Der Generation Y wird so einiges nachgesagt: Man sei nur auf Individualität und Selbstverwirklichung aus, Idealismus par exellence. Die bis November laufende Studie „Generation What“ geht der Frage auf den Grund, was die 18 bis 34-jährigen in Europa bewegt. Fest steht: Das deutsche Bildungssystem wird stark kritisiert.
Seit Frühjahr 2016 haben europaweit 920.000 UserInnen aus 35 Ländern ihre Meinung zu Themen wie Bildung, Arbeit, Soziales oder Politik abgegeben. Die Studie wird vom Sinus-Institut mitgeleitet. Auch dabei: Große Medienvertreter wie der BR, das ZDF und der SWR – zusammengearbeitet wurde mit einem Team bestehend aus SoziologInnen. Eine ähnliche Befragung hat bereits vor drei Jahren stattgefunden, damals unter dem Titel „Génération Quoi?“. Auch diese wurde europaweit durchgeführt. Damals wie heute war das Ziel herauszufinden, was Jugendliche zwischen 18 und 34 Jahren von ihrer Gegenwart und Zukunft halten und wie sie zu Fragen zum Bildungssystem, zur Arbeit oder Toleranz stehen.
Unzufrieden mit Bildungssystem
Obwohl die offiziellen Ergebnisse erst später im Herbst vorgestellt werden sollen, wurde anhand von Stichproben deutlich, dass eine große Mehrheit der deutschen Befragten das hiesige Bildungssystem für schlecht hält. So kritisieren 44 Prozent, dass sie nicht auf das Arbeitsleben vorbereitet werden. Besonders der Anteil der 18-20-jährigen stimmt dieser These absolut zu. Ähnliches Feedback gibt es zur Aussage, dass das Bildungssystem für Chancengleichheit stehe. 39 Prozent stimmen zum Teil zu, ein gleichgroßer Teil widerspricht. Leicht positiv fällt die Bewertung von Belohnungen für Leistungen innerhalb des Bildungssystems aus. So gab mehr als die Hälfte (67 Prozent) an, dass sie glauben, für erbrachte Leistungen entsprechend belohnt zu werden. Hier erkennbar: Eine Abweichung ins Negative je älter die Teilnehmenden sind. So stimmen der These von den über 34-jährigen nur noch 61 Prozent zu.
Nachgefragt
Auch offline sehen es viele ähnlich. Studentin Rebecca Heine findet, dass man „nach der Schule sehr schnell ins kalte Wasser geschmissen wird, weil man auf einmal alles selber managen soll und gar nicht weiß wie alles funktioniert.“ Mit alles sind Steuererklärungen, Versicherungen und ähnliches gemeint. Sie resümiert: „Man lernt kaum fürs Leben durch die Schule.“ Ähnlich sieht das Anne Schubert, Musik- und Englischlehrerin. Sie beobachtet einen Negativtrend. Der Druck auf die Schülerinnen und Schüler wachse enorm, gleichzeitig erfahren aber auch Lehrende eine Mehrbelastung durch zusätzliche Arbeiten, die nichts mehr mit Unterricht zu tun haben, wie zum Beispiel Gebäudemanagement. Bildungszeit und die Möglichkeit, entdeckend und individuell zu lernen werden zu Gunsten eines frühen Einstiegs in den Arbeitsmarkt gekürzt. Aufgrund dessen bemängelt die Chorleiterin auch G8 und die bisher oft nicht zu Ende gedachten Änderungen der letzten Jahre durch die Politik.
:Andrea Lorenz
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