Mehr Solidarität und Mitbestimmung an der Ruhr-Uni Bochum sowie tariflich vergütete Arbeit auf dem Campus – dies sind die politischen Kernziele von rund 40 überwiegend bereits gewerkschaftlich aktiven TeilnehmerInnen am Gründungstreffen der DGB-Hochschulgruppe, die sich am 24. April an der RUB versammelten. Nach einem kurzen Erfahrungsbericht über die Gründung einer Gruppe des Deutschen Gewerkschaftsbundes an der Uni Münster 2006 wurden in lockerer Runde Perspektiven ausgelotet, Erwartungen formuliert und Aktionsideen entwickelt, um die Universitas zu einem menschlicheren, sozial gerechteren Ort zu machen. Ein wichtiges Thema war neben der Vorbereitung von Aktionen zum 1. Mai auch eine kritische Positionierung zum Hochschulzukunftsgesetz (HZG).
Es war noch nie ganz einfach, solidarische politische Arbeit zwischen Studierenden, akademischem Mittelbau und nichtwissenschaftlichen Mitarbeitenden zu organisieren. Doch genau eine solche statusgruppenübergreifende Solidarität wäre nötig, um an tariflichen Standards orientierte Arbeitsverhältnisse für alle prekär Beschäftigten auf dem Campus durchzusetzen – von der stundenweise bezahlten Honorarkraft am Zentrum für Fremdsprachenausbildung über die Studentische Hilfskraft bis zur Kassiererin.
Gewerkschaften an Unis optimierbar
Die Mitorganisatorinnen Julia, 26, Studentin der Sozialwissenschaft an der RUB und bereits langjährig gewerkschaftlich aktiv, sowie die Literaturwissenschafts- und Orientalistikstudentin Luna, 21, IG-Metall-Jugendmitglied, und Viktoria, die seit zwei Jahren die Studierenden im Senat der RUB vertritt, haben sich dies zum Ziel gesetzt. So auch Tim, Bildungsreferent des DGB Bochum, der über die Gründung der DGB-Gruppe an der Uni Münster 2006 referiert und feststellt, dass Gewerkschaften im Bereich Studierender und Postgraduierter „noch nicht optimal aufgestellt“ seien. Als Sprecher der Hans-Böckler-StipendiatInnengruppe war auch Benedikt bei der Gruppengründung an der Uni Münster dabei. „Was gut läuft, sind konkrete Veranstaltungen zu bestimmten Zielgruppen“ – etwa zu „demographischem Wandel“ oder „Kettenpraktika“, berichtet er von der Gewerkschaftsarbeit vor Ort. „Was nicht so gut geht, ist Stellvertreterpolitik“, gibt Benedikt zu bedenken. Um dies zu vermeiden und Studierende dazu zu motivieren, selbst aktiv zu werden, müssen die Betroffenen vielfach zunächst lernen, ihre Situation aus einer anderen Perspektive zu betrachten: „Hierbei geht es vor allem darum, dass sich Studierende oft nicht als ArbeitnehmerInnen sehen und sie deshalb schwer zu erreichen sind“, sagt Julia. „Dennoch haben sie aber oft unter besonders miesen Arbeitsbedingungen zu leiden und bislang kaum eine Interessenvertretung bekommen, um dies zu ändern“, so Julia weiter. Und dies soll bald anders werden.
DGB-Campusoffice erstreitet Tariflohn
Als großer Erfolg wird neben der Münsteraner Schlossbesetzung im Zuge des Bildungsstreiks gegen Studiengebühren im Sommer 2006 die Gründung eines DGB-Campusoffice genannt, das unter anderem eine tarifliche Bezahlung studentischer GebäudereinigerInnen erstreiten konnte, was im Einzelfall Nachzahlungen im fünfstelligen Bereich nach sich zog. In jedem Fall wäre es an der Zeit, auch am nach wie vor größten Hochschulstandort im Ruhrgebiet eine ähnlich effektive gewerkschaftliche Vertretung Studierender auf die Beine zu stellen. Gerade in einer Zeit, in der ca. 50 Prozent eines Abi-Jahrgangs ein Studium aufnehmen, sollten die acht Mitgliedsgewerkschaften des DGB, von denen fünf auf dem Gründungstreffen an der RUB repräsentiert waren, darauf bedacht sein, an den Unis nicht den Anschluss zu verlieren. 40 Aktive beim ersten Treffen der DGB-Hochschulgruppe an der RUB sind sicherlich ein guter Auftakt und vielleicht gelingt es in den nächsten Wochen, im Zuge der Proteste gegen das sogenannte Hochschulzukunftsgesetz auch ein starkes Zeichen der Gewerkschaftsjugend gegen die chronische Unterfinanzierung der Hochschulen zu setzen.
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