Bild: Hat der AStA alles gegen Mensapreiserhöhungen getan, was möglich war? , Wie war die Arbeit des amtierenden AStA? Die :bsz zieht Bilanz Teil 2 Fotoquelle: bszarchiv

Bei welchen Themen hat der AStA gepunktet, wo gepennt? Die :bsz hat sich die To-Do-Liste angeschaut, die sie dem AStA zu Beginn seiner Amtszeit mit auf den Weg gab (siehe :bsz 1035). Kurz vor den StuPa-Wahlen ist es Zeit für eine Bilanz.

Im ersten Teil wurde nicht nur eine kurze Gesamtbilanz der Arbeit des amtierenden AStA gezogen. Wir baten auch VerterterInnen der AStA-tragenden Listen – NAWI, Jusos, GEWI, ReWi und IL –  und der Opposition, unter anderem die Bereiche Verhandlungen zum VRR-Ticket und Transparenz der AStA-Arbeit zu kommentieren. Daran schließt sich gleich die nächste Frage an, nämlich wie es um die Diskussions- und Informationskultur auf dem Campus bestellt ist.

Unpolitische Bildung?

Veranstaltungen aus dem Bereich politische Bildung seien traditionell schlecht besucht, sagt Daniel Greger (GEWI) zum Grundproblem von Infoevents. Neue Konzepte müssten her, eventuell sollten Initiativen mehr eingebunden werden. Moritz Fastabend (Jusos) kann sich auch vorstellen, hier mehr mit den Parteijugenden zusammenzuarbeiten.

Bei Themen wie der Semesterticket-Urabstimmung oder der Anwesenheitspflicht hingegen habe es viel Resonanz auf Veranstaltungen gegeben, sagt David Semenowicz (ReWi). „Leider stoßen nicht alle politischen Themen, Veranstaltungen, Vorträge und Diskussionen auf eine solche positive Resonanz.“

Die JuLis kritisierten seit Jahren, dass der AStA schlecht im Internet aufgestellt sei, sagt Stieldorf: „Soziale Medien werden sowieso kaum beachtet – da ist es doch kein Wunder, dass die Veranstaltungen, die nur im Flyer- und Plakatdschungel beworben werden, geringe Besucherzahlen haben, oder?“

Man müsse neue Wege der Informationspolitik gehen, meint auch Leon Schmitz (GHG). Eventuell müsse man sich bezüglich Marketings beraten lassen. Stattdessen „Der AStA setzt auf das alte Prinzip: Wenn ich genug Flyer werfe, kommen die Massen schon irgendwie. Und was ist mit den Inhalten? Schmitz (GHG) meint: „Politische Diskussionen mit einem unpolitischen AStA finden quasi nicht statt.“

Preiserhöhungen zu schnell geschluckt?

„Wir sind froh ein Studierendenwerk wie das Akafö an unserer Uni zu haben“, sagt der AStA-Vorsitzende David Schmidt (NAWI). Zwar seien die Preiserhöhungen des Akafö für Studierende sehr ärgerlich, aber bei genauerem Hinsehen leider auch nachvollziehbar. „Wir werden uns aber weiterhin dafür einsetzen, dass die Preise beim Akafö nicht noch weiter erhöht werden“, so Schmidt.

Moritz Fastabend (Jusos) verweist auf Verbesserung in der Kooperation mit dem Akafö: „So war die Informationspolitik bezüglich der Anpassung der Sozialbeiträge deutlich früher und transparenter als bei den Preiserhöhungen im Vorjahr.“ Auch in anderen Bereichen funktioniere die Zusammenarbeit gut.

Die Kommunikation mit dem Akafö, gerade bezüglich einschneidender Veränderungen für die Studierenden, könnte aber nach Ansicht der ReWi noch frühzeitiger erfolgen, sagt David Semenowicz: „Möglich wird es dadurch auch, angemessen auf Erneuerungen reagieren und Ergebnisse erzielen zu können, die für alle Beteiligten annehmbar sind.“

Wesentlich kritischer stehen die Oppositionslisten der Art und Weise gegenüber, wie der AStA die Interessen der Studierenden gegenüber dem Akafö vertritt. „Der AStA billigt Preiserhöhungen ohne dagegen anzukämpfen“, meint Leon Schmitz (GHG). „Hier kommen vom AStA keine innovativen Ideen und auch sonst keine Vorschläge. Der AStA hat über das StuPa zwei Leute in den Akafö-Verwaltungsrat entsandt und im Ergebnis sind sichtbar nur die Preise angehoben worden.“ Linus Stieldorf (JuLis) wirft dem AStA und den studentischen VertreterInnen im Akafö sogar Versagen vor. Es müsse ein Ende haben, dass die Studierenden immer mehr zahlen müssten. „Wir haben ein alternatives Finanzierungsmodell erarbeitet und wollen somit die Kosten senken.“

Leihfahrräder als Erfolgsprojekt?

Die Kooperation mit der Firma Nextbike in Form des Leihsystems metropolradruhr bewertet die Opposition hingegen unterschiedlich.

„Wir waren stets gegen die Kooperation“, sagt Stieldorf (JuLis). „Hier werden Studenten enorm belastet.“ Das Urabstimmungsvotum der Studierenden, die Kooperation fortzusetzen, akzeptiert er, fordert dafür aber, dass an Wohnheimen noch mehr getan werden müsse beim Ausbau der Stationen.

„Ein weiterer Ausbau ist zwingend erforderlich, besonders in Bochums Außenbezirken“, fordert Schmitz (GHG), bewertet das Projekt aber insgesamt positiv. „Wir sehen mit Sorge, dass sich nextbike aus anderen Ruhrgebietskommunen zurückzieht. Aber auch dort wohnen RUB-Studis“, gibt er zu bedenken.

In ähnlicher Weise verweist auch der AStA-Vorsitzende David Schmidt (NAWI) auf Defizite in anderen Ruhrgebietsstädten, verbucht das Projekt aber insgesamt ebenfalls als vollen Erfolg. „Nachdem Uni, Hustadt und Innenstadt mittlerweile mit genügend Stationen ausgebaut sind, erhoffen wir uns durch das enorme Wachstum und die gestiegenen Nutzungszahlen des Systems einen Stationsausbau auch in den nicht zentralen Stadtteilen Bochums.“ Zudem nähere man sich immer mehr der für Bochum vertraglich vereinbarten Radanzahl an.

Arsenal ausgeschöpft?

„Wir sind mit dem Einsatz des AStA in diesem Thema sehr zufrieden“, sagt Fastabend von den Jusos. „Die rot-grüne Landesregierung hat uns mit dem Verbot der Anwesenheitspflicht im Hochschulzukunftsgesetz hier ein sehr starkes Werkzeug für Studierendenrechte in die Hand gegeben und der AStA nutzt dieses offensiv, um die entsprechenden Freiräume für Studierende zu erkämpfen.“

AStA-Vorsitzender Schmidt (NAWI) hofft, dass die Abschaffung der Anwesenheitspflicht bald auch in den Köpfen aller Lehrenden angekommen und akzeptiert ist: „Teilweise haben wir es hier mit ganzen Instituten oder Fakultäten zu tun, die den Wegfall der Anwesenheitspflicht nicht akzeptieren wollen.“

„Der AStA nutzt sein volles Arsenal an Handlungsoptionen“, sagt Daniel Greger (GEWI) und verweist wie auch die Vertreter der anderen AStA-tragenden Listen zufrieden auf den Anwesenheitspflichtmelder auf der Webseite des AStA, über den Studierende Unterstützung suchen könnten. „Dabei wird zunächst versucht zu informieren und durch Gespräche zum Ziel zu gelangen. Gelingt dies nicht, wird via Rektorat und Ministerium Druck ausgeübt.“

So nahm das Historische Institut, das jüngst die Wiedereinführung der Anwesenheitspflicht verkündet hatte, diese innerhalb kürzester Zeit wieder zurück.

„Gar nicht zufrieden“ mit dem Einsatz des AStA beim Thema Anwesenheitspflicht ist hingegen Schmitz (GHG): „Der AStA hat außer eines Onlinetools nichts bewegt. Wenn hier Bewegung hereingekommen ist, dann ausschließlich über die Studis im Senat.“ Nach seinem Eindruck habe der AStA das Thema zu den Akten gelegt. Er sagt: „Hier ist kein Kampfeswille.“

Wenig kämpferisch gibt sich auch Oppositionskollege Linus Stieldorf (JuLis). Inwieweit der Anwesenheitspflichtmelder funktioniere, wolle er nicht beurteilen. Eine Forderung an mehr Engagement des AStA ist bei ihm allerdings nicht erkennbar. „Ich glaube, dass jeder Student sich selbstverantwortlich an Dozenten oder auch den AStA oder die Verwaltung wenden kann“, so Stieldorf.

Die BlauPause war toll, aber…?

Eine der „Aufgaben“, die die :bsz dem AStA mit auf den Weg gab, war die Organisation eines Campusfests als Alternative zur 50-Jahr-Feier BlauPause. Für diese fiel nämlich das sonst übliche Fest an der RUB aus. Ein eigenes Ersatzevent vermochte der AStA zwar nicht aus dem Boden zu stampfen, zum Teil auch wegen mangelnder Kooperation der Univerwaltung. So fällt das Fazit bei den Befragten gemischt aus.

„Für die Universität war die BlauPause sicherlich ein Erfolg“, bilanziert der AStA-Vorsitzende Schmidt (NAWI). „Wir kritisieren aber weiterhin, dass sowohl BlauPause, als auch Festakt und die RUB50-Gala keine Veranstaltungen waren, die sich direkt an Studierende richteten.“

„Die Veranstaltung war insgesamt schlecht geplant und mangelhaft durchgeführt“, urteilt dagegen Daniel Greger (GEWI) und beklagt unter anderem die vielen Einschränkungen. Es habe Pannen gegeben, Informationen stimmten nicht, Zusagen seien nicht eingehalten worden. Im Kern sei es um die Profilierung von Stadt und Uni gegangen.

„Wir ziehen das normale Campusfest vor“, sagt Moritz Fastabend (Jusos). „Die Atmosphäre ist studentischer geprägt und wirkt nicht konzeptionell überladen, außerdem ist es eine bessere Möglichkeit für studentische Gruppen und Initiativen, selbst Gestaltungshoheit über das Nordforum zu übernehmen.“ Die Debatte um die Teilnahme von Burschenschaften an der BlauPause hätte die Universitätsleitung offensiver behandeln müssen, so Fastabend.

Dem letzten Punkt kann Leon Schmitz (GHG) nur beipflichten: „Die Blaupause war toll. Die Anwesenheit der Burschenschaften missfiel uns aber deutlich.“ Er bemängelt außerdem die schlechte Versorgung mit Getränken und Essen, über die sich viele BesucherInnen beklagt hätten. Diese Kritik bezieht sich auch auf das an den Bedürfnissen der Menschen vorbeigende Angebot des AStA: „Das desaströse monopolistische Catering des AStA in dieser Hitzeschlacht ist bemerkenswert.“

Für Linus Stieldorf (JuLis) sei zuviel diktiert worden, was man durfte und was nicht. Dadurch wurde das Event zu einem Reinfall: „Das klassische Campusfest war ‚Kult‘ und machte sowohl Besuchern, als auch Veranstaltern enormen Spaß. Von der BlauPause kann man das nicht sagen.“

:Johannes Opfermann

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