Schlagartig wird klar, wie bedeutend sich der Standortfaktor des Eilands als interkontinentale Scharnierstelle eigentlich ausnimmt: halb Europa, halb Amerika. Nur hier kann ein Einvernehmen zwischen den widerstreitenden Interessenslagen europäisch-amerikanischer Mischkonzerne hergestellt werden. Eventuell mögen auch die Abschaffung der Gewerbesteuer oder die Befreiung ausländischer Spitzenmanager von der Einkommenssteuer oder die Privatisierung der nicht vorhandenen Bankenaufsicht oder die Aufgabe des Mindestlohns oder die Kündigung des Kündigungsschutzes oder das Gewerkschaftsverbot oder die Koppelung der Isländischen Krone an den chinesischen Renminbi (wie alle anderen Währungen zwar stabiler als die Krone, aber weiterhin exportfördernd unterbewertet) Gründe gewesen sein – Gründe für die Verlagerung der Adam Opel AG von Rüsselsheim, Eisenach und Bochum nach Island. Mit Milliardensubventionen aus Deutschland gefördert, kommen die Bänder und mit ihnen Belegschaft und Management – nur die Zulieferer müssen draußen bleiben. Alle profitieren: Island verdoppelt die Zahl seiner abhängig Beschäftigten und verdreifacht sein Bruttoinlandsprodukt, so dass die ausstehenden faulen Kredite die Wirtschaftsleistung des Landes nur noch um das Doppelte übersteigen. Deutschland verhindert derweil das Versickern seines neunten keynesianischen Konjunkturprogramms (einstimmig von allen Wirtschaftsinstituten gefordert) in den Untiefen amerikanischer Boni-Zahlungen und wird gleichzeitig zigtausend lästige IG-Metallerinnen und -Metaller los, und GM entzieht sein derzeit einziges Unternehmen mit einer fantastischen schwarzen Null dem dirigistischen Einfluss der EU. Schließlich wird auch noch der Welthandel durch die enorm steigenden Transportvolumina wieder auf Expansion getrimmt. Zur richtigen Zeit geht also Island mit Iceland CARes!TM den richtigen Schritt in die richtige Richtung, und Opel feiert weiße Weihnacht 2010 – garantiert.
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