Fünfeinhalb Jahre hat es gedauert, bis Kettcar ihr neues Album ICH VS. WIR veröffentlicht haben. Zwischenzeitlich konnte man fast glauben, die Urgesteine aus Hamburg hätten sich heimlich getrennt, aber nichts da. Kettcar schafft den Spagat zwischen Wandel und Beständigkeit. Sie malen romantisch schäbige Bilder, die wir gut kennen: „Dosenbier und Chio-Chips// Rauchen bis die Augen brennen// Die ganze Scheiße mitsingen können“. Gewohnt emotional, gewohnt kantiger Marcus-Wiebusch-Gesang. Ganz klassischer Gitarrenpop der Hamburger Schule. Typisch Grand Hotel van Cleef. Aber „Ich vs. Wir“ ist auch ungewohnt politisch. Textlich geht es oft um Empathie. In der Vorabsingle Sommer ’89 (Er schnitt Löcher in den Zaun) erzählt Wiebusch die Geschichte eines Fluchthelfers zu DDR-Zeiten. Auch in anderen Songs erzählt Wiebusch die Geschichte verschiedener Individuen. Mal verständnisvoll und mal wütend, wie in Wagenburg. Am Ende bleibt eine vertraut emotionale, aber neu nervöse Aufgeregtheit. Vielleicht genau das Gefühl, das wir in Zeiten neubelebter rechter Bewegungen haben sollten.
:asch
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