Bild: Auf die Straße wird es nun öfters gehen: Beschäftige im Sozial- und Erziehungsdienst. Foto: bent, Unbefristeter Streik im Sozial- und Erziehungsdienst gestartet Foto: bent
Klare Ansage der Beschäftigten: 93,44 Prozent der ver.di-Mitglieder sprachen sich bei der Urabstimmung für einen unbefristeten Streik im Sozial- und Erziehungsdienst aus. Bei der GEW stimmten sogar 96,37 Prozent für eine Arbeitsniederlegung, mit der unter anderem ErzieherInnen, SozialarbeiterInnen oder PädagogInnen für eine Aufwertung sozialer Berufe kämpfen wollen. Die :bsz sprach mit zwei Beschäftigten einer Dortmunder Kindertagesstätte.
 
Noch am Freitagmorgen, an dem der unbefristete Streik der ErzieherInnen beginnt, findet in einer Dortmunder Kindertagesstätte ein Gespräch mit den Eltern statt. Genauso wie die bundesweiten KollegInnen wird man auch hier die Kita bestreiken – darüber müssen die Eltern natürlich informiert werden. „Ich habe da gemischte Gefühle“, gesteht ErzieherIn Theresa Schmidt. „Natürlich kann ich die Probleme der Eltern verstehen. Nicht alle haben Großeltern, die auf die Kinder aufpassen können und sind daher auf sich alleine gestellt.“ 
Obwohl der Stadtelternrat noch am gleichen Tag eine Demo gegen den Streik ankündigt, hofft man unter den Beschäftigten auf Verständnis: „Wir bitten die Eltern, sich einfach zusammenzusetzen und gegenseitig auszuhelfen“, so Theresa. Zudem werde es für alle Fälle trotzdem noch Betreuungsangebote geben. 

„Oft werden wir noch als Kaffeetanten wahrgenommen"

Nicht zuletzt wegen der geforderten Arbeitsentlastung kann sie den Streik nur verteidigen: „Der Personalschlüssel sieht zwei Fachkräfte für eine Gruppe von 25 Kindern vor.“ Viel stressiger wird die Situation dann aber, wenn eineR der Angestellten krank werden sollte. Die Belastung aufgrund des Personalmangels ist auch für ihren Kollegen Jonas Kautsky das Hauptproblem: „Wie willst Du da jedem individuell gerecht werden? Da kann ja nur die Lösung sein, mehr Personal einzustellen.“ Daher verteidigt er auch die Arbeitsniederlegung: „Die Kinder liegen uns am Herzen. Erst sie, dann die Eltern, dann wir. Gerade deswegen ist es richtig, sich nicht mit Worten abspeisen zu lassen.“
 
Die Streikenden im Sozial- und Erziehungsdienst fordern vor allem eine Aufwertung sozialer Berufe, wie Theresa betont: „Oft werden wir noch als Kaffeetanten wahrgenommen.“ Es geht aber auch um eine höhere Eingruppierung: „Von den Arbeitgebern kommen schöne Worte, auch was die Wichtigkeit des Berufes angeht, aber wenn’s um die Bezahlung geht, wird gesagt, es ist nicht genug Geld da. Das ist Unsinn, es ist genug Geld da“, so Jonas, der ebenso wie beim GdL-Streik eine Hetze von Politik und Medien befürchtet: „Die werden nach zwei Wochen sicher auch gegen die ErzieherInnen hetzen.“ Über so manche Berichterstattung empört sich dagegen Theresa schon jetzt, wenn sie auf die Pinnwand mit Artikeln von Ruhrnachrichten und Co schaut: „Das ist Arbeitskampf. Warum müssen die so ein Druckmittel nehmen?“ Den unbefristeten Streik kann sie aber nur verteidigen: „Es ist sehr wichtig, dass wir kämpfen – für unsere Rechte und die der Kinder! Wenn’s uns besser geht, geht’s auch den Kindern besser und wenn es den Kindern besser geht, können wir auch besser arbeiten.“
 
:Benjamin Trilling
 

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