Da hat sich der französische Comiczeichner und -autor Winshluss („Pinocchio“) aber keine leichte Aufgabe vorgenommen. Die Bibel als Comic nacherzählen – neu ist diese Idee nicht. Aber mit einer gehörigen Portion Respektlosigkeit und Grobität schafft der Underground-Künstler mit „In God We Trust“ eine Kurzcomicsammlung, die, mal absurd, mal an der schmerzhaften Wahrheit schrappend, über Kirche, Glaube und Religion herzieht.
Lasst ihn blödeln, das ist Underground!
Zwar bedient Winshluss ein klein wenig zu oft die „Gott ist auch nur ein ganz normaler Alki und Vater“-Schiene. Aber dazwischen stechen die drolligen Absurditäten und bissigen Satiren in besonderem Glanz hervor. Niemand weiß, warum Conan der Barbar plötzlich Moses auf dem Weg ins gelobte Land beisteht, aber es ist gut, dass er es tut. Sonst hätte der dreigehörnte Riesenaffe das Volk Israel verspeist.
Die alte Kundengewinnungsmethode der Kirchen, mit der Hölle zu drohen, zieht heutzutage nicht mehr. Warum? Wir sind dem Feuer und den Flammen fremd geworden. Es muss eine lebensnahe Hölle her. Die Vorstellung, für alle Zeiten in einer Hotlinewarteschleife zu stecken oder bis in alle Ewigkeit mit einem Rechten diskutieren zu müssen – das schreckt die Leute heute!
Die Einseiter sind die Höhepunkte des Buches. Da lernt man, was der Neoliberalismus mit Homosex zu tun hat und was römische Löwen am liebsten fraßen. Intellektuelle Satire neben spätpubertärem Fäkalhumor – Klasse, so müsste jedes Medium aussehen!
Winshluss:„In God We Trust“Avant-Verlag, 2016104 Seiten, 29,95 Euro
:Marek Firlej
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