Warum diese Eigenschaft nicht nutzen, um die Schulpflichtigen ihrer Schulpflicht zuzuführen? Auf diesen – auf den ersten Blick gar nicht mal so dumm klingenden – Gedanken kamen ein Schuldirektor und der städtische Schuldezernent der Stadt Oer-Erkenschwick im Kreis Recklinghausen. 100 Euro in Gutscheinform sollte es geben, wenn man seinen Nachwuchs frisch befrühstückt und pünktlich zur Schule schickt, Elternsprechtage besucht und aktiv an Elternabenden teil nimmt. Notorische SchulschwänzerInnen sollten zurück in den Unterricht gebracht werden, schließlich winkt eine Prämie am Jahresende und insbesondere Angehörige sozialer Randgruppen und MigrantInnen sollten bessere Chancen in der Schule bekommen.
Es ist doch pfiffig, so kommt man an die SchülerInnen ran, die längst verloren geglaubt waren. Man unterstützt Familien und man erhält ein wirksames Mittel zur Durchsetzung der Schulpflicht. Alles könnte so schön sein: Eltern stehen morgens am Lehrerzimmer Schlange, um sich ihren Bonusstempel abzuholen. Die Schulflure gleichen an Elternsprechtagen nicht mehr Geisterstädten, überall hört man die geselligen Gespräche interessierter Eltern. Ja alles könnte so schön sein! Wenn es nicht immer einen Spielverderber gäbe. In diesem Fall heißt der Spielverderber Landesjugendamt.
Was könnte man nicht alles Gutes tun. Für nur vorerst 16.000 Euro möchte die Stadt ihren Jugendlichen eine neue Zukunft bieten. Was ließe sich nicht alles von einem 100 Euro Gutschein finanzieren? Spinnen wir den Gedanken doch einmal weiter: Jeder Schüler und jede Schülerin gehen bis zur Reifeprüfung im Durchschnitt 13 Jahre in die Schule. In jedem Jahr gibt es 100 Euro. Das sind auf die Dauer eines SchülerInnenlebens 1300 Euro. Geschickt angelegt lassen sich damit die ersten 4 Semester eines Bachelor-Studiums finanzieren und somit angehende Studierende vor der Verschuldung retten. Wenn damit der Bildungsgerechtigkeit keine gute Tat getan wird, womit dann??? Das es in Deutschland ein Recht auf Bildung gibt, hatten PolitikerInnen ja landläufig vergessen. Oer-Erkenschwick betritt neue Wege, wohl aber neue Irrwege. Denn seien wir mal ehrlich, eher flössen die 100 Euro in einen neuen Gameboy, die ein oder andere Familienpizza von der Pizzeria um die Ecke, ein wenig Junk-Food von Mc Donalds oder Muttis neue French Nails.

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