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Der VfL Bochum steckt nach dem Abstieg aus der Bundesliga im Umbruch – und in der Krise. Vier Spiele, drei Niederlagen: Der Start in die Zweitligasaison ist misslungen. Verletzungen, ein großer Kaderumbruch und fehlende Konstanz prägen das Bild. Vor dem Duell beim SC Paderborn wächst der Druck, endlich die Trendwende zu schaffen.

Der Auftakt in die 2. Bundesliga hätte für den VfL Bochum kaum schwieriger verlaufen können. Zum Start gab es ein deutliches 1:4 gegen Darmstadt, — ein Spiel, das die Schwächen der Mannschaft sofort offenlegte. Danach folgte zwar ein 2:0-Heimsieg gegen Elversberg, doch die erhoffte Stabilität stellte sich nicht ein. Gegen Schalke verlor Bochum 1:2, gegen Preußen Münster setzte es beim 1:2 die nächste Niederlage. Drei Pleiten aus vier Spielen, Tabellenkeller statt Aufbruchsstimmung – so hatten sich Fans und Verantwortliche den Neuanfang nicht vorgestellt.

Die Gründe dafür sind vielschichtig. Trainer Dieter Hecking musste im Sommer einen großen Umbruch moderieren. Rund 30 Kaderbewegungen gab es, zahlreiche Abgänge und Neuzugänge veränderten das Gesicht des Teams. Gleichzeitig schlug das Verletzungspech zu. Langzeitverletzte wie Sissoko, Kwarteng und Miyoshi fehlen ebenso wie die Defensivkräfte Strompf, Kleine-Bekel und Wittek. Auch der junge Koscierski ist angeschlagen. „Im Moment ist es so, dass wir in der Aufstellung keine Kontinuität reinkriegen durch immer wiederkehrende Veränderungen“, sagte Hecking.

Die Folge: Bochum wirkt anfällig in der Abwehr, gerade bei Standards und Kontern, während im Angriff oft die Durchschlagskraft fehlt. Zwar verpflichtete der Klub kurz vor Transferschluss mit Farid Alfa-Ruprecht und Michael Obafemi zwei Stürmer, die mit Tempo für mehr Tiefe sorgen sollen. Doch beide sind nach Verletzungen und ohne vollständige Vorbereitung noch nicht bei hundert Prozent und deshalb zunächst nur Kandidaten für Kurzeinsätze. Hoffnungsträger, aber noch keine Sofortlösung.

Der schwache Start blieb auch abseits des Rasens nicht ohne Folgen. Das Präsidium um Andreas Luthe, das im Sommer mit dem Anspruch „Team Zukunft“ angetreten war, sah sich gezwungen, die Fans direkt anzusprechen. In einem offenen Brief bat man um Geduld, bekannte die Enttäuschung über die Ergebnisse, betonte aber das Vertrauen in den eingeschlagenen Weg. „Wir wissen, was wir tun, aber auch, dass dieser Weg keine gerade Linie sein wird“, hieß es. Gleichzeitig stellte der Verein seine Strukturen neu auf und erweiterte den Aufsichtsrat um drei zusätzliche Mitglieder, die Expertise aus Finanzen, Marketing und Politik einbringen sollen. Die Botschaft: Der VfL will nicht nur sportlich, sondern auch organisatorisch breiter aufgestellt sein, um die Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen.

Am 12. September steht das nächste Spiel nach der Länderspielpause an. Beim SC Paderborn will der VfL endlich die Wende schaffen. Für Hecking ist die Partie gleich doppelt besonders: Zum einen trifft er auf seinen ehemaligen Klub, bei dem er in den 1990er-Jahren selbst spielte, zum anderen feiert er am Spieltag seinen 61. Geburtstag. Doch auf Paderborner Geschenke sollte der Fußballtrainer nicht hoffen. Paderborn ist zwar ebenfalls holprig gestartet, präsentierte sich spielerisch dennoch stabil. Einzig die Chancenverwertung ist ein Manko der Mannschaft von Ralf Kettemann.

Die Bochumer reisen mit erheblichen Personalproblemen nach Paderborn und muss müssen vor allem in der Abwehr improvisieren. Immerhin gibt es kleine Lichtblicke. Kapitän Matus Bero kam mit Rückenwind von der Länderspielpause zurück, Erhan Masovic steht nach monatelanger Pause wieder im Kader, wenn auch nur für Teileinsätze. Ein Sieg in Paderborn wäre deshalb weit mehr als nur ein Geburtstagsgeschenk für den Trainer. Er könnte den Druck mindern, neues Selbstvertrauen freisetzen und die aufgeheizte Stimmung im Umfeld beruhigen. Eine weitere Niederlage dagegen würde die Sorgen vergrößern und die Zweifel verstärken, ob der eingeschlagene Weg tatsächlich Früchte trägt.

:bsz

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