Bild: Wing Tsjun: Mit Schnelligkeit und Technik auch stärkere Gegner besiegen. , Keine Gnade für Angst: Zu Besuch in einer Bochumer Kampfkunstschule Foto: kac

Habt Ihr das auch schon mal erlebt? Nach dem gemütlichen Abend im Biergarten oder einer wilden Partynacht quatschen Euch auf dem Heimweg komische Typen an. Schnell ist man verunsichert, vor allem nach Einbruch der Dunkelheit in eher verlassenen Gegenden. Doch Ihr habt solche Situationen besser in der Hand, als Ihr vemutlich glaubt – Diplompsychologe Aaron Küster erklärt im Gespräch mit der :bsz, wie Ihr Euch etwa allein mit Eurer Art zu gehen vor Gewalt schützen könnt.

Aaron hat vergangene Woche in der Wodanstraße 18 seine Wing-Tsjun-Schule eröffnet. Wir waren bei der Eröffnung und haben uns einige Tipps geben lassen, wie Ihr Euch bei Gefahr verhalten könnt, um Euch vor Verbrechen zu schützen

Was macht mich zum Opfer?

Forschungen zufolge haben Personen, die Opfer eines Übergriffs wurden, einen asymmetrischen Gang – erklärt Küster. Er verweist auf einen Versuch in London, der das Laufverhalten unterschiedlichster Menschen untersuchte. Dabei wurden Leuchtdioden an Personen befestigt – sowohl an solchen, die schon einmal einen Übergriff erleiden mussten, als auch an jenen, die so etwas nicht erlebt hatten. So ausgestattet gingen  sie in einem dunklen Raum auf und ab, sodass nur leuchtende Punkte zu sehen waren. Anhand der Gangarten sollten vorbestrafte Beurteiler dann die „Opfer“ erkennen. Tatsächlich schaffte es ein Großteil der Beobachter, die ehemaligen Gewaltopfer sofort zu identifizieren. Ein selbstsicherer Gang ist also ein wichtiger Faktor, um sich vor brenzligen Situationen zu schützen. Was Ihr sonst noch tun könnt, lest Ihr unten.

info: Was ist Wing Tsjun?

Wing Tsjun (auch als Wing Tsun und vielen anderen Schreibweisen bekannt), chinesisch 詠春, ist ein Stil des Kung Fu, der der Legende nach von einer chinesischen Nonne vor circa 250 Jahren entwickelt wurde. Einigen Sagen zufolge habe diese Nonne die unterschiedlichsten Tiere gegeneinander kämpfen sehen – zum Beispiel Tiger und Schlange – und sich davon inspirieren lassen. Beim Wing Tsjun als Kampfsport gibt es keine Gewichtsklassen und auch keine geschlechterspezifische Aufteilung. Es wird gemischt gekämpft, da es nicht auf die Kraft ankommt, sondern auf die Technik, um die Kontrolle über den Gegner zu erlangen.

Tipps von Aaron:

• Übe, Deine Distanz zu kennen und wenn jemand auf Dich zukommt,  sage „Stopp!“
• Benutze keine Waffen wie Pfefferspray, wenn Du nicht darin geschult wurdest. • Jede Waffe, die Du bei Dir trägst, kann Dir entnommen werden und gegen Dich verwendet werden.
• Sprich direkt Menschen an und bitte um Hilfe. Weise aktiv darauf hin, dass Du Hilfe brauchst.
• Senke bei bedrohlichem Augenkontakt nicht die Augen, sondern schau in einer geraden Linie an den potentiellen AngreiferInnen vorbei.
• Eigengefährdung vor Fremdgefährdung? Siehst Du eine Gewalttat, wähle sofort 110 und sage laut: „Hallo Polizei.“
• Trage zehn kleine Münzen in der Jackentasche schmeiße sie AngreiferInnen ins Gesicht: „Hier, nimm mein Geld, aber lass mich in Ruhe.“
• Wichtig ist es, nicht den Helden zu spielen. Wenn Du die Gefahr aber nicht wahrnimmst, dann gibt es keine Technik, um Dich zu beschützen.
• Bei Waffen (Messer, Schusswaffen) die Arme vor den Brustkorb halten.
 

:Katharina Cygan

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