Bild: Der Forschungsstand Bild: sat

Studie. Vor allem junge Frauen sind häufiger von übergriffigem Verhalten betroffen. Dennoch ist der Forschungsstand dazu in Deutschland noch recht gering.

Zu Stalking gibt es in der Gesamtbevölkerung bereits eine gute Forschungsgrundlage. Doch im Unibereich bleibt das Thema weiterhin nur sehr gering erforscht: „Da ist diese Studie noch das Referenzwerk“, so die Sozialwissenschaftlerin Dr. Katrin List, die an der Fakultät für Rehabilitationswissenschaften der TU Dortmund arbeitet. Sie verfasste 2012 zusammen mit dem RUB-Kriminologen Dr. Thomas Feltes den Länderbericht Deutschland der europäischen Vergleichsstudie „Gender-Based Violence, Stalking and Fear of Crime“. In der Studie wurden Studentinnen über ihre Erfahrungen mit Belästigung, Stalking und sexualisierter Gewalt befragt. In der Gesamtbevölkerung liegt der Anteil derer, die gestalked wurden, bei etwa 15 Prozent, wie eine repräsentative Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen von 2015 zeigte.

Im Länderbericht gaben 42,5 Prozent der Studentinnen in Deutschland an, Stalkingerfahrungen gemacht zu haben, 23 Prozent machten diese Erfahrung während des Studiums. Am häufigsten fielen darunter unerwünschte Telefonanrufe. Weiter unterscheidet die Studie Stalkingfälle, die mit einem Bedrohungsgefühl verbunden sind. Der Anteil derer, die sich akut bedroht fühlten, liegt bei 10 Prozent. Die erlebten Situationen, bei denen sich die Betroffenen am häufigsten bedroht fühlten, waren solche, in denen sie angegriffen wurden oder andere Übergriffe stattfanden. Auch Drohungen gegen die Betroffenen führten häufig zu einem Angstempfinden. Rund 30 Prozent der Fälle entstammen aus einer Beziehung oder Ex-Beziehung. In der Gesamtbevölkerung liegt diese Zahl bei 40 Prozent. Bei Studentinnen liegt der Anteil aus der Bekanntschaft bei 40 Prozent, in der Gesamtbevölkerung bei 22 Prozent. Völlig unbekannt waren den Studentinnen 27 Prozent der Stalkenden.

Stalking wurde vor allem in den vergangenen Jahren relevanter, da Soziale Medien und neue Technologien in der Lage sind, „Stalking-Fälle noch mehr auszuweiten. Also, dass es einfach zu mehr Stalking-Fällen kommt, weil diese Medien dazu so geeignet sind“, betont List. Besonders in Anbetracht dessen gebe es Nachholbedarf. Einen wesentlich breiteren Forschungsstand gibt es dagegen im angelsächsischen Raum, merkt List an. Die Ergebnisse, zu denen die dortigen Studien kommen, decken sich im Allgemeinen mit denen des Länderberichts. Allerdings seien Universitäten im englischensprachigen Raum bereits deutlich weiter, konkrete Maßnahmen im Umgang mit Stalking oder übergriffigem Verhalten anzubieten. Vor allem gebe es dort deutlich mehr Sensibilisierungs-Angebote auch für Männer in allen Bereichen von übergriffigem Verhalten. Diese seien auch in Deutschland notwendig, bestätigt List: „Damit dann geklärt wird: Was ist eigentlich so ein Übergriff? Welches Verhalten gehört dazu? Wie wird es empfunden? Und wie ist es zu vermeiden? Solche Kurse sind sicherlich hilfreich.“

:Stefan Moll
 

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