Berlin, frühes Frühjahr 2009, Platz vor dem neuen Tor. In der Parteizentrale der Grünen weht ein kreativer Geist, dessen Geruch entfernt an Kaffee, Gras und Petersilie erinnert. Am runden Konferenztisch sitzt der Parteivorstand. Eine anonyme Flatulenz entweicht und ein neuer Slogan wird geboren: PUPS! Privatvermögen & Unternehmensbesteuerung, Pleitepapiere & Soziales. Nach kurzer Debatte wird er wieder verworfen, weil die gesellschaftliche Konnotation des Begriffs „Pups“ nicht mit der corporate identity der Partei übereinstimmt. Aber der Weg stimmt! Dann vielleicht: KLOTZ? „Kohlekraftwerke sind in Hamburg gar nicht so schlimm“ & „lasst uns wem den Krieg erklären“, Ökologisch & „Total zynisch, diese Wirtschaftskrise, heul“. Macht leider keinen Sinn: zu wahr, zu emotional. Weg damit.

Vor dem Haus ein Unfall: WUMS! Ein nagelneuer Dienst-BMW aus dem nahe gelegenen Wirtschaftsministerium fährt auf einen Opel Corsa der Berliner Polizei. Das passt. Es ist dynamisch und man kann damit Worte bilden, die jeder/m was sagen; Worte, die man erstmal gut findet und die auch nicht zum längeren Nachdenken über das 95-seitige Parteiprogramm zur Europawahl herausfordern. Es ist wiederverwertbar: Wer weiß im August denn noch, wofür WUMS in Europa stand? WUMS! Eine Offenbarung! Vom kreativen Geist beseelt, mit Photoshop den Spitzenkandidaten aufgehübscht, wird eine Kampagne in die Rotationspressen geworfen und auf die Wahlbevölkerung losgelassen.

Dortmund, Ende April, an einer roten Ampel. Das Aroma frischer Exemplare der bsz, ein Duftbäumchen und der Dieselgeruch des Autos vor mir füllen die Fahrgastzelle. Die Ampel schaltet auf grün. Mir fällt ein Spruch ein: „Die WählerInnen wählen nicht wegen, sondern trotz des Wahlkampfes!“ Keine Ahnung, wann ich das zum letzten Mal gehört habe. Auch egal. Aber die Grünen scheinen darauf zu setzen. WUMS!

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