Kommentar. Wer sich als jemand im A_Spektrum outet, muss seine sexuelle/romantische Orientierung oft erstmal definieren, bevor die andere Person versteht, was man überhaupt sagen will. Und auch sonst ist das Leben als Person im A_Spektrum oft nicht einfach.
Kuchen. Ja, Kuchen. Das ist für Asexuelle das, was für Nicht-Asexuelle Sex ist. Zumindest wird das gerne der asexuellen Community nachgesagt, aber auch viele, die selbst in der Community sind, behaupten das gerne von sich. Natürlich ist das innerhalb der Community eine Art Insiderwitz, genauso wie die Behauptung, penetrativer Sex fühle sich für asexuelle Menschen so an, wie in der Nase zu bohren.
Diese Stigmata und lustigen Anekdoten kennen wahrscheinlich nur diejenigen, die sich aktiv mit dem A_Spektrum auseinandersetzen oder selbst Teil der Community sind. Und genau das ist das Problem: es fehlt nicht nur die Diskussion mit dem und über das A_Spektrum, sondern besonders auch die Repräsentation. Es gibt wenige Figuren in der Popkultur, die asexuell sind. Einige der wenigen Beispiele sind Georgia aus dem Buch „Loveless“ von Alice Oseman oder die anderthalb-minütige Szene über Asexualität in der zweiten Staffel von „Sex Education“.
Dabei gibt es so viel zu diskutieren! Und das nicht nur im Bereich Sex und Libido. Eine der Fragen, die ich mir persönlich seit über einem halben Jahrzehnt stelle (und ich bin mir sicher, da bin ich nicht die Einzige in der Community) ist folgende: wie unterscheide ich zwischen den verschiedenen Arten von Anziehung und welche Arten von Beziehungen folgen daraus? Es fängt schon mit der Frage an, die den Leuten aus dem asexuellen Spektrum den Kopf zerbricht: Was ist überhaupt sexuelle Anziehungskraft? Ist es ein körperliches Gefühl oder ein Gedanke? Gibt es eine klare Unterscheidung zwischen sexueller und ästhetischer Anziehung und wenn ja, wie sieht die aus? Ab wann bin ich in jemanden verliebt? Inwiefern unterscheiden sich meine Zuneigung von Freund:innen zu der Zuneigung zu jemanden, mit dem ich romantisch involviert bin?
Gerade diese Frage der Zuneigung ist besonders schwierig. Wenn ich die gleiche Art von Zuneigung zu meinen Freund:innen verspüre wie zu meiner:m Partner:in, was unterscheidet dann die Natur der Beziehung? Ich kann mir vorstellen, dass einige auf diese Frage mit „Sex“ oder „sexueller Anziehung“ antworten würden. Was schwierig für asexuelle Menschen ist, die nicht aromantisch sind, denn für sie könnte diese Unterscheidung nicht gelten.
Die Schwierigkeit der verschiedenen Beziehungstypen verspricht ein anderer Beziehungstyp zu eliminieren: Queerplatonische Beziehungen. Das sind Beziehungen, die zwar nicht romantischer und/oder intimer Natur sind, dafür aber den gleichen Stellenwert wie eine klassisch romantische/sexuelle Beziehung einnehmen. Aber das ist auch nur ein weiteres Label.
(Soziale) Medien und Popkultur sind ein guter Anfang, allerdings müssen wir uns auch im echten Leben mit den Thematiken des A_Spektrums auseinandersetzen. Und das nicht nur, um der Community eine Stimme zu geben – auch Leute, die nicht Teil der Community sind, können vieles aus diesem Diskurs mitnehmen.
:Augustina Berger
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