Fußballtradition. Am 23. Oktober hatte das Zittern ein Ende. Die Spielgemeinschaft aus Wattenscheid zog die erste Mannschaft vom Spielbetrieb in der Regionalliga West zurück.
Nach dem angemeldeten Insolvenzverfahren von Dr. Anja Commandeur hoffte der Verein bis zuletzt, dass Sponsor*innen zur Aufrechterhaltung des Spielbetriebs finanzielle Unterstützungen leisten können, jedoch hatten die Gespräche mit den Geldgeber*innen nicht den gewünschten Verlauf genommen. Das Engagement im und um den Verein war zwar groß, dennoch zog Commandeur folgendes Fazit: „Ich bin sehr enttäuscht, dass es trotz des hohen Engagements vieler Personen aus dem Verein und dessen Umfeld nicht gelungen ist, Sponsoren für die Finanzierung des Spielbetriebs zu gewinnen.“ Diese Nachricht schlug schnell Wellen in den gängigen Sportgazetten und hinterließ eine traurige Grundstimmung bei den Anhänger*innen der SG. Marco Ostermann, ehemaliger Teammanager und Aufsichtsratsmitglied, zeigte sich bestürzt: „Es ist traurig, dass wir nicht mehr in der Regionalliga auftreten können. Vor allem für die Spieler und Mitarbeiter des Vereins tut es mir leid. Ihre persönlichen Schicksale liegen mir besonders am Herzen.“ Dennoch sei er froh, dass die Jugendabteilung des Clubs vorerst gerettet ist. Dies verbucht auch der Verein im offiziellen Statement zum Aus der ersten Mannschaft in der Regionalliga und zur Rettung der Jungspieler als Teilerfolg, denn „eine Gruppe engagierter Privatleute und Unternehmer bringt die notwendigen Mittel auf, um den Spiel- und Trainingsbetrieb der Jugendabteilung für die laufende Saison zu sichern.“ Denn das Ziel ist es, dass der zukünftige Vorstand sich aus diesen Reihen neu aufstellt und neues Vertrauen sowie ein Zukunftskonzept präsentiert.
Für Fans des Wattenscheider Fußballs ist der Schockmoment immer noch groß. „Ich bin extra aus Altenkirchen angereist. Wattenscheid ist meine Heimat. Hier bin ich geboren und durfte mit 19 die Hochphase dieses Clubs miterleben und das werde ich nie vergessen“, blickte Thomas Berger, ein langjähriger Fan der Spielgemeinschaft, auf die Zeit zurück. Deswegen sei es doppelt so traurig für ihn, dass die erste Mannschaft momentan nicht im Spielbetrieb ist. Er kam mit seiner drei jährigen Tochter zum Lohrheide Stadion, um sich zu verabschieden. „Fußball sowie Wattenscheid gehören zu meinem Leben dazu und das möchte ich auch an meine Tochter weitergeben. Deswegen sind wir hier!“ fügte er an. Für Berger sei klar, warum der Verein scheiterte: die Jahre unter dem ehemaligen Vorsitzenden Jacob. Trotz aller Traurigkeit blickte er aber auch nach vorn. „Schauen Sie doch mal, wer seinen Start bei Wattenscheid hatte. Das sagt einiges über den Verein und die Region aus. Aus diesem Grund bin ich wirklich froh darüber, dass wenigstens die Jugendabteilung des Clubs erhalten bleibt.“ Einige Spieler wie die Altintop-Zwillinge es in die Bundesliga und bis nach Madrid geschafft hatten.
Ähnliche Worte fand auch Marco Ostermann, der das Ende auch als Neustart sieht und sagt, dass der Verein in den nächsten Monaten Zeit habe, zu schauen, was die beste Option sei. Ob dies in der Verbands- oder Oberliga stattfinden würde, müsse man sehen. Ihm ist nur wichtig, dass die Fans wissen müssen, dass jede*r gefordert sei und man Leute brauche, die sich aktiv einbringen können und wollen.
Die Fanabteilung des Vereins lädt am 10. November zum Neustart bei dem Spiel in der A-Junioren Bezirksliga gegen SSV Buer 07/28 ein.
Treffpunkt ist der Kunstrasenplatz Berliner Straße. Alle Gäst*innen können es sich für 6 Euro beim Currywurst All-you-can-eat schmecken lassen.
:Abena Appiah
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