Zusatzprotokoll: Beliebtes Mittel der internationalen Politik, um Verträge umzudeuten. Sollen Abkommen oder UN-Resolutionen nicht nach dem Wortlaut gelten, verabschiedet eine Seite ein geheimes Zusatzprotokoll, wie der Vertrag zu interpretieren sei. Wer politisch am längeren Hebel sitzt, kann das auch gegenüber anderen als einzig gültige Interpretation durchdrücken. Da können andere Parteien noch so sehr protestieren. Am Ende wirft man gar ihnen Vertragsbruch vor, weil sie sich dem Original entsprechend und nicht nach Zusatzprotokoll verhalten. Soviel zur Theorie. Nun stelle man sich vor: Obwohl die Anwesenheitspflicht per Gesetz abgeschafft ist, beharren DozentInnen weiter darauf, sie einzuhalten. Sie berufen sich auf das Kriterium „aktive Mitarbeit“, die bei mehr als einem Drittel verpasster Termine unmöglich sei. Klingt vertraut? Eine einseitige Interpretation, die dem Gesetzestext zuwiderläuft, wird als gültige Version verkauft? Das lässt nur einen Schluss zu: Es muss ein geheimes Zusatzprotokoll geben.
:joop
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