„Die Studenten sollten erfahren, wie es in der Praxis zugeht“, begründet Professorin Ines Haertel den publikumswirksamen Auftritt. Von Toto und Harry, klar. Von wem sonst? Die Beiden sind doch schließlich nichts anderes als ein personifiziertes Exzellenz-Cluster. Hausaufgabe: Fernseher anschalten und den gelernten Stoff gründlich nachbereiten, oder was? Und nä chste Woche ist Klausur: „Sie wollen einem besoffenen Schnullibulli einen Platzverweis erteilen, damit er aufhört, im Hausflur La Paloma zu grölen. Wie gehen Sie vor?“ Richtige Antwort: „Sie sagen ‚Hömma, Kollege, mach `n Abgang, aber dalli!‘, während Sie dem Kamerateam und ihrem Partner mit Gesten und Worten signalisieren, dass Sie den Angesprochenen für eine armselige Witzfigur halten, die unter keinen Umständen gesiezt werden sollte.“

Über 500 NachwuchsjuristInnen hingen den berühmten Söhnen der Stadt an den Lippen, als diese fast zwei Stunden lang  angebliche Schoten aus ihrem Alltag zum Besten gaben. Die Lokalpresse war begeistert: „Gauner“ könnten wohl über Toto und Harry nicht lachen, wohl aber die Studierenden, schwärmt die WAZ. Selten sei das Interesse an einer Vorlesung so groß gewesen. „Die Uni – nur graue Theorie? Nicht, wenn Toto und Harry mitmischen.“ Und tatsächlich: Aus dem Geplauder über den Polizeialltag wurde ein ganz realer Kriminalfall. Während drinnen Phrasen gedroschen wurden, beschädigten drei vermummte Unbekannte den Dienstwagen der Gastdozenten. Schlimmer noch: Das Auto „wurde mit Marmeladengläsern attackiert und mit Farbe verwüstet“, wie im gewohnt nüchternen WAZ-Duktus zu lesen war. Die Zeitung verlieh der Epoche machenden Straftat den Namen „Marmeladenattacke“. Und dann rauschte es im Blätterwald: Von der Münchener tz bis zu Spiegel Online griffen alle enthusiastisch die Story von den dozierenden Polizisten und ihrem zerstörten Gefährt auf. Endlich – die RUB im Fokus der Öffentlichkeit!

Ich kann mir nicht helfen: Ich finde das witzig. 500 Studierende rennen begeistert zu Toto und Harry, anstatt diesen effekthascherischen PR-Unsinn mit der gebotenen Herablassung zu ignorieren. Auch die extra herbeizitierte Presse findet Phrasendrescherei an der Uni super. Gleichzeitig rufen drei mutmaßliche Polit-Spinner in ihrer selbstgerechten Obrigkeitsparanoia den Marmeladenglaskrieg gegen ein motorisiertes Symbol des Unterdrückungsapparats aus. Es wird Zeit, dass ich endlich den Abschluss mache.

 

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