Gesundheit. Homosexuelle Männer dürfen 365 Tage keinen Sex haben, wenn sie Blut spenden wollen. Ist das wirklich notwendig?
Bisher waren Männer, die mit Männern Geschlechtsverkehr haben, von der Blutspende ausgeschlossen. Laut der Deutschen Aids-Hilfe sind statistisch gesehen Männer, die gleichgeschlechtlichen Sex haben, häufiger mit HIV oder Hepatitis C infiziert. Deshalb wurden sie bisher pauschal und lebenslang vom Blutspenden ausgeschlossen. Der Blutkonservenmangel und das vom Europäischen Gerichtshof ausgehende Verbot der Diskriminierung sexueller Ausrichtung führen dazu, dass die Richtlinien zur Blutgewinnung neu überarbeitet wurden.
Der deutsche Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) hat das Spenderverbot überprüft. In einer Arbeitsgruppe bei der Überprüfung kam man zu dem Ergebnis, dass zwölf Monate nach dem Sex kein erhöhtes Risiko mehr bestehe. Außerdem seien die Forschungsmethoden sehr gut entwickelt, so dass Erreger zeitnah erkannt würden. Die Blutspende sei damit sicher. Die Deutsche Aids-Hilfe sieht diese Frist weiterhin als diskriminierend an. Schließlich könne man eine HIV-Infektion heute schon innerhalb von sechs bis acht Wochen ausschließen, so würden nur unnötig weiterhin viele Menschen nicht berücksichtigt.
Schwammige Formulierungen
Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) kritisiert die Richtlinie aufgrund mangelnder Details darüber, ab wann die zwölf-monatige Rückstellungsfrist beginnt. „Aus dem Gesamtzusammenhang des Textes kann man schließen, dass die Rückstellungsfrist offenbar mit dem letzten Sexualverkehr beginnen soll. Ebenso wenig wird in den Richtlinien erläutert, was die Verfasser unter Sexualverkehr verstehen. Deshalb ist offen, ob damit nur Beischlaf und beischlafsähnliche Handlungen (Anal- und Oralverkehr) gemeint sind oder auch wechselseitige Masturbation“, heißt es in der Stellungnahme.
:Katharina Cygan
0 comments