Bild: Berlins SHKs legen den Lehrbetrieb lahm

Tarifverhandlungen. Während die Verhandlungen zwischen IG Metall und den ArbeitgeberInnen vor Kurzem ohne Ergebnis abgebrochen wurden, ereignet sich in Berlin ein ungewöhnlicher Arbeitskampf. Die studentischen Hilfskräfte (SHK) der Berliner Universitäten streiken.

An den Lehrstühlen der Berliner Unis muss die/der eine oder andere ChefIn in nächster Zeit selbst kopieren, Evaluationsbögen auswerten und Literaturrecherchen durchführen. Der Grund sind 8.000 studentische Beschäftigte. Diese wurden gemeinsam von ver.di und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) zu Warnstreiks aufgerufen. Am 16., 23., 24. und 25. Januar folgten sie diesem Ruf dann jeweils bis zu 1.000 studentische Hilfskräfte, denn im ersten SHK-Streik seit 32 Jahren geht es um mehr als studentische Renitenz. n Berlin geht es um grundlegende Verbesserungen der Arbeitsbedingungen. Nach fast 17 Jahren ohne Anpassung stagniert der Stundenlohn konstant bei 10,98 Euro – bei einer Inflation von rund 25 Prozent. Zu wenig, finden die Berliner SHKs. Nachdem im Jahr 2011 Verhandlungen der studentischen Beschäftigten aufgrund unzureichender Beteiligung und Organisierung gescheitert waren, hat man aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. Mit gleich zwei Gewerkschaften im Rücken kämpft man seit mehr als zwei Jahren um einen neuen Tarifvertrag, nachdem der aktuelle am 1. Januar dieses Jahres ausgelaufen war. 

Ein weiter Weg

Neben einer Lohnerhöhung um 27 Prozent fordern die Streikenden eine automatische Anpassung an die Lohnsteigerung anderer Beschäftigter der Hochschule, eine Mindestbeschäftigung von vier Semestern, mindestens 40 Stunden Beschäftigung im Monat und weitere Verbesserungen der Arbeitsbedingungen. Der Prekarisierung studentischer Beschäftigter soll in Berlin ein Riegel vorgeschoben werden. Um ihr Ziel zu erreichen, konnten die InitiatorInnen des Streiks bereits über 1.000 Neumitgliedschaften in den beiden am Arbeitskampf beteiligten Gewerkschaften verzeichnen. Grund für die fast ungebrochene Solidarität – die InitiatorInnen berichten nur von vereinzelten verärgerten Studierenden, die um ihre Tutorien fürchten – ist unter anderem das als unverschämt angesehene Angebot seitens der ArbeitgeberInnen von 44 Cent pro Stunde aus dem vergangenen Sommer.  „Das Wort Verhandlungen beinhaltet ja, dass man bereit ist, ein Stück weit von den ursprünglichen Forderungen abzuweichen, das ist der ganz normale Prozess. Bisher waren die Gegenangebote der Hochschulen allerdings so weit von unseren Vorstellungen entfernt, dass sie als Verhandlungsgrundlage nicht in Frage kamen“, betont Laura von der Initiative TVStud Berlin. Aber: „Sollten sie [die ArbeitgeberInnen, Anm. d. Verfassers] ein deutlich verbessertes Angebot vorlegen, sind auch wir bereit, ein Stück weit auf sie zuzugehen und Abstriche zu machen.“

Internationale Solidarität 

Unterstützung bekommen die Streikenden nicht nur von den Gewerkschaften und den meisten Studierenden, sondern teilweise auch von den eigenen ChefInnen: Der Berliner Politik- und Sozialwissenschaftler Prof. Samuel Salzborn rief via Twitter zur Unterstützung des Streiks auf: „Mal ehrlich: Ohne stud. Mitarbeiter/innen würde an den Unis doch nix laufen. Also: ruhig mal Streikforderungen unterstützen!“ Internationale Solidaritätsbekundungen bekamen die SHKs sogar aus dem mexikanischen Oaxaca, die Bildungsgewerkschaft CNTE sendete Grüße nach Berlin.

:Justinian L. Mantoan

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