Es war die Pointe des Tages, die nachmittags über die Social-Media-Kanäle geht und bei den GegendemonstrantInnen in Köln-Deutz für Belustigung sorgt. Die rechtsextremen Hooligans gegen Salafisten finden zwischenzeitlich nicht genügend nüchterne nicht vorbestrafte Ordner, um ihre Kundgebung zu beginnen. Am Ende versammeln sich laut Polizei aber doch 1.000 bis 1.500 Nazi-Hooligans. Sie wie auch die mehr als zehnfache Zahl an GegendemonstrantInnen sehen sich am 25. Oktober einem massiven Polizeiaufgebot gegenüber. Trotz einiger Auseinandersetzungen verläuft die Demo aber weitgehend friedlich.
Mehrere Bündnisse – „Köln stellt sich quer“, „Arsch huh“, „Köln gegen Rechts“ – hatten dazu aufgerufen, die islamfeindlichen Hooligans gegen Salafisten zu blockieren, die ihre gewalttätigen Ausschreitungen vom Vorjahr wiederholen wollten. Diesmal musste die Hogesa sich mit einer stationären Kundgebung auf dem Barmer Platz zufrieden geben, nördlich der Gleise am Bahnhof Köln Messe/Deutz. Ein halbes Dutzend Wasserwerfer hat die Polizei rund um den Platz in Stellung gebracht, zuzüglich zu einem Großaufgebot an Beamten. Aus den Hogesa-Reihen fliegt vereinzelt Pyrotechnik, die trotz Durchsuchungen auf den Platz geschmuggelt wurde.
Über 3.500 PolizistInnen aus mehreren Bundesländern sollen die bürgerlichen und vor allem die linken Gegendemonstrationen von den Rechten fernhalten. Gitter und Polizeiketten sperren die Gleisunterführungen zu beiden Seiten des Deutzer Bahnhofs ab und halten so die rund 15.000 TeilnehmerInnen der Gegendemos südlich der Gleise.
Polizeiliches Großaufgebot
Ein Kulturfestival vor dem Deutzer Bahnhof demonstriert mit einem bunten Programm einschließlich lokaler Musik- und Kabarettgrößen die Weltoffenheit Kölns. Währenddessen sammeln sich vor der Gleisunterführung an der Lanxess-Arena die linken GegendemonstrantInnen, überwiegend Jugendliche und junge Erwachsene, darunter auch viele Studierende, die unter anderem aus Bochum und anderen Ruhrgebietsstädten, aber auch von weiter her angereist waren.
Bei trübem Wetter hält sich die antifaschistische Blockade selbst bei Laune mit Sprechchören und Livemusik. Mit dem martialischen Auftreten der Polizeiketten und dem wiederholten An- und Abrücken zusätzlicher Einsatztrupps hinter den Gittern versuchen die Beamten Eindruck auf die DemonstrantInnen zu machen, lange erfolgreich. Unruhig wird es erst, als sich von Süden ein schwarzer Block mit einem entzündeten Pyro im Laufschritt der Lanxess-Arena nähert, sich sammelt und dann in Richtung des Kulturfestivals weiterläuft, verfolgt von Hundertschaften. Sie liefern sich woanders noch Auseinandersetzungen.
Wasserwerfereinsatz nach umgekehrtem Kessel
Ein plötzlicher Angriff einzelner Rechter, die aus einem U-Bahnschacht hervorstürmen und nach einem kurzen Schlagabtausch mit Linken wieder fliehen, ruft die Polizei an dieser Stelle erstmals massiv auf den Plan. Ein Wasserwerfer rückt auf den Platz vor, doch es bleibt erst einmal bei der Androhung von Schlagstock- und Wasserwerfereinsatz. Danach bilden die GegendemonstrantInnen Ketten vor den Absperrgittern, um zu verhindern, dass weitere Personen zur Hogesa-Demo gelangen oder, so wird immer wieder per Lautsprecher durchgesagt, von der Polizei dorthin geschleust werden.
Weitestgehend hält die Blockade, doch ab und zu schlüpfen Einzelne doch hindurch. Es kommt hin und wieder zu Rangeleien bei diesen Durchbruchsversuchen. Als daraufhin einmal eine Gruppe Beamter in die Menge geht, kippt die Stimmung. Die PolizistInnen werden selbst eingekesselt und rausgedrängt. Die Antwort folgt prompt: Der Wasserwerfer kommt zum Einsatz, ein zweiter fährt auf, ebenso ein weiteres gepanzertes Fahrzeug; Polizei-Hundertschaften nehmen den Platz vor der Lanxess-Arena ein, zumindest vorübergehend. Bis auf eine Rangelei mit Pfefferspray-Einsatz bleibt es hier aber nach diesem Kräftemessen für den Rest des Abends friedlich.
Am Ende formiert sich von hier noch ein Demozug, der durch die Kölner Innenstadt zum Hauptbahnhof zieht, der dort aber erst einmal eine Stunde warten muss, bis die Polizei den GegendemonstrantInnen Zugang zum Bahnhof gewährt. Erst müssen nämlich die – ziemlich gefrusteten – Rechten abreisen.
:Johannes Opfermann
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