Auf Kritik reagierte man im Polizeipräsidium oft mit patriarchal intendierter Kraftmeierei. Nein, alles in Ordnung, man werde sich ganz bestimmt nicht einem tiefergehenden Dialog mit den engagierten Bürgerinnen und Bürgern stellen. Wieso auch? Der Presse-Coup mit Toto & Harry lief doch wie geschmiert. Wer fortan in Bochum Hilfe suchte und die 110 wählte, lief Gefahr ins Fernsehen zu kommen, denn nicht nur die beiden Kumpel-Polizisten rückten an, sondern mit ihnen ein ganzes Produktionsteam von Sat1. Hört sich komisch an, oder? Aber so ist das hier noch heute in Bochum. Befinden Sie sich in einer lebensbedrohlichen Notsituation? Dann rufen Sie bloß nicht die Polizei – denn Sie laufen Gefahr mit dieser dummen Geschichte, in der Sie ja wirklich am unvorteilhaftesten wegkommen, einem der vulgärsten Privatsender des Landes zum Fraße vorgeworfen zu werden. All das mit Rückendeckung von oben.
Mancher Zeitgenosse mag durchgeatmet haben: 2009 war das Vertrauensverhältnis zwischen Wenner und dem damals amtierenden Innenminister Ingo Wolf so sehr erschüttert, dass Wenner auf unbestimmte Zeit beurlaubt wurde. Zwar wurde gemunkelt, dass der ganze Eklat vielleicht nur eine Strategie gewesen wäre, um in Düsseldorf nach der Landtagswahl zum Innenminister aufzusteigen – doch sollte es wirklich so gewesen sein, dann ist Wenner mit seinem Vabanquespiel gescheitert. Die Akte Wenner hätte 2010 geschlossen bleiben können, aber dann kam Duisburg und das Loveparade-Desaster. Wenner hatte ja im Vorjahr mit dafür gesorgt, die Loveparade in Bochum wegen Sicherheitsbedenken abzusagen. Nun ist Wenner wieder präsent: Hab ich doch schon immer gewusst. Die Sicherheit nicht auf den Altären der Spaßgesellschaft opfern und so. Die Presse spielt mit und bietet somit einem Mann, der in dem hochsensiblen Amt eines Polizeipräsidenten gescheitert ist, ein Forum, in dem er sich als vorausschauender und entscheidungsstarker Ordnungshüter profilieren kann. Schon flüstert man sich in den Lokalredaktionen zu, ob Wenner nicht ein Comeback als Bochumer Polizeipräsident plane. Immerhin sei er nur beurlaubt und nicht pensioniert. Nun ja, in Bochum ist alles möglich, wenn es nur absurd genug ist. Auch die bsz würde sich über so ein Comeback freuen. Denn nichts schreibt sich besser als Aufreger.

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