Bild: Die Struktur von Polychlorierten Biphenylen., Messungen und medizinische Vorsorge an der RUB Grafik: joop

Hinter PCB könnte man einen einzelnen Schadstoff vermuten, doch die Polychlorierten Biphenyle sind eine ganze Familie von Chlorverbindungen – 209 an der Zahl. Umso überraschender, dass nur ganze sechs von ihnen in Belastungswerte einfließen.

Die Menge an PCB-Varianten – Kongenere genannt – ergibt sich aus der Anzahl und Position von Chloratomen, die um zwei verbundene Benzolringe angeordnet sind. Man unterscheidet hochchlorierte und niedrigchlorierte Kongenere, also PCB mit vielen oder wenigen Chloratomen. Letztere wurden wegen Eigenschaften wie Hitze- und Chemikalienresistenz zum Beispiel in Fugen, Klebstoffen, Farben und Lacken in vielen Großbauten verwendet; sie sind als krebserregend eingestuft und wurden 1989 verboten.

Bis zu 90 Prozent der Belastung beim Menschen gehen auf hochchlorierte PCB zurück, die mit der Nahrung aufgenommen werden. „Je älter man ist, desto mehr PCB ist im Blut“, sagt RUB-Betriebsärztin Dr. Charlot McMonagle-Auffenberg. Den Rest machten niedrigchlorierte PCB aus, die über die Raumluft eingeatmet würden.

6 aus 209 mal 5

„Lüften ist das, was am besten hilft, um die PCB-Belastung im Raum zu senken, wenn nicht unmittelbar saniert werden kann“, sagt Dr. Ursula Fornefeld-Schwarz, Leiterin der PCB-Arbeitsgruppe, und ergänzt: „PCB ist gasförmig, es gast immer aus und dünstet immer wieder nach. Das ist anders als zum Beispiel bei Asbest.“ Da die Konzentration nach Temperatur schwanke, seien vergleichbare Messungen nur bei 20 bis 27 Grad möglich; Vorgabe nach PCB-Richtlinie seien 23 Grad. Man könne nicht alle 209 Kongenere messen und habe man sich deswegen in einer Konvention je drei hoch- und niedrigchlorierte Arten ausgesucht. Der Wert der PCB-Gesamtbelastung wird dann bestimmt, indem die sechs Messwerte mit fünf multipliziert werden.

Laut Ina Schwarz, Dezernentin für Bau und Liegenschaften, seien einzelne Raumluftmessungen nicht teuer – etwa 60 Euro bei mehreren Messungen –, aber bei 18.000 Räumen an der RUB mache es die Menge. Ca. 5.000 wurden schon einmal gemessen. Zwischen 300 und 3.000 Nanogramm pro Kubikmeter Raumluft besteht mittelfristiger Handlungsbedarf; über 3.000 sind Sofortmaßnahmen nötig. An der RUB überschritten 40 bis 50 Räume diese Marke und wurden daraufhin gesperrt.

Keine klare Kausalität

Wie der menschliche Organismus auf PCB reagiert, sei noch wenig erforscht, sagt Fornefeld-Schwarz: „Man glaubt, dass niedrigchlorierte stärker verstoffwechselt und hochchlorierte eher eingelagert werden.“ Doch anders als bei Asbest seien keine klaren Kausalitäten von PCB-Belastungen und Erkrankungen nachweisbar.
Die Betriebsärztin bestätigt, dass es keine Häufungen bei bestimmten Erkrankungen gebe, die sich auf PCB zurückführen ließen. In anderthalb Jahren ließen sich 1.300 MitarbeiterInnen in einem freiwilligen Biomonitoring testen. „Nur eine relativ geringe Zahl, etwa drei Prozent, hatte erhöhte Werte“, so McMonagle-Auffenberg. Erhöht heißt, die PCB-Konzentration lag über 0,1 Mikrogramm pro Liter Blutplasma. Betroffen seien eher langjährige MitarbeiterInnen.

„Doch gerade junge Frauen, die noch eine Schwangerschaft planen, lassen sich untersuchen“, erklärt die Ärztin. Sie sorgten sich wegen PCB in ihren Arbeitsräumen. Bei Frauen im gebärfähigen Alter (bis 45 Jahre) werden die Humanbiomonitoringwerte (HBM I und II) gemessen, die bei 3,5 und 7 Mikrogramm pro Liter Blutplasma liegen. Wird letzterer überschritten, sei eine Schädigung des Kindes nicht auszuschließen. Bis April 2013 überschritten von 442 untersuchten Frauen 14 den HBM I und zwei den HBM II. Für diese und andere Betroffene mit erhöhten PCB-Werten gibt es ein umfangreiches Nachsorgeprogramm.

Im ersten Teil des Schwerpunkts erfahrt ihr mehr über den Abriss der PCB-belasteten Gebäude IA und IB.

Zusätzliche Informationen gibt es unter : www.rub.de/iaib und www.rub.de/pcb

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