So flatterte vergangene Woche beim AStA der Ruhr-Uni ein interessantes Schreiben von „Phil Henson“ ins Haus. Das Uniformierungsimperium aus dem kleinen Städtchen Norderstedt in Schleswig-Holstein möchte der Ruhr-Universität eine „individuelle Kollektion“ zusammenstellen, um das „Gemeinschaftsgefühl“ an der Uni zu stärken. Ein wunderbarer Gedanke! 32.000 Studierende, natürlich getrennt in Männlein und Weiblein, marschieren im Gleichschritt und der EinheitsUNIform über den Campus und lassen das Klappern der Waschbetonplatten zum militärischen Marsch ertönen. Bildungssoldatinnen und Bildungssoldaten sind geboren! Die B.A.-Studierenden – die Assimilierten BildungssoldatInnen – werden zum Kanonenfutter auf dem Arbeitsmarkt im Kampf für höhere Wirtschaftseffizienz. In zweiter Reihe rückt nach dem tragischen Ableben der B.A.-Studis die Metzelabteilung (M.A.) nach, um für Innovations- und Bildungsgeneral Pinkwart in den Krieg für weniger Bildung und höhere Studiengebühren zu ziehen!

Die AStA-Referentin schreckt aus dem Schlaf auf. Nur geträumt! Doch der Brief von der Modefirma ist echt. Nach dem Vorbild amerikanischer Universitäten soll auch in Deutschland die Identifikation mit der eigenen Universität durch schicke Einheitskleidung gestärkt werden. Auch das Anfertigen eines neuen Logos für die Ruhr-Uni hat „Phil Henson“ im Sinn. Schließlich widersprechen Prometheus und Epimetheus auch radikal aktuellen Modetrends. Wie wäre es zum Beispiel mit einem RUB-Logo im Stile des „Ed Hardy“-Modelabels? Die Identifikation mit der betonierten Schönheit würde ins Grenzenlose steigen! Auch Geschlechterrollen könnten endlich überwunden werden: Minirockpflicht für alle Studierenden und MitarbeiterInnen der Uni! Der Rektor würde mit gutem Beispiel vorangehen und in RUB-blauem Mini und „RUB Hardy“-Top bei der Erstibegrüßung vor den Studierenden sprechen. Kein Markenzwang, keine Klassengesellschaft mehr! Wir sind alle RUB! Keine modischen Ausrutscher mehr, unangepasste Studis können nicht mehr ungestraft den RUBikon des schlechten Geschmacks überschreiten! Die Polizeipräsenz auf dem Campus kann zur Ahndung modischer Verbrechen genutzt werden. Doch es bildet sich Widerstand: die Freien Ununiformierten Bochums (kurz FUB) besetzen das Warenlager der neuen „RUBiformen“ im ehemaligen Tutorienzentrum. „Für Solidarität und freie Kleidung“ ist auf einem übergroßen Transparent zu lesen, das aus den Einheitsuniformen zusammengenäht wurde.

Doch aus diesem heroischen Kampf für Vielfalt wird wohl vorerst nichts. Der Brief von „Phil Henson“ landet zerrissen im Mülleimer. Vielleicht hat die Firma an einer anderen Uni mehr Glück…

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