Rasenballsport. Zwölf Fußballtopclubs aus Europa wollten mit der Super League eine Revolution starten. Fans, Spieler und Trainer stellten sich klar gegen das Konzept, wir klären auf.
Was ist die Super League?
Sechs englische, drei spanische und drei italienische Clubs haben sich zusammengetan und ein neues Konzept geschaffen. Eine Liga, 20 Vereine und ganz viel Geld. Das Konzept ist einfach: 15 Vereine sind der Stamm der Liga und fünf Vereine können sich jeweils qualifizieren. Als Grundlage, um sich für diesen Wettbewerb zu qualifizieren, dient die sportliche Leistung aus der vergangenen Saison. Als zusätzlich potentiell gesetzt würden der FC Bayern, Borussia Dortmund und Paris St. Germain gezählt. Diese Teams haben sich zwar offiziell schon vor Protest gegen die Super League zurückgezogen, doch interne Stimmen zufolge sei diess nur die halbe Wahrheit.
Die 20 Teilnehmer würden nicht ersatzweise spielen, sondern parallel zu den Ligen, die aktuell schon laufen und den internationalen Wettbewerben wie Champions League, Europa League und der Conference League sattfinden.
Warum die Super League?
Nicht erst die Corona Pandemie zeigt auf, dass viele Fußballclubs hoch verschuldet sind. Der Anspruch von sportlichem Erfolg ist unlängst mit Geld verbunden: horrende Ablösen für Spieler, Trainer und Zahlungen für Berater sorgen dafür, dass die Verbindlichkeiten weiter steigen. Das weiß auch JP Morgan. Die US-amerikanische Investmentbank würde die 3,5 Milliarden dazu steuern, die die Gründungsmitglieder erhalten, weil sie dort antreten. Der Fußball ist vor allem in Europa ein traditionelles Gut, das verbindet. In anderen Ländern jedoch werden Sportveranstaltungen als Event gesehen und genau das soll genutzt werden, damit der neue Markt ausgeschöpft werden kann!
Neues Champions League Modell?
Für die UEFA sowie die FIFA ist es nicht logisch, dass die Vereine diesen Weg gehen wollen und sie drohten mit Sanktionen gegen diese Clubs! Geldstrafen im dreistelligen Millionenbereich, aber auch Ausschluss der Spieler von internationalen Wettbewerben. Dies beziehe sich nicht nur auf die Club-Wettbewerbe, sondern auch auf die Wettbewerbe der Nationalmannschaften. Dies würde heißen, dass die Spieler automatisch auch nicht mehr für die Nationalmannschaft antreten könnten.
Die Champions League und dessen Initiator, die UEFA, haben eine Reform geplant und erweitert, um eine Super League zu verhindern. Das Modell stockt das Turnier von 32 auf 36 Mannschaften auf und schafft einen Rettungsschirm für zwei Mannschaften, wenn die Leistung in der Liga nicht ausreichend war, sich über die Platzierung zu qualifizieren. Es scheint so, dass man sicher gehen möchte, dass die marktstärksten Clubs eine Garantie bekommen. So habe die UEFA auch das Financial Fair Play abgemildert, so dass die es einfacher scheint für Investor:innen, sich im Fußball zu engagieren und zu investieren.
:Abena Appiah
Kommentar. Wer die Idee für diese Form einer „Super League“ hatte, hat wohl in den letzten zehn Jahren kaum Fußball geschaut.
Europäischer Fußball bewegt sich bereits seit dem Kauf des FC Chelsea vom russischen Milliardär und Oligarchen Roman Abramowitsch im Jahre 2003 in eine gefährliche Richtung, die nun kurz auf einem neuen Niveau angekommen zu sein scheint. Auf Abramowitsch folgten noch zahlreiche weitere Investor:innen, die in den Sportgiganten Europas ein rentables Geschäft witterten. So ist beispielsweise Paris SG in Besitz eines katarischen Geschäftsmannes oder Manchester City in der Hand eines Mitgliedes der Herrscherfamilie Abu Dhabis, während Red Bull Chef Dietrich Mateschitz seit geraumer Zeit damit beschäftigt ist, die Werbung für seine Zuckerbrause auch im Leistungssport omnipräsent zu machen.
Das finanzielle Problem im beliebtesten Sport der Welt: in der Regel zieht ein Ligaspiel gegen Newcastle United oder Arminia Bielefeld nicht so viele Zuschauer (und damit Fernsehgelder) wie ein internationales Pokalspiel gegen Real Madrid oder Juventus Turin. Deshalb suchten Geschäftsvertreter:innen der größten Klubs händeringend nach Möglichkeiten die immer gleichen großen Namen möglichst häufig gegeneinander antreten zu lassen und dabei jegliches Risiko auszuschließen, wegen fehlender sportlicher Leistung einmal aus dieser Gelddusche aussteigen zu müssen. Dass die Champions League ab dem Viertelfinale zwar meistens ohnehin nur noch aus diesen Vereinen besteht, reichte nicht, denn dafür muss man sich ja vorher zumindest noch qualifizieren. So kommt es dann auch, dass Arsenal London seit 2004 keinen Ligatitel mehr erringen konnte und trotzdem für die Super League nominiert wurde, während Leicester City, das seit einigen Jahren deutlich erfolgreicher ist und 2016 sogar überraschend Meister werden konnte, nicht berücksichtigt wurde.
Die Funktionär:innen haben anscheinend vergessen, was Fußball und auch den Sport an sich ausmacht: die Unberechenbarkeit. Stattdessen setzen sie auf Marken und wollen uns für immer das gleiche Produkt verkaufen. Wen interessiert es denn dabei noch, welcher Scheich wie viele Millionen auf den Tisch gelegt hat, um einen künstlich erzeugten Titel zu erwirtschaften?
:Henry Klur
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