Happy Birthday, liebe Sommerzeit! Am 30. April 1916 eingeführt um Energieeinsparungen bei der künstlichen Beleuchtung zu erzielen, lässt sie uns bis heute regelmäßig grübeln, in welche Richtung wir zwei Mal jährlich am Rädchen drehen müssen.
Erster Weltkrieg. Das Deutsche Reich liefert sich eine Schlacht mit dem Rest der Welt, das Material ist knapp, Licht ist teuer. Das Volk muss sparen, um die Kriegsmaschinerie am Laufen zu halten. Warum also nicht die natürliche Lichtquelle Sonne nutzen, wenn um 20 Uhr das Abendessen auf dem Tisch stehen soll? Kurzerhand werden die Uhren eine Stunde vorgestellt, damit es früher Zeit fürs Abendbrot ist und man die Küchenlampe nicht einschalten muss.
Der Feind zieht nach: Großbritannien und Frankreich drehen ebenfalls am Zeiger. Drei Jahre später, der Krieg ist verloren, wird in Deutschland die unliebsame Maßnahme wieder abgeschafft.
Während Großbritannien die Zeitumstellung beibehalten hat, wird sie in Deutschland 1940 – abermals im Kriegszustand – wieder eingeführt.
Nach Kriegsende wollte man die natürlichen Sonnenstunden optimal nutzen und führte die doppelte Sommerzeit ein, die nach sieben Wochen wieder abgeschafft wurde. 1949 wieder ganz verworfen wurde die Zeitumstellung 1980 sowohl in der BRD als auch in der DDR wieder eingeführt. Seit 1996 gilt die Sommerzeit in allen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union.
Der ganz normale Wahnsinn
Trotz ihres langen Bestehens weiß kaum jemand, in welche Richtung man am letzten März- und Oktobersonntag die Zeiger drehen muss. Dabei ist es gar nicht so schwierig: spring forward, fall back, heißt es im Englischen. Frühling vor, Herbst zurück.
Oder vielleicht mit dieser Eselsbrücke: Im Frühling stellt man die Stühle vor das Café, im Herbst bringt man sie zurück ins Lager.
Aber selbst wenn es damit auch nicht klappt, die Nachrichtensprecher werden nicht müde, jährlich an den entsprechenden Wochenenden ihren Singsang zu wiederholen.
Nutzen oder Risiko?
Was bringt es überhaupt, zweimal im Jahr an unseren Zeitmessern die Zeiger zu verdrehen?
In unserem Körper sorgt die Zeitumstellung für einen Mini-Jetlag. Nach der Umstellung fühlt man sich müde, irgendwie schlapp, grundlegend irgendwie durcheinander und das diffuse Gefühl von „irgendwas ist nicht so wie sonst“ begleitet eineN nur für einen Tag, andere sind sogar länger aus der Bahn geworfen.
Laut des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag, kurz TAB, das sich mit der Auswertung nahezu aller Studien zu dem Thema beschäftigt und eine „Bilanz der Sommerzeit“ verschriftlicht hat, sind diese Symptome aber mehrheitlich nicht dauerhaft. Es gibt bisher keine Studie, die eine anhaltende Beeinträchtigung durch die Zeitumstellung belegt.
Allerdings konnte die TAB in ihren Analysen auch keinen Nutzen ermitteln. Sie gelangten „insgesamt zu dem Ergebnis, dass die (möglichen bzw. tatsächlichen) Energieeinsparungen allenfalls minimal ausfallen“.
Wir werden uns wohl weiter regelmäßig fragen „vor oder zurück?“, zumindest bis die EU-Kommission beschließt, die Richtlinie 2000/84/EG zu ändern.
:Kendra Smielowski
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