Sehnsuchtsvoll denken wir an die Zeit zurück, als die Star-Wars-Episoden IV bis VI noch Teil eins bis drei hießen, und wir im Spielzeugladen mit beiden Händen unser Taschengeld für die Krieg-der-Sterne-Actionfiguren ausgaben. Das Stammpersonal, also: die Figuren von Luke Skywalker, Han Solo, R2D2, C-3PO sowie Prinzessin Leia gehörten zur Grundausstattung jedes Kinderzimmers, und natürlich auch der fiese Darth Vader und seine Stormtrooper, die man am besten in mehrfacher Ausfertigung besaß, um auch mal größere Schlachten nachstellen zu können. Und dazu die geilen Raumschiffmodelle! Mein Nachbar, ein Arztsohn, besaß gleich mehrere. So konnte er Solos Millenium Falcon, einen AT-AT (All Terrain Armored Transport) sowie diverse Raumgleiter des Imperiums sein Eigen nennen – trotzdem wollte niemand mit ihm spielen. Aber wozu auch? Mit den Actionfiguren von Star Wars konnte man auch prima alleine spielen.
Ganz anders verhält es sich nun mit den Aktionspüppchen der Baader-Meinhof-Bande. Mit denen darf man laut G-Gomme-Werbetext überhaupt nicht alleine spielen – nichtsdestoweniger besitzen sie zahlreiche Sozialfunktionen. So befinden sich zum Beispiel in den Bäuchen der Püppchen Bluetooth-Adapter, die einen permanenten Zugang zum Internet garantieren, „wegen Vernetzung und so“ (Werbetext, G-Gomme). Gleichsam verpflichtet sich der Käufer beim Erwerb eines Aktionspüppchens dazu, andere Käufer bei sich übernachten zu lassen, was eine Kommunen-Atmosphäre erzeuge und unter Umständen Momente freier Liebe ermögliche. Ganz zu schweigen von den Tamagotchi-Funktionen, die den Püppchen innewohnen und den Besitzer täglich gemahnen, ihnen ausreichend LSD, Amphetamine und Alkoholika zuzuführen, Rauschmitteleinheiten, die als Surrogate der Artikelverpackung beigefügt sind. Vergisst man die tägliche Dosis, treten die Püppchen in den Hungerstreik, und man muss sich neue kaufen gehen.
Sicher werden die Püppchen der Renner auf der kommenden Spielzeugmesse in Nürnberg sein – wenn sich auch bereits erste Kritiker des Produktes zu Wort gemeldet haben. So wird beispielsweise kritisiert, dass es keine Aktionspüppchen der Opfer gebe und dass der Hinweis des Herstellers, man solle sich die Opfer als „Blutpfützen“ vorstellen, wenig überzeugend wirke. Wir dürfen also gespannt sein, ob die Aktionspüppchen der Baader-Meinhof-Bande auf eine ähnliche Resonanz in den Spielzeugläden treffen werden wie ehedem die Actionfiguren von Star Wars. Und vielleicht wird eines Tages auch vom Baader-Meinhof-Komplex ein zweiter und ein dritter Teil gedreht, wo wir dann sehen können, wie Horst Mahler zum Sith Lord der dunklen Macht überläuft und erfahren, dass Gudrun Ensslin und Darth Vader in Wirklichkeit Geschwister sind. Dann bräuchte man nur noch ins Kino zu gehen, um Geschichte vergessen zu können. Ach, wie wäre das schön.
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