Strukturwandel. Das Folkwang Museum Essen zeigt die Sonderausstellung „Hermann Kätelhön: Ideallandschaft Industriegebiet“.
Rauchende Schornsteine zieren die Silhouette der Stadt, im Vordergrund sind einige Katen zu sehen. Karg erscheint die Landschaft, in der dieses Szenario gebetet ist. Und doch: Für den Zeichner war gerade diese von einer Industrie gezeichneten und enthumanisierten Region eine Art Ideallandschaft. Das zumindest suggeriert der Titel der im Rahmen der „Kunst und Kohle“-Reihe eröffneten Sonderausstellung „Hermann Kätelhön: Ideallanschaft Industriegebiet“ im Folkwang Museum im Essener Süden.
Die Ausstellung, die noch bis zum 5. August umsonst besuchbar ist, zeigt neben den Zeichnungen und Radierungen Kätelhöns auch zeitgenössische Fotografien sowie Landschaftsbilder von Adrian Zingg.
Alt trifft Modern
Kätelhön (1884-1940) kam in den 1920er Jahren nach Essen, wo er ein Atelier in der Margarethenhöhe bezog. Er zeigte sich fasziniert von der hiesigen, von der Schwerindustrie geprägten Landschaft und fing diese in seinen Werken ein. Damit knüpft er an ältere Bilder an, in denen er sich mit den Landschaften Süddeutschlands auseinandergesetzt und somit einem Pfad gefolgt ist, den beispielsweise Zinggs mit seinen Landschaftsporträts beschritt. In seinen Bildern treffen moderne Landschaften auf Techniken, die wir aus der klassischen Landschaftskomposition kennen. Beinahe zeitlos wirken die Bilder demnach neben den klassischen Zeichnungen Zinggs‘. Verstärkt wirkt dieser Eindruck vor allem durch Fotografien aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die ebenfalls das von Industrie geprägte Ruhrgebiet zeigen. Ob das Fernbleiben jeglicher Menschen in den Bildern Kritik an der entmenschlichten Industrialisierung oder als Zufall interpretiert werden kann, ist dem/der Besucher*in zu überlassen.
Das Folkwang Museum in Essen vereint verschiedene Stilrichtungen innerhalb seines Daches, wobei der Fokus auf moderner Kunst liegt. Neben Sammlungen zum Surrealismus, Impressionismus und Expressionismus sind Objekte des Kunstgewerbes wie auch fotografische und grafische Sammlungen ausgestellt.
:Andrea Lorenz
Steinkohle adé
Kunstprojekt. Die Zeche Prosper-Haniel schließt Ende dieses Jahres ihre Türen. Damit endet auch die Ära des deutschen Steinkohleabbaus nach über 250 Jahren. Anlass genug für die RuhrKunstMuseen (RKM) diesem großen Stück Industriegeschichte ein städteübergreifendes Kunstprojekt zu widmen. Bei „Kunst und Kohle“ nehmen 17 Museen teil und widmen sich dem „schwarzen Gold“ und seiner Historie mit Malerei, Skulpturen, Installationen, Fotografie, Video- und Klangkunst. Außerdem gibt es Bustouren, Konzerte von Abbauhämmern, Ausstellungen und viele weitere Veranstaltungen. In 13 Ruhrgebietsstädten können die verschiedenen Events besucht und angesehen werden. Das Ausstellungsprojekt wird unter anderem sowohl von der RAG-Stiftung gefördert als auch von der Brost-Stiftung und verschiedener Ministerien NRWs und der Kunststiftung NRW.
Was gibt es zu sehen?
Viele der Ausstellungen sind schon seit Mai zu besichtigen. Aber einige Projekte der besonderen Art starten im Laufe der Projektdauer.
• Schwarzfahrt: Die kostenlose Bustour startet am 8. September um 11 Uhr an der Ruhr-Uni und beginnt im Museum unter Tage in der Kunstsammlung der RUB. Nächste Station ist in Duisburg das Lehmbruckmuseum, letzter Halt wird das Museum Küppersmühle (MKM) für Moderne Kunst sein, ebenfalls in Duisburg. Die Tour fokussiert sich auf die Farbe Schwarz, die neben der Farbe der Kohle auch auf Verborgenes und die Dunkelheit in der Kunst hinweisen soll.
• Abbauhammerkonzert: Ebenfalls interessant könnte dieses Konzert werden: Unter Christof Schläger verwandelt sich die Kackophonie der Presslufthämmer in ein Klangkunstwunder. Puffen, Zischen, Klopfen und Hämmern vereinen sich zu etwas Spannendem. Noch zweimal lässt sich das Ganze bewundern: Am 26. August um 12 Uhr in der Kunsthalle Recklinghausen oder am 16. September um 12 Uhr am Kunstmuseum in Bochum.
:ken
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