Bild: Der individuelle Konsum als Quell allen Übels? Eine verkürzte Sichtweise. , Groß gegen klein! Symbolbild

Klimaschutz. Daran, dass die Erderwärmung sowohl menschengemacht als auch potentiell katastrophal ist, bestehen keine seriösen Zweifel. Bei der Frage, wie man den schlimmsten Folgen entgegenwirken kann, gibt es jedoch weiterhin unterschiedliche Herangehensweisen.

Einer der großen Streitpunkte in der Debatte um die menschengemachte Erderwärmung ist die Frage, ob individuelle Verhaltensweisen und Konsumentscheidungen oder radikaler Systemwandel die so dringend nötige Lösung bringen. Auf der einen Seite steht dabei die Konsumkritik: Der Konsum einzelner Individuen und die Kosten dessen seien der treibende Faktor hinter dem Klimawandel und müssen somit auch der Angriffspunkt für Maßnahmen und Lösungsansätze sein. Das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) beschreibt unter anderem eine pflanzliche Ernährung mit wenig, nachhaltig produziertem Fleisch, als besonders klimafreundlich. So würden nicht nur Rohstoffe gespart, sondern auch mehr Flächen für Aufforstung und Bioenergie zur Verfügung stehen. Das Umweltbundesamt schlägt die Nutzung von Ökostrom und Carsharing sowie das Achten auf Prüfsiegel und Umweltzeichen, als Lösungsansätze für nachhaltigeren Konsum vor. Studien sprechen davon, dass seit 2000 das Bewusstsein für Klimafragen beim Konsum zwar stieg, waren bei Umfragen jedoch statt Konsum eher Abfalltrennung und -reduzierung die verbreitetsten Maßnahmen. Besonders bei Kunststoffen zeigten jedoch einige Skandale der letzten Jahre, dass in Deutschland Zahlen zu Recycling durch eine Erfassung der Prozentzahl erst nach der Sortierung sowie Exporte beschönigt werden. Auch dass nachhaltiger Konsum jedoch viel Geld und Zeit kostet, Ressourcen, die einem großen Teil unserer Gesellschaft nicht im Überfluss zur Verfügung stehen, wird oft als Kritik an der verbraucherfokussierten Herangehensweise angebracht. Unser Wirtschaftssystem, und dadurch auch andere Aspekte der Gesellschaft, seien außerdem zu stark auf Wachstum ausgelegt, um Verzicht dieser Art zu einer realistischen Lösung zu machen. Zusätzlich sei der Einfluss solcher Konzerne, die von klimaschädlicher Produktion profitieren und den Großteil der Emissionen ausmachen, zu groß. Exxon Mobil und Koch Industries, beides große Namen in der Mineralöl-Industrie, gehören auch zu den wichtigsten Unterstützern hinter Organisationen und Think Tanks, die den wissenschaftlichen Konsens zum Klimawandel leugnen. Konstante Desinformationskampagnen dieser Art erschweren den bereits schwierigen Prozess der politischen Bildung zu Themen, die mit dem anthropogenen Klimawandel zusammenhängen. Konkrete, strenge politische Maßnahmen und auch ein grundlegender Systemwandel wird aus dieser Sicht als einziger Weg gesehen, die Klimakrise noch zu verhindern.
 

Unser senf!

Wenn die obere Mittelklasse von nun an mit dem E-SUV zur nächsten Filiale der großen Biomarkt-Kette fährt, um sich für 50 Euro einen Laib Brot, zwei Äpfel und eine Gurke zu kaufen, ist das natürlich schön für sie. Dass diejenigen Menschen, die nicht nur am wenigsten haben und unter den Folgen der Erderwärmung besonders zu leiden haben, sondern auch vergleichsweise wenig zu Umweltschäden beitragen, als die dummen, stumpfen Verbraucher, die nur kaufen und fressen, dargestellt werden, ist klassistisch und selbstgerecht. Diejenigen, die sich zum Nachteil unser aller Zukunft bereichern, müssen auch in die Verantwortung gezogen werden.

:Jan-Krischan Spohr

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