Bild: Proteste gegen Rassismus: Einige Spieler der NFL boykottieren das Stehen während der Hymne. , Super Bowl LIII

Football. Am 3. Februar findet der 53. Super Bowl im „Mercedes Benz Stadium“ in Atlanta statt. Die New England Patriots und die Los Angeles Rams spielen in der Nacht von Sonntag auf Montag um die begehrte Vince Lombardi Trophy.

Der Super Bowl ist weltweit eines der größten Sportereignisse. Rund 800 Millionen Menschen schauen sich weltweit das Spektakel an. Das wissen auch die Unternehmen. Für die 30- minütige Pause sind die begehrten Werbeplätze wiederholt innerhalb kürzester Zeit verkauft gewesen.

In diesem Jahr liegen die Kosten für einen eigens nur für den Super Bowl produzierten 30-Sekunden-Werbespot bei knapp 5,2 Millionen Dollar, was hunderte Millionen in die Kassen der NFL spülen. Die Marketingexpert*innen vermuten, dass die Spots politischer werden, da nächstes Jahr die Präsidentsschaftswahlen anstehen. Unternehmen wie Coca Cola setzen für ihre Spots auf ein gemeinsames Miteinander und zeigen mehr Diversität und Akzeptanz im Land.

Hymnenprotest

Der ehmalige Quaterback der San Francisco 49ers Colin Kaepernick blieb das erste Mal im August 2016 während der Nationalhymne auf den Knien. „Ich werde mich nicht hinstellen und stolz auf eine Flagge sein, die für ein Land steht, das Schwarze und andersfarbige Menschen unterdrückt. Für mich ist dieses Thema größer als Football und es wäre selbstsüchtig, wenn ich einfach wegschauen würde“, meinte Kaepernick damals. Und bis heute ist seine Protestaktion, deren Anlass die wiederholte Polizeigewalt gegen Schwarze war, allgegenwärtig. Mit seiner „Know your Rights“-Bewegung bietet Kaepernick jungen Schwarzen die Möglichkeit, sich weiterzubilden und sich in rechtlichen Grundlagen zu schulen. Im September vergangenen Jahres arbeitete der ehemalige Spieler mit Nike im Rahmen des 30-jährigen Jubiläums des Slogans „Just do it“ zusammen. Die Reaktionen hätten verschiedener nicht sein können: während die Nike Aktien stiegen, riefen einige, die seine Meinung nicht teilten, zum Boykott auf und verbrannten ihre Nike Sachen.

Berühmter Support

Auch Stars wie Rihanna, Cardi B oder Jay-Z unterstützen Kaepernick. Was für viele Künstler*innen als eine Ehre angesehen wird, lehnten sie ab: Einen Auftritt während der legendären Halftimeshow. Damit werden sie sich vorerst nicht in die Riege der großen Künstler*innen einreihen, die bei der Halftimeshow performt haben. Dennoch hat die NFL eine Band gefunden, die das Angebot angenommen hat. Maroon 5 wird der diesjährige Headliner des Super Bowls, was  für viele nicht verständlich ist, da Atlanta als „Black Mecca“ und die Hauptstadt des Hip-Hop galt. Um dieser gerecht zu werden, treten neben Maroon 5, Travis Scott und Big Boi von dem Duo Outkast, das aus Atlanta kommt, auf.

:Abena Appiah

Seriensieger New England

Wie bereits vor einem Jahr stehen erneut die New England Patriots im Super Bowl. Während es im letzten Endspiel eine Niederlage gegen die Philadelphia Eagles gab, will das Team aus Foxborough, Masachusetts in diesem Jahr wieder zum großen Wurf ausholen. Generell sind die Patriots auch eher erfolgsverwöhnt: seit 2001 stand das Team achtmal im Super Bowl, wobei sie fünfmal gewannen. Nicht zuletzt wegen dieser Erfolge hat das Franchise mittlerweile auch eine große Fangemeinde in Deutschland aufgebaut. Bekanntester Spieler des Teams ist ohne Zweifel Quarterback Tom Brady.  Von vielen als bester Spieler aller Zeiten auf seiner Position bezeichnet, war der 41-Jährige an allen fünf Titeln maßgeblich beteiligt. Doch nicht nur auf dem Feld haben die Patriots ausgezeichnetes Personal. Headcoach Bill Belichick gilt als einer der besten Trainer der NFL-Geschichte. Seit 2000 ist er für das sportliche Abschneiden der Patriots verantwortlich. Mit seinen taktischen Rafinessen, einem gute Auge bei der Verpflichtung von Neuzugängen sowie der Fähigkeit, alles aus seinen Spielern herausholen zu können, ist er maßgeblich für den Aufstieg der Patriots zu einem Topteam in diesem Jahrhundert verantwortlich.

Neuanfang in L.A.

Den Patriots entgegen stellen sich die Rams aus Los Angeles. Nach Jahren der Bedeutungslosigkeit – zuletzt gewannen sie 2000 den Super Bowl – hat das Team aus Kalifornien endlich wieder zurück in die Spur gefunden. Mit 13 Siegen in der Regular Season waren sie das erfolgreichste Team in dieser Spielzeit. Dabei spielen für den aktuellen Höhenflug einige Faktoren eine Rolle. Quarterback Jared Goff, der 2016 gedraftet wurde, hat in diesem Jahr gezeigt, dass er sein Team durch die Play-Offs führen kann und entwickelte sich zu einem Topspieler. An der Seitenlinie glänzt Sean McVay, der 2017 mit 30 Jahren zum jüngsten Headcoach der NFL-Geschichte wurde. Seine Handschrift ist deutlich zu erkennen und hat sowohl in Offensive als auch Defensive für deutlich mehr Stabilität gesorgt. Doch auch außerhalb des sportlichen stehen die Zeichen auf Neuanfang: Neben frischem Wind auf dem Trainerposten und neuer Offensivpower haben die Rams auch ein neues (altes) Zuhause gefunden. 2016 zog das Team von St. Louis zurück nach Los Angeles, wo das Franchise bereits bis 1994 beheimatet war. In die Zeit in St. Louis fällt jedoch die letzte Super Bowl-Teilnahme der Rams: 2002 verlor man das Endspiel mit 20:17. Der damalige Gegner: Die New England Patriots.

Tom Brady

Er gilt als bester Quarterback der NFL-Geschichte: Tom Brady von den New England Patriots. Der 41-Jährige spielt in diesem Jahr bereits seinen neunten Super Bowl. Und ein Ende ist noch lang nicht in Sicht.

Ein Steal bezeichnet im Amerikanischen Sport einen Spieler, den man weit unter seinem eigentlichen Wert verpflichtet. Wenn es danach geht, müsste es sich bei Tom Brady um den größten Steal der NFL-Geschichte handeln: Normalerweise werden Top-Quarterbacks meist an erster Stelle im Draft, der jährlichen Auswahl der College Spieler durch die Profi-Teams, gewählt, doch Brady kam im Jahr 2000 erst an 199. Stelle zum Zug. Während damals kaum ein Team in ihm einen künftigen Superstar gesehen hatte, ist er heute einer der erfolgreichsten Spieler aller Zeiten. Neben Rekorden in den wichtigsten Quarterback-Statistiken führte er sein Team fünfmal zum Gewinn des Super Bowl. Und während die meisten Spieler im Alter in ihrem Leistungsvernögen abbauen, spielt der mittlerweile 41-Jährige seit Jahren auf konstant hohem Niveau. Körperlich hält sich Brady topfit und steht den jüngeren Quarterbacks der Liga in nichts nach. Deshalb wird ein Karriereende wohl noch einige Saisons auf sich warten lassen, wobei auch sein durchschnittliches Jahresgehalt von 15 Millionen Dollar mit Sicherheit eine Rolle spielt. Und vielleicht macht es ihm auch einfach zuviel Spaß, die Teams zu bestrafen, die ihn damals nicht verpflichten wollten…

:Philipp Kubu

 

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