsten ausfallen könnte, haben sie nun eine komfortable Mehrheit. Unklar ist nur noch, wie sich der neue AStA genau zusammensetzen wird. „Die Grüne Hochschulgruppe sieht einer Zusammenarbeit mit Linker Liste, alternativer liste und der Liste Schöner Wohnen in Bochum mit sehr viel Freude entgegen.“, meint Karsten Finke. „Die Linke Liste wird Dienstag auf ihrem Listentreffen entscheiden, mit welchen Listen Gespräche über eine mögliche AStA-Koalition geführt werden.“, schreibt sie in einer Presseerklärung: „Die Gespräche sollen bereits in der kommenden Woche aufgenommen werden, um möglichst rasch einen neuen AStA zu bilden, der die derzeit dringendste Aufgabe in Angriff nimmt: die Konsolidierung des aus den Fugen geratenden Haushalts.“ Und auch die SwiB ist bereit: „Es wird keine leichte Arbeit, aber wir freuen uns darauf, die Ärmel hoch zu krempeln, um was Anständiges auf die Beine zu stellen.“, meint Matthias Thome.

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