Bild: Symbolbild, Utopie vs. Realität Bild:bena/leda

 

Hinter dem Regenbogen ist nicht alles, was glitzert, Gold. Auch wenn viele Rechte Errungen worden sind, werden noch heute Menschen aufgrund ihrer sexuellen orientierung oder Geschlechtsidentät gefoltert und verfolgt. Und auch innerhalb der Community werden nicht immer alle Menschen als Gleichwertig angesehen und müssen sich bestimmten Vorurteilen stellen.

All or nothing?

Kommentar. Love is love! Wir sind alle gleich! Leider ist dies auch innerhalb der LGBTQIA*-Community noch keine Realität.  

Als schwuler, weißer cis-Mann stehst du über einem POC trans-Mann! Es ist normal, dass homosexuelle Menschen keine bi- oder pansexuellen Menschen daten würden, denn diese sind schließlich nur unentschlossen und würden eine:n eher betrügen. Und das ,,A‘‘ steht doch eh für ,,Allies‘‘ oder gab es da noch was…? Leider alles Realität: Innerhalb der LGBTQIA*-Community herrschen immer noch eine Menge Vorurteile. Einige sexuelle und geschlechtliche Orientierungen werden eher akzeptiert als andere; für ihre Belange setzen sich mehr Menschen ein. 

Auch scheint man einige Mitglieder der Community immer wieder daran erinnern zu müssen, dass die LGBTQIA*-Bewegung nicht in einer Blase steckt. Ihr habt nichts mit Black Lives Matter am Hut? Man kann nicht an allen Fronten gleichzeitig kämpfen? Doch wie kann man sich für die Rechte der LGBTQIA*-Community einsetzen, ohne auch die Probleme der BiPOC-Mitglieder zu beachten? Es gab schon immer Menschen mit verschiedenen ethnischen oder religiösen Hintergründen, Behinderungen und unterschiedlichen Hautfarben, die nicht nur Teil der Community sind, sondern sich auch für diese einsetzen. Hier lässt sich Stonewall als Beispiel anführen, doch ist dies nur eins aus einer endlosen Liste. 

Oftmals liegen all diese Exklusivitätstendenzen an einem von drei Gründen: Erstens habe man einfach nie daran gedacht, da man selbst einer der privilegierten Gruppen angehört. In diesem Fall: Das ist dein Weckruf. Problem geklärt? Zweitens liegen schlechte Erfahrungen vor, die jemand mit einem individuellen Menschen gemacht hat, und diesen nun als repräsentativ für eine ganze Gruppe sieht. Drittens kann es an altbackenen, unreflektierten Vorurteilen liegen: Bisexuelle Menschen könnten nicht monogam sein, transsexuelle Frauen seien keine „,richtigen“‘ Frauen, (füge wahllose konservative, abwertende Gedankenbilder ein). Dabei sollten es doch gerade Menschen, die selbst mit Diskriminierung konfrontiert wurden, besser wissen! Bitte verfallt nicht in dieselben Muster, die Ihr bei anderen kritisiert. Damit alle gleichgestellt sind, müssen sich nicht nur die Menschen außerhalb, sondern auch innerhalb der LGBTQIA*-Community verbessern.     

 

 

In Polen wurde bereits knapp ein Drittel des Landes zur „LGBT-freien-Zone“ erklärt: Knapp 100 Lokalregierungen sind der Kampagne, die 2019 von der rechtskonservativen Wochenzeitung Gazeta Polska gestartet wurde, gefolgt. Alles zum „Schutz“ für Kinder und Familien vor „homosexueller Propaganda“ und „moralischem Verfall“. Zudem wollen sie sich von jeglichen Aktivitäten, die zu Toleranz für Personen der „LGBT-Community“ beitragen würden, fernhalten. Diese „Anti-LGBT“-Haltung wurde von der rechtspopulistischen Regierungspartei (PiS), die sich für ein „klassisches“
Familienbild einsetzt, sowie von katholischen Priestern und ultrakonservativen Organisationen unterstützt.  

 

 

Liebe Frau Rowling, warum?

Nachdem J. K. Rowlings transphobe Tweets kritisiert wurden, veröffentlichte sie ein langes Statement: Sie möchte erklären, warum ihre Aussage nicht diskriminierend sei. Ihre Differenzierungen zwischen cis- und trans-Frauen wären nur darauf begründet, dass sie cis-Frauen beschützen wolle. Stattdessen argumentiert sie jedoch eher, dass sie die Probleme von cis-Frauen über die von trans-Frauen stellt.
Es ist eine altbekannte Geschichte, die sie hinter einem emotionalen Schreibstil und vielen Versicherungen, dass sie selbst ein Trans-Ally sei, versteckt. Wir finden hier die typische Argumentation eines Menschen, der seine eigene Transphobie nicht erkennt: der stetige Versuch der Verbreitung von Angst, dass mehr Rechte für trans-Frauen die Rechte und Sicherheit von cis-Frauen einschränken würden. Dies geschieht mittels exemplarischer Situationen, beispielsweise ,,when you throw open the doors of bathrooms and changing rooms to any man who believes or feels he’s a woman‘‘ (man beachte, wie sie hier von einem ,,man‘‘ und ,,he‘‘ spricht, der sich nur wie eine Frau fühle). 

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Rowling berichtet auch von ihren eigenen Erfahrungen mit häuslicher Gewalt – an anderer Stelle ein guter Weg, das Problem sichtbarer zu machen, hier jedoch problematisch. Durch Mitgefühl und Verständnis für ihre Probleme werden, die von Trans-Frauen überschattet. So schlimm ihre Erfahrungen auch sind, sie erzählt damit ein gefährliches Narrativ: Da sie selbst ein Opfer war und verletzt wurde, könnte sie unmöglich andere Menschen verletzen. Gerade als Mensch mit einer großen Fan-Base – denn Rowling prägte die Kindheit des Großteils einer Generation – besteht die Gefahr, dass andere Menschen diese Argumentation übernehmen und selbst zur Rechtfertigung von Diskriminierung verwenden.      

 

 

 

 

Die US-Regierung hat das Schutzrecht gegen Diskriminierung gegenüber Transpersonen im Gesundheitswesen zurückgenommen. Während noch unter Präsident Obama die Definition von Geschlecht im Jahr 2016 im Gesundheitswesen über das biologische Geschlecht ausgeweitet wurde, um alle Geschlechtsidentitäten erfassen zu können, heißt das „Geschlecht“ unter Trump „männlich“ oder ,,weiblich“ oder „wie von der Biologie bestimmt“. Für Menschen, die sich nicht mit ihrem biologischen Geschlecht identifizieren, ist es ein herber Rückschlag. So können die Ärzt:innen und Versicherungen, die Versorgung der Menschen verweigern. 

Als erste Region weltweit nahm Bermuda die „Ehe für alle“ zurück. Im Jahr 2017 wurde auf der Inselgruppe im Atlantik die gleichgeschlechtliche Ehe nach einem Urteil des obersten Gerichtshofs gesetzlich eingeführt. Schon damals war dieser Schritt in der Gesellschaft nicht unumstritten. Im Jahr 2018 dann die Kehrtwende: Ein neues Gesetz wurde eingeführt, um die zerstrittenen Parteien zueinander zu führen. Jedoch besagt dieses, dass eine Ehe nur zwischen Mann und Frau geschlossen werden kann. In gleichgeschlechtlichen Beziehungen können die jeweiligen Partner:innen zwar medizinische Entscheidungen treffen oder erben, jedoch nicht offiziell heiraten. 

 

:Charleena Schweeda und Abena Appiah

 

 

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