Bild: Unpolitisches Eintreten für den Frieden? AkteurInnen der Friedenswebegung 2014 werden bezichtigt, rechte Unterwanderung zu betreiben. , „Mahnwachen für Frieden“ wird rechte Unterwanderung vorgeworfen Foto: flickr.com, watchyaworld (CC BY-NC-ND 2.0)

In vielen Städten Deutschlands finden sie jeden Montag statt: Die „Mahnwachen für den Frieden“. Viele Menschen folgen den Aufrufen via Twitter. Die InitiatorInnen um Lars Mährholz, Ken Jebsen und Jürgen Elsässer geben in ihren Reden und Beiträgen zu verstehen, für den Frieden einzustehen. Kritisiert wird die einseitige Berichterstattung der westlichen Medien, besonders im Falle der Ukraine-Krise. Als Hauptursache für Krieg und verzerrte Medienberichterstattung wird vor allem von Lars Mährholz gebetsmühlenartig die amerikanische Federal Reserve Bank angegeben. Schnell erwuchs Kritik: So warf etwa Ex-Grünen-Politikerin Jutta Ditfurth der „Bewegung“ rechte Unterwanderung und Antisemitismus vor.

Frühlingshafte Temperaturen, Menschengruppen mit bunten Fahnen und vereinzelt Diskussionen über das, was da in der Ukraine geschieht. Am Ostermontag stehen die Friedensmärsche stark im Zeichen der Krim-Krise. Eigentlich ist man sich hier im Kampf gegen Krieg und Unterdrückung einig. Doch seit einigen Wochen beklagt man eine rechtssektiererische Unterwanderung, die in Form der „Mahnwachen für den Frieden“ zu registrieren ist. Was auf den ersten Blick als eine progressive oder alternative Kritik gegen Kriegsgefahr und Manipulation durch Medienmonopole erscheint, ist im Kern eine rechtsesoterische Ansammlung von VerschwörungstheoretikerInnen. So haben ehrliche FriedensaktivistInnen linker Organisationen, die auch an diesem Ostermontag demonstrierten, vor der Unterwanderung durch diese rechten Strukturen um Lars Mährholz gewarnt.

Ziele der „Friedensbewegung“

„Wir rufen zum friedlichen Protest auf. Als Plattform bieten wir die ,Mahnwachen für den Frieden‘ an, die derzeit dezentral in ganz Deutschland organisiert werden. All diesen Mahnwachen ist die Forderung nach Frieden und einer freien Presse gemein. Universelles Ziel ist der Schulterschluss mit allen friedliebenden Menschen, egal welcher Ethnie, Religion oder Gesellschaftsschicht“, so Mitinitiator Lars Mährholz gegenüber der :bsz. Vor dem Hintergrund einer möglichen Kriegsgefahr an der Krim erhielt die sogenannte „Friedensbewegung 2014“ schnell Resonanz. Viele Menschen folgten den Aktionen auf Facebook und gingen mit auf die Straße, wie Lars Mährholz berichtet: „In der ersten Woche kamen etwa einhundert Leute, um für den Frieden einzutreten. In der Woche darauf waren es bereits 400. Mittlerweile hat sich die Teilnehmerzahl auf annähernd 3.000 Menschen unterschiedlicher Ethnien, Religionen und Gesellschaftsschichten gesteigert und wir rechnen für die Mahnwache am Ostermontag mit einem weiteren Zuwachs.“ Neben der Kriegsgefahr, auf die hingewiesen werden soll, wird immer wieder die verfehlte Berichterstattung in den Medien, etwa die Hetze gegen Russland, kritisiert.

Wo steht die Bewegung politisch?

Vor allem Lars Mährholz wiederholt gerne, weder links noch rechts zu sein – ja, eigentlich überhaupt nicht politisch zu sein, sondern bloß als bürgerliches Individuum für den Frieden einzustehen: „Das Besondere an unserer Bewegung ist, dass wir im Grunde gar nicht politisch sind, sondern die Menschen umfassend darüber informieren wollen, auf welche Weise unser Wirtschafts- und Finanzsystem funktioniert und welche Probleme und Konflikte dabei entstehen. Unser Ziel ist der Frieden. Frieden ist keine politische Überzeugung, keine Ideologie, sondern ein Grundbedürfnis. Um aber wirklich für den Frieden einstehen zu können, müssen die Menschen wissen, welche Mechanismen ihn bedrohen, um gegebenenfalls gemeinsam nach Alternativen suchen zu können.“

Diese Mechanismen, die für alle Kriege der letzten 50 bis 100 Jahre verantwortlich sein sollen, werden mit der US-amerikanischen Federal Reserve Bank gleichgesetzt. Jutta Ditfurth warf den Kreisen um Lars Mährholz unter anderem in einem Kulturzeit-Interview auf 3sat vor, als AkteurInnen der „Neuen Rechten“ mit der Rede von der Federal Reserve Bank, die an allem Schuld sein soll, das antisemitische Bild einer „jüdischen Weltverschwörung“ zu konstruieren. „Mährholz verrät mit der konkreten Wortwahl in seiner Rede, woher er unter anderem seine geringe und antisemitische Bildung hat: von der rechtsesoterischen ‚Zeitgeist-Bewegung‘, die in manch einem ‚Occupy‘-Camp massiv vertreten war. So funktioniert antisemitische Schulung in vermeintlich alternativen Kreisen. So rekrutiert die neue Rechte.

Seiner Facebook-Seite kann man entnehmen, dass er enge Verbindungen zu den rechtsextremen ‚Reichsbürgern‘ hat“, so Ditfuhrt.

Mährholz wird unter anderem vorgeworfen, Verbindungen zur umstrittenen AfD und rechten Gruppierungen zu pflegen und antisemitische Karikaturen auf seiner Website zu präsentieren. Ditfurth steht mit ihrer Kritik nicht alleine, viele Vorwürfe gehen in diese Richtung und enttarnen verklausulierte Phrasen der Chemtrail-Verschwörungs-AkteurInnen.

Lars Mährholz wehrt sich gegen diese kritischen Vorwürfe, es gehe ihm nur darum, für den Frieden einzutreten und Wissen zu verbreiten. Das verschwörungstheoretische Wissen beschränkt sich aber darauf, dem US-amerikanischen Zentralbanksystem die Schuld an allem zu geben, wie er es auch in einer Rede bekräftigte: „Das Zentralbanksystem war der erste Auslöser zur Gründung von Parteien. Wenn man das alles zurückverfolgt, kommt man auf ganz komische Sachen.“ Wirklich komische Sachen sind das.
 

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