Abschied. Joachim Löws Trainerkarriere endet. Wir werfen Blicke zurück und auch nach vorne. Wer war „Jogi“ vor seinem Bekanntwerden? Und wer wird seinen Posten füllen?
Joachim Löw startet 1978 mit 18 Jahren in die große Fußballwelt. Vorher schon in der Jugend beim TuS Schönau 1896 und FC Schönau 08 gekickt, landet der Stürmer beim SC Freiburg in der Zweiten Bundesliga. Er tut sich in zwei Saisons mit 71 Einsetzen und 18 Toren hervor. Zwei Jahre später folgt daher der zu erwartende Wechsel in die Erste Bundesliga. Beim VfB Stuttgart kann sich Löw zunächst nicht etablieren. Nach einer Saison findet er sich auf Leihbasis bei Eintracht Frankfurt wieder. Trotz guter Leistungen ist es Löw nicht möglich, sich in Frankfurt zu behaupten. 1982 folgt der Wechsel zurück zum Zweitligisten FC Freiburg. Dort spielt er 1984 die beste Saison seiner Karriere mit 17 Toren in 31 Spielen. Nach einem kurzen Wechsel zum Karlsruher SC, zurück zum FC Freiburg und letztendlich 1989 in die Schweiz zuerst zum FC Schaffhausen und 1992 zum FC Winterthur, beginnt Joachim Löw seine Vereinstrainerkarriere bei der D-Jugend dieses Vereins. 1994 wird er erstmals Spielertrainer beim drittklassigen schweizerischen FC Frauenfeld. Er beginnt eine Ausbildung zum Fußballtrainer, welche er zunächst nicht abschloss, um 1995 das Angebot der Stelle des Co-Trainers des VfB Stuttgarts anzunehmen. Nach unverhofft schlechter Platzierung des Vereins, orientiert sich der damalige Trainer Rolf Fringer um, wird Schweizer Nationaltrainer und Löw zu seinem vorläufigen Nachfolger. 1996 schließt sich nach sechs ungeschlagenen Spielen in Folge die Beförderung zum Cheftrainer an. Das Magische Dreieck, bestehend aus Krassimir Balakow, Giovane Élber und Fredi Bobic, liefert dem Verein den DFB-Pokal. Löw wechselt 1998 durch die Vermittlung seines Beraters und Managers Harun Arslan zur türkischen Fußballmannschaft Fenerbahçe Istanbul. Er führte den Verein zur Herbstmeisterschaft und war neben dem Meistertrainer Fatih Termin der einzige Trainer, der nicht vorzeitig entlassen wurde. Nach weiteren Trainer-Stationen beim Karlsruher SC, Adanaspor, dem FC Tirol Innsbruck und Austria Wien, wird Löw 2004 Co-Trainer des Bundestrainers Jürgen Klinsmann. Es folgen intensive und emotionale Jahre bei der Deutschen Nationalmannschaft.
Es ist amtlich: Hans-Dieter „Hansi“ Flick wird Joachim Löws Nachfolger und neuer Bundestrainer der Nationalmannschaft. Der ehemalige Fußballspieler trat in der Bundesliga für den FC Bayern München und den 1. FC Köln 148 Mal auf den Rasen. Er verzeichnet eine erfolgreiche Karriere, welche die Siege der Deutschen Meisterschaft 1986, 1987, 1989, 1990 und den Gewinn des DFB-Pokals 1986 mit dem FC-Bayern umfasst. Als Trainer sammelte Flick erste Erfahrungen beim Victoria Bammental, TSG 1899 Hoffenheim und beim FC Red Bull Salzburg. Anschließend arbeitete er von 2006 bis 2014 als Assistenz-Trainer unter Joachim Löw, mit dem er in Brasilien Weltmeister wurde. Zuletzt wurde Flick Anfang November 2019 Cheftrainer des FC Bayerns. Bei diesem Verein gelang es ihm als zweitem Trainer der Fußballgeschichte, Meisterschaft, Nationalen Pokal, Champions League, Nationalen Supercup, UEFA Super Cup und die Klub-Weltmeisterschaft zu gewinnen.
Am 25. Mai 2021 unterzeichnete er in der Zentrale des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Frankfurt am Main einen Zweijahresvertrag bis 2024. Somit übernimmt Flick ab dem 01. August 2021 nach der Europameisterschaft die Deutsche Mannschaft, nachdem Löw seinen ursprünglich bis 2022 laufenden Vertrag vorher aufgelöst hat. Ehemaliger Bayern-Trainer Flick äußert sich beschwingt: „Es ging jetzt doch alles auch für mich überraschend schnell mit der Unterschrift, aber ich bin sehr glücklich, ab dem Herbst als Bundestrainer tätig sein zu dürfen. Die Saison ist gerade abgeschlossen, und die zwei Jahre bei Bayern München wirken bei mir noch stark nach. Teamgeist und Einstellung der Spieler waren herausragend, und ich nehme Vieles mit, das meine Arbeit weiter prägen wird. Meine Vorfreude ist riesig, denn ich sehe die Klasse der Spieler, gerade auch der jungen Spieler in Deutschland. So haben wir allen Grund, die kommenden Turniere, zum Beispiel die Heim-EM 2024, mit Optimismus anzugehen. […] Ich freue mich auch, meine Vorstellungen und Ideen über die Nationalmannschaft hinaus in der Akademie und den weiteren Nationalmannschaften einzubringen.“
Die Ära Jogi Löw
12. Juli 2006:
Co-Trainer Joachim Löw wird nach Jürgen Klinsmann neuer Bundestrainer. Sein Ziel: Sieg bei der EM 2008.
16. August 2006:
Löw debütiert als erster Bundestrainer der Geschichte mit vier Spielen ohne Gegentreffer.
6. September 2006:
Löw legt bei der EM-Qualifikation durch fünf gegentrefferlose Spiele den erfolgreichsten Start hin. 13:0 gegen San Marino.
28. März 2007:
Löws erste Niederlage; 0:1 gegen Dänemark.
22. August 2007:
2:1-Sieg gegen England im Wembley-Stadion. Deutschland als erste Mannschaft, die England im Heimspiel besiegt.
EM 2008:
Nach zwölf Jahren erreicht Deutschland mit Löw wieder die K.O-Runde. Im Finale Niederlage gegen Spanien.
WM 2010:
Löw stellt den jüngsten WM-Kader seit 1934 zusammen und setzt auf Neulinge wie Sami Khedira. Er legt den Grundstein für eine in den nächsten Jahren erstarkende Mannschaft. Deutschland belegt den dritten Platz.
EM 2012:
Deutschland setzt sich mit drei Siegen in einer „Todesgruppe“ durch. Im Viertelfinale ein neuer deutscher Rekord mit 4:2 gegen Griechenland. Niederlage im Halbfinale. Löw wird eine bedeutende Mitschuld gegeben: er habe sich bei der Aufstellung stark verkalkuliert.
WM 2014:
Legendäres 7:1 gegen Brasilien im Halbfinale, Finalsieg gegen Argentinien mit 1:0. Löw ist der erste und einzige deutsche Weltmeistertrainer, der nie für die Nationalmannschaft gespielt hat.
EM 2016:
Deutschland verliert im Halbfinale gegen Frankreich. Löw bestritt nun mit insgesamt 17 EM-Spielen mehr als jeder andere Coach. Seine fünf Halbfinalteilnahmen bei WM und EM stellen ebenfalls Rekorde dar.
WM 2018:
Deutschland scheidet erstmals in der Vorrunde aus. Löw gibt zu, maßgebende Fehler begangen zu haben.
EM 2021:
Niederlage gegen England im Achtelfinale.
Löws 15-jährige Amtszeit mit 189 Spielen endet.
:becc
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