Aber auch die Stadt hat zuvor schon eigene Ideen erarbeitet. Der Vorschlag mit der Nummer 25 lautet: Schließung des Kunstmuseums Bochum. Das bringt Bochum auf die Barrikaden. Kulturdezernent Michael Townsend sprach schließlich öffentlich aus, was viele dachten. 20 Prozent Kürzung beim Kulturbudget. Das tut weh und wäre sozusagen eine Art „Sonderopfer Kultur“. Dabei gehören die Kürzungen im Kulturbereich noch zu den kleineren Sparposten im Streichkonzert.
Schon jetzt ist klar: Am 4. Februar werden im Ruhr-Congress so richtig die Fetzen fliegen. Denn dann diskutiert das Bochumer Bürgerforum mit der Stadtverwaltung die Frage, wie Bochum aus den roten Zahlen rauskommen soll. Live und in Farbe. Im Web geht es schon jetzt zu, wie auf einem Piratenschiff mit Ballastproblemen, bei dem der Kapitän die Crew fragt, wer als erstes über die Klinge springen soll, damit das Schiff nicht untergeht. Doch in welche Richtung nimmt der Kutter Kurs? Auf www.bochumer-buergerforum.de grinst einem als erstes das neckisch geneigte Konterfei der Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz entgegen. Dort spricht sie über die angespannte finanzielle Situation der Stadt und weist darauf hin, dass sie mit der digitalen Bürgerbeteiligung Neuland betrete. Aber Arnsberg sitzt ihr nun mal im Nacken und die Bezirksregierung will, dass sich die städtische Verwaltung überlegt, wie sie bis zum Jahr 2022 eine Summe in Höhe von 51,5 Millionen Euro einsparen möchte. Also: Warum das schwere Los des schwarzen Peters alleine tragen, wenn er sich doch auch genauso gut teilen lässt? Moment mal. Hat die Stadt bislang nicht auch in allen Fragen allein entschieden – ganz ohne digitale Bürgerbeteiligung? Hat das nicht zur jetzigen Situation und zu nicht genehmigten Haushalten geführt?  Jetzt aber sollen plötzlich die BürgerInnen selbst die Rotstift-Streich-Vorschläge machen. Sie sollen entscheiden, wer über die Klinge springt. So verlagert sich die Verantwortungsfrage aus dem Rathaus heraus in die Privatwohnungen hinein. Doch auch der Crew dämmert langsam, dass ihr Captain einen guten Grund dafür haben muss, dass die Verantwortung ausgerechnet bei Negativ- Entscheidungen geteilt werden soll. Denn auch sie wissen: Ein Captain, der sich für clever hält, entscheidet gerne selbst, solange Schätze und Beute aufzuteilen sind, unangenehme Angelegenheiten überlässt er jedoch getrost dem Rest der Meute. So also funktioniert Schwarzer Peter bei den Stadtpiraten. Das sieht aus wie Demokratie, ist es aber nicht.

 

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