Bild: Aluhüte: Strahlenschutz seit der Erfindung von Alufolie , Verschwörungstheorien – Warum ein Zufall nicht reicht Bild:kiki

Im Moment scheint die Welt Kopf zu stehen und es scheint mehr Theorien als je zuvor zu geben, warum das so ist. Wirklich neue Nachrichten sind das aber nicht. Vielmehr lässt sich das ganze ziemlich gut erklären. 

Es soll schon im alten Rom und Griechenland so etwas wie Verschwörungstheorien gegeben haben. Diese also als eine Erscheinung des 20. und 21. Jahrhunderts darzustellen, wäre ein massiver Fehler. Tatsächlich ist die Anzahl der Menschen, die an solche Theorien glauben, in den letzten 100 Jahren wahrscheinlich sogar gesunken. Dennoch glaubt, je nach Umfrage, jede:r zweite Amerikaner:in an irgendeine Form der Verschwörungstheorie. Ob nun Rothschild, Illuminati oder linke Gehirnwäsche, viele Theorien stammen noch aus dem letzten Jahrhundert und lassen sich immer wieder angemessen recyceln für einen bestimmten Anlass. Doch was genau sind Verschwörungstheorien? Wie funktionieren sie? 

Es ist wohl unumstritten, dass Verschwörungstheorien einen schnellen Ausweg bieten. Was sonst nur eine Reihe von unglücklichen Zufällen ist, die sich wahllos aneinanderreihen, wird plötzlich zu Zusammenhängen umformuliert, die ein Muster ergeben. Dies lässt sich gut Anhand des Terroranschlags am 11. September beobachten. Für viele Menschen wirkte dieser Anschlag absolut unvorhersehbar und ohne Muster, weil es auch für die meisten keinen anderen Anschein dafür gab, dass so etwas passieren könnte. Durch blöde Zufälle/fehlerhafte interne Kommunikation wurde es versäumt, gewisse Dinge aufzudecken und Schlimmeres zu verhindern. Ein absoluter Kontrollverlust, der für viele (verständlicherweise) aber eine Erklärung braucht – es kann doch nicht sein, dass das so passiert ist.  

In einer Studie des Psychologen Jan Willem Prooijen zeigte sich, dass Menschen in Unsicherheit oder unkontrollierbaren Situationen mehr dazu tendierten, Verschwörungstheorien zu glauben. Des Weiteren tendiert der Mensch nach Forschungsarbeiten der Psychologen Patrick Leman und Marco Cinnirella dazu, bedeutenden Ereignissen bedeutende Ursachen zu geben. Ein Zufall reicht nicht einfach aus als Grund, warum sich das gesamte eigene Leben plötzlich ändert. Die Folge: Wir versuchen die Gründe, warum alles außer Kontrolle rudert, in den falschen Zusammenhängen zu finden. Warum haben wir also jetzt das Gefühl, dass im Moment besonders viele Menschen an Verschwörungstheorien glauben? Weil es wahrscheinlich so ist. Wir leben in Zeiten eines großen kollektiven Kontrollverlusts und Angst – alles Dinge, die mit Verschwörungstheorien in Zusammenhang gebracht werden konnten. Es sollte also kein Wunder sein, dass viele Menschen zu Verschwörungstheorien neigen. Wem kann man es auch vorwerfen?  

Das Problem dabei ist aber, dass Menschen, die an Verschwörungstheorien glauben, weniger bereit dazu sind, mit Behörden zu kooperieren oder überhaupt gesellschaftlich zu kooperieren. So ist es durchaus unproblematisch, dass eine Person nicht an Impfungen glaubt, aus welchen Gründen auch immer, solange diese kooperiert und sich an geltende soziale Pflichten hält. Problematisch wird es, wenn diese Person die Impfung des eigenen Kindes verweigert und somit das Risiko für alle Beteiligten, sich mit einer gewissen Krankheit anzustecken, um einiges steigert. So können Verschwörungstheorien psychologisch durchaus beruhigen – zumindest erklären sie uns eine chaotische Situation. Jedoch führen Verschwörungstheorien auch dazu, dass Menschen schneller Unwillen zeigen, sich einem Konsens unterzuordnen und lösen somit wirklich problematische Situationen aus, in denen fremde Menschen gefährdet werden könnten. Auch können Verschwörungstheorien schädlich sein, wenn diese ganze Bevölkerungsgruppen angreifen und vermehrt auf Zustimmung treffen – man denke hier an die Verbrechen des Nationalsozialismus. Die Existenz von Verschwörungstheorien sollten also immer kritisch beurteilt werden, egal wie absurd sie wirken mögen.    

:Gerit Höller

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