Liebe auf dem Spektrum
Viele autistische Personen sehen sich mit einem Sehnen nach Liebe und Ungeschicklichkeit im Dating konfrontiert. Dies will eine Dating-Show tacklen: Sie interviewt und begleitet diese Autist:innen, während sie Dates arrangieren.
2018 kreierte der Australier Cian O’Clery eine Dating Show, in der autistische Personen in der Hauptrolle standen. 2022 wurde diese Serie von Netflix erworben. Das Original wird als ,,Love on the Spectrum Australia“ angeboten,während die für Netflix produzierte Version nur als ,,Love on the Spectrum“ vermarktet wird und in den USA spielt. Passenderweise wurde dieses Jahr die dritte Staffel des amerikanischen Ablegers bestätigt – der perfekte Zeitpunkt, um Dir die erste Staffel dieser Serie einmal vorzustellen.
Hier stehen Personen auf dem Autismusspektrum im Mittelpunkt. Die jeweiligen Teilnehmer:innen stellen sich anfangs vor und werden gefragt, was autistisch sein für sie bedeutet. Für alle, die sich darunter wenig vorstellen können: Die Autismusspektrums-Störung, oft verkürzt als Autismus, ist eine seelische und teils geistige Behinderung. Sie zieht klassischerweise Symptome wie verzögerte Entwicklung im Kindesalter, eingeschränkte und untypische soziale Fähigkeiten, sensorische Probleme wie Reizüberflutung und vieles mehr mit sich. Da diese Symptome bei allen Betroffenen unterschiedlich stark ausgeprägt sind, wird heutzutage vom Autismusspektrum gesprochen. Oftmals wird dieses vereinfacht dargestellt. Dann stehen an einem Ende Personen, die keine bis wenig Assistenz im Alltag brauchen. Am anderen Ende stehen Personen, die Rund um die Uhr pflegebedürftig sind.
„Love On The Spectrum“ featuret Personen an verschiedenen Stellen dieses Spektrums. So ist die erste vorgestellte Teilnehmerin Dani, eine junge Unternehmerin, die sich von anderen Autist:innen missverstanden fühlt und von ihren Eltern wegen ihres Autismus‘ abgelehnt wurde. Ein weiterer Teilnehmer ist Subodh, ein Mann in seinen Dreißigern, der mit seiner Familie lebt und noch keinerlei Erfahrungen in Sachen Beziehungen gemacht hat. Auch autistische Personen mit oft einhergehenden Krankheiten und Behinderungen werden repräsentiert: Kaelynn ist eine junge Frau mit ADHS, Autismus und mehreren Lernstörungen. Mit Steve, der um die 60 Jahre alt ist, wird selbst älteren Erwachsenen die Chance auf Liebe gegeben.
Die Serie leistet wenig Bildungsarbeit, dafür aber einen anderen wichtigen Beitrag: Autistische Personen werden als vollkommene, empathische und emotionale Menschen dargestellt. Personen, die wenig über Autismus wissen, werden also neue Berührungspunkte finden. Abseits dessen ist ,,Love On The Spectrum“ auch für Fans des Genres allgemein empfehlenswert. Die Serie ist zu großen Teilen unbeschwert und fröhlich. Autistische Verhaltensweisen werden in neutralem oder positivem Licht dargestellt, manche Szenen sind fast beschämend schnulzig. Die Atmosphäre ist locker während man die Teilnehmenden auf ihren romantischen Abenteuern begleitet. Es wird kaum auf die Schattenseiten ihrer Behinderungen eingegangen und dementsprechend auch wenig Aufklärungsarbeit geleistet. Trotzdem ist sie es dank ihrer Stärken wert, gesehen zu werden. Allgemein stellt diese Show nämlich einen positiven Beitrag zum Verständnis von autistischen Personen und ihrer Akzeptanz in der Gemeingesellschaft dar. Und das, während Berührungspunkte zu nicht-autistischen Personen erhalten bleiben.
:HalimaOkanovic
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