Ach, es fehlen die richtigen Worte, so schön war das. Und weil wir uns sonst schwermütig Sorgen machen und die Bild so doofe Sachen schreiben würde, verleiht Herr Wulff dafür das Bundesverdienstkreuz. Weil sich jetzt alle lieb haben und keiner mehr an all das Schlechte denkt. Beim Focus freut sich einer:“Fußball als Friedenstifter, diese Begründung passt dieses Mal tatsächlich mehr denn je: Deutsche und Migranten, die gemeinsam beim Public Viewing ihren WM-Helden zujubelten.“ Man erzählt sich die Mär, dass es der deutschen Nationalmannschaft um ihre Trainer Jürgen Klinsmann und Jogi Löw nach der WM 2006 und 2010 gelungen sei im Ausland ein positives Bild von Deutschland zu vermitteln. Von super Nachrichten kann gerade, außer BP, niemand mehr gebrauchen als unser neuer Staatsvater. Zwischen Achtel- und Viertelfinale wurde gewählt. Manche haben es gar nicht mitbekommen und so schön war es ja auch nicht, nicht so schön wie die Spiele gegen England und Argentinien. Da freuen sich alle. Natürlich auch unsere Bundeskanzlerin, die sich mit Premier David Cameron in Toronto zum Public Viewing getroffen hat. Nach dem Gipfel freute man sich vor allem über den Sieg der deutschen Jungen. 2006 übergab Frau Merkel Cheftrainer Jürgen Klinsmann das Kreuz, jetzt ist Christian Wulff dran. Er hat es aber auch nicht leicht. Schade, eigentlich, dass es nur Platz drei geworden ist. Jubeln und verleihen kann man ja trotzdem. Vielleicht bedauert Jogi Löw, Schwarzwälder zu sein, nicht nur wegen des Dialekts. Hanseaten wie Heidi Kabel, Jan Phillip Reemtsma, Hans-Ulrich Klose, Hans-Olaf Henkel und Helmut Schmidt beriefen sich auf die „Hanseatische Ablehnung“. Die gibt es, weil Ordentragen zu Hierarchisierung führt. „Kein Herr und Sklave“, lautet der fast schon romantische, ursprüngliche Gedanke aus dem 13. Jahrhundert. Mittlerweile ist es eine nette eigenwillige Tradition im föderalistischen Staat. Wer sich nicht so sicher ist, ob er den Orden auch tatsächlich verdient hat und zufällig Hanseat ist, kann ganz bequem und ohne das Vaterland zu brüskieren ablehnen. Bescheidenheit ist da das Stichwort. Fast klingt das Wort wie ein Euphemismus, jedenfalls in den Tagesthemen, wo das Ankommen der deutschen Nationalmannschaft am Frankfurter Flughafen Thema Nummer eins war. Statt Winke-Winke und Hallo verschwinden die jungen Männer um ihren Trainer ohne große Feierstunde. Eine Unverschämtheit! Das Volk ist empört und die Presse sowieso. Das gibt Abzüge in der B-Note. Verdient man so ein Bundesverdienstkreuz? Ist auch egal, toll wäre aber die Trennung von Fußball und Staat.
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