Zum Ende wurde es nochmal spannend. Der Wahlkampf war auf den letzten Metern richtig schmutzig, doch geholfen hat es nichts. Aber ein bisschen Stimmung gehört eben dazu – und wie lassen sich die letzten Ressourcen mobilisieren, wenn nicht mittels größter Aufregung? Die Wahlbeteiligung hingegen ist, trotz eines leichten Anstiegs, immer noch beschämend. Gerade in den kommenden Semestern stehen große Entscheidungen im Bildungsbereich an. Da fragen sich die Mündigen schon, was eigentlich aus der guten alten Idee der Partizipation geworden ist. Wer nicht wählt, der hat seine Stimme schon abgegeben. Umso wichtiger werden dadurch natürlich die wirklich abgegebenen Stimmen. Leider kommt es dort jährlich zu einem Phänomen, das am Bildungssystem überhaupt zweifeln lässt: das Phänomen der ungültigen Stimmen. Es scheint fast so, als wollten die wählenden 17 Prozent versuchen, das Desinteresse der schweigenden Mehrheit mit sinnlosem Übereifer zu kompensieren. Bitte jede/jeder nur ein Kreuz. Wo ist da eigentlich das Problem? Wovon wird man eigentlich getrieben, wenn man bei jeder Liste jeweils ein Kreuz zeichnet? Ist es der Wunsch nach Pluralität oder doch nur das Demokratieverständnis der Legastheniker? Die GeisteswissenschaftlerInnen, die sich nun selbstgerecht zurücklehnen und annehmen, dass diese Verständnisschwäche mit großer Sicherheit auf das Konto der NaturwissenschaftlerInnen gehe, seien verwarnt: Das Phänomen der ungültigen StuPa-Stimmzettel tritt an allen Wahlurnen auf. Listenübergreifende Mehrfachnennungen oder das Ankreuzen mehrerer KandidatInnen einer Liste lassen die Gültigkeit des Stimmzettels verfallen. „Ich weiß, ich habe aber trotzdem A, B und C gewählt, weil die alle so süß sind und ich mich nicht entscheiden kann.“ – So gehört am Mittwoch an der MA-Urne. Ach, Leute. So wird das nix. Die gute Absicht allein zählt eben nicht.
„Aber ist das nicht ungerecht, wenn jeder nur ein Kreuz machen darf?“, fragte die kleine Murmel die Urne. „Ungerecht sind nur die, die nicht zur Wahl gehen“, sprach die Urne und schwieg darauf ein Jahr. Die kleine Murmel hingegen rollte schnell ins Seminar, weil die verantwortlichen Institute sich immer noch nicht entschließen konnten, die Anwesenheitslisten abzuschaffen. Dafür haben sich dieselben Institute jedoch dazu entschieden, das mit dem Unterrichten weitgehend bleiben zu lassen, und so wurde ein Referat nach dem anderen runvtergebetet. Das war natürlich stressig für die kleine Murmel, weil sie ja noch drei Jobs hatte, um sich das Studium überhaupt leisten zu können. Zum Studieren blieb da keine Zeit mehr. Dazu die Schlafstörungen und die Brechanfälle… – „Nur was tun?“, dachte die Murmel. „Was nur tun?“
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