Bild: Überall sind Kameras: Sollen Studis für ihre eigene Überwachung zahlen?, Am Freitag wird in Duisburg gegen die Verteuerung des Studi-Tickets protestiert Foto: USch
Am Freitag, den 27. September, findet in Duisburg eine Großdemonstration gegen die vom Verkehrsbund Rhein-Ruhr (VRR) geplanten drastischen Preiserhöhungen für das Studi-Ticket statt. Die Studierendenvertretungen der Universitäten, die im Gebiet des VRR liegen und deren Studierende davon betroffen wären, haben zu einer gemeinsamen Demo aufgerufen, um durch eine druckvolle solidarische Aktion gegenüber dem VRR deutlich zu machen, dass die Studierenden keine unverhältnismäßige Preiserhöhung beim Studi-Ticket akzeptieren werden. Ort und Zeit der Demo sind nicht zufällig gewählt: Zeitgleich entscheidet in Duisburg der VRR-Verwaltungsrat über die Preiserhöhung.
Das Studierendenticket, das in Eigenregie der Studierendenschaften mit den Verkehrsverbünden ausgehandelt wird, gewährleistet allen Studis seit Jahrzehnten die Nutzung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) zu reduzierten und sozial verträglichen Kosten. Dazu schließen die Studierendenvertretungen Verträge mit den öffentlichen Verkehrsbetrieben ab. Die günstigen Kosten kommen dabei keineswegs durch Subventionen zustande, sondern sind Ergebnis der Verhandlungsmacht der Studierendenvertretungen: Sie haben eine große Anzahl an potentiellen NutzerInnen auf ihrer Seite, was die Verkehrsverbünde zu Rabatten bewegt. So entsteht ein Preis für das Studierendenticket, der weit unter dem liegt, den eine Einzelperson zum Normaltarif für die gleiche Leistung bezahlen müsste. Dieses Solidarprinzip hat sich erfolgreich bewährt. Bei regelmäßig stattfindenden Abstimmungen an den Universitäten hat das Studi-Ticket in der Vergangenheit immer die Zustimmung einer breiten Mehrheit der Studierenden erhalten und kann als Erfolgsmodell studentischer Selbstverwaltung angesehen werden.
Umstrittene Informationspolitik
Von Seiten des VRR wurde zu Beginn der aktuellen Runde verlautbart, dass es eine neue Nutzungsstatistik gebe. Der günstige Preis des Tickets von heute sei auf Basis einer veralteten Nutzungsstatistik zustande gekommen. Neuere Statistiken würden belegen, dass die Studierenden das Ticket heute viel stärker nutzten als im Preis abgebildet. Daraus leitete der VRR zunächst ab, dass dieser um bis zu 43 Prozent steigen solle. Zunächst war der VRR nicht bereit, diese neuen Statistiken offenzulegen, damit die VertreterInnen der Studierendenschaften nachvollziehen konnten, auf welcher Grundlage die Preiserhöhung überhaupt begründet werden könnte. Mittlerweile durften ausgewählte VertreterInnen der Studierenden Einblick in die Nutzungsstatistiken nehmen. Auch die Mitglieder des Verwaltungsrates fühlten sich nicht ausreichend über die Begründung der Preissteigerung informiert. Es wird erwartet, dass der Verwaltungsrat am Freitag gegen die vom VRR geplante Preiserhöhung stimmen wird.
So nicht, VRR!
Die Preissteigerung für das Studi-Ticket ist ein Politikum. Durch eine Steigerung um 43 Prozent würde das Ticket ca. 45 Euro teurer und rund 195 Euro kosten – pro Semester (derzeit inkl. NRW-Ticket 150,62 Euro). Dank des vehementen Widerspruchs der Studierenden ist der VRR zurückgerudert und behauptet, nie 43 Prozent Aufpreis auf einen Schlag gefordert zu haben. Entwarnung kann allerdings noch nicht gegeben werden, denn es kann sein, dass die 43 Prozent nun über mehrere Jahre ‚gestreckt‘ werden sollen. Es kann spekuliert werden, wofür der VRR die Mehreinnahmen braucht. Laut der WELT sollen bis 2018 alle Züge mit Videoüberwachung ausgestattet werden. Kritische Studis sehen da einen Zusammenhang und lehnen es ab, unter anderem für die eigene Überwachung auch noch mehr bezahlen zu müssen. Der VRR konnte bisher nicht konkret belegen, welche Mehrkosten durch eine stärkere Nutzung des Tickets entstehen.
Die Studis hatten unter anderem auf Facebook gegen die eklatante Preiserhöhung protestiert. Die Gruppe „So nicht, VRR“ gewann schnell tausende UnterstützerInnen. Dort wird auch für die Demo am Freitag mobilisiert und man findet Infos zur gemeinsamen Anreise nach Duisburg. Die OrganisatorInnen wollen zudem ein Zeichen setzen, dass man sich auch in der Zukunft gegen Intransparenz und überzogene Preiserhöhungen stellen wird.
Demo: Freitag 27.9. um 9 Uhr Hbf Duisburg.
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