Bild: Symbolbild, Mutmaßlicher Täter bei rassistischem Mord nach fast 30 Jahren gefasst Bild: CC0

In den vergangenen Wochen gab es einige Schläge gegen rechtsradikale Strukturen. Auch der mutmaßliche Mörder von Samuel Yeboah soll nun, fast 30 Jahre nach der Tat, festgenommen worden sein. 

Es war der 19. September 1991, als Samuel Kofi Yeboah bei einem Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft in Saarlouis ums Leben kam. Der Anschlag war nur einer in einer langen Liste von rassistischen Gewaltausbrüchen in der BRD in den 90ern. Allein in den Landkreisen Saarlouis und Saarbrücken gab es in den Jahren 1991 und 1992 20 Angriffe auf Unterkünfte. Auch Hoyerswerda, Rostock-Lichtenhagen, Mölln, Solingen und Lübeck wurden Schauplatz von Verbrechen gegen Menschen mit Migrationshintergrund und Geflüchteten. Seit 2014 gab es einen weiteren starken Anstieg solcher Taten. Nicht alle dieser Taten wurden aufgeklärt, und Vorwürfe unsauberer Ermittlungen, Blindheit und Desinteresse gegenüber rechtsradikaler Gewalt sowie direkter Verstrickungen  der Ermittlungsbehörden ziehen sich als roter Faden durch diese Geschichten. Auch der Anschlag in Saarlouis schien zuerst auf der langen Liste ungeklärter Übergriffe zu landen, denn bereits ein Jahr nach der Tat war die Akte geschlossen. Nun wurde im Sommer 2020 eine Sonderkommission der saarländischen Polizei gegründet, die sich mit dem Fall erneut beschäftigen sollte. Hintergrund sei eine Zeugin gewesen, der gegenüber sich eine Person zu dem Anschlag bekannt hatte. Anfang letzten Jahres gab es soll es in diesem Zuge einige Durchsuchungen bei bereits polizeibekannten Personen der Nazi-Szene gegeben haben – unter anderem bei der von der Zeugin beschuldigten Person. Mit den Durchsuchungen ging scheinbar auch ein große Beschattungsaktion einher: sowohl die Telefone des Verdächtigen wurden abgehört, als auch Fahrzeuge verwanzt und Bewegungen und Treffen observiert. Neben der ursprünglichen Zeugin sollen auch knapp 150 andere Personen aus dem Umfeld des Beschuldigten verhört worden sein. Das schien der Generalbundesanwaltschaft Karlsruhe zu reichen: Am 4. April wurde der Mann von Spezialeinheiten der Polizei verhaftet. 

Bisher (Stand 9. April) hat der mutmaßliche Täter sich noch nicht zu den Vorwürfen geäußert. Laut einem Bericht des Saarländischen Rundfunks liegen den Behörden insgesamt wenige Beweise vor. Primäre Aussagen der Zeugin, anderer Personen und wohl auch Mitschnitte von Gesprächen sollen die Basis der Verurteilung bilden. Ob das ausreicht, wird sich erst in den nächsten Wochen zeigen. Neben der Festnahme des Tatverdächtigen gab es in den letzten Wochen auch Durchsuchungen und Festnahmen bei den rechtsradikalen und terroristischen Vereinigungen Combat 18 und Atomwaffen Division. Beide sind seit Längerem als Neonazi-Gruppierungen bekannt und tauchen immer wieder im Kontext rechtsradikaler Aufmärsche und Übergriffe auf. Combat 18 wurde im Januar 2020 verboten – seit mindestens 2012 gab es organisierte Aktivitäten in Deutschland. Einer der Beschuldigten ist Leon R. aus Thüringen. Ein Name, der manchen etwas sagen dürfte: Er gehört zu den Personen, die von der Gruppe um Lina E. angegriffen worden sein soll. Lange bevor nun also auch die Behörden mal wirklich aktiv wurden. Davon kann man wohl halten, was man will. 

:Jan-Krischan Spohr

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