Bild: Das Schwarze Brett in der RUB-Mensa quillt über vor Wohnungsangeboten – doch die Nachfrage ist ebenfalls groß., Gibt es in Bochum noch Wohnraum für Studis? Foto: clu
Lange schon wurde über ihn geredet – jetzt ist er da: Der doppelte Abiturjahrgang. 2012 schätzte die Kultusminister-Konferenz, dass etwa 123.000 Studierende 2013 an die Unis in NRW strömen werden, etwa 31.000 mehr als im Vorjahr. Die RUB gibt sich vorbereitet, wurden doch neue Hörsäle akquiriert, eine neue Mensa entsteht gerade im ehemaligen TUZ. Doch wie sieht es aus mit Wohnraum in Bochum? Gibt es ausreichend Zimmer und Wohnungen? Und wie findet man sie überhaupt?
 
Im Treppenhaus stehen weit mehr als 40 Leute Schlange, da tönt es von oben: „Das Zimmer ist schon weg“. In der WG-Küche konkurrieren derweil die drei Favoriten. Einer bietet an, seine Espressomaschine mitzubringen, der nächste versucht mit seinem riesigen Flatscreen zu beeindrucken und der dritte zückt seine Bahncard – und gewinnt. Dieser Werbespot zeigt, wie umkämpft freie Zimmer sind und dass es dabei oft nicht um Sympathie oder gemeinsame Interessen geht. Vielmehr versuchen Interessierte, sich so positiv wie möglich darzustellen und mit materiellen Werten zu punkten, um überhaupt eine Chance zu haben. Von dem Optimierungszwang, unter dem Suchende stehen, weiß auch Studentin Anna zu berichten, die gerade eineN MitbewohnerIn in Bochum gesucht hat. Innerhalb einer halben Stunde nach Freischalten der Anzeige gab es bereits zehn Anfragen, das Telefon stand nicht mehr still, erzählt sie. Viele der BewerberInnen seien extrem aufgeregt und bemüht gewesen, sich als „passend“ zu beweisen. Auch hätten Viele von „Massen-Castings“ berichtet, bei denen die Zimmer-Suchenden im 15-Minuten-Takt durchgeführt und befragt worden wären. Und schlimmer noch: „Eine Bewerberin (und das ist wahnsinnig traurig) meinte am Telefon: ‚Nur damit das gleich klar ist und später keine Probleme macht: Ich bin schwarz!‘– ‚Uns doch egal‘ hat meine Mitbewohnerin spontan geantwortet. Aber man stelle sich mal vor, was die schon alles erlebt haben muss, um zu denken, das gleich klarstellen zu müssen.“

Wo werden Zimmer angeboten?

Doch wo wird überhaupt fündig, wer neu in der Stadt und auf der Suche nach einem WG-Zimmer ist? Bei WG-Gesucht.de gibt es derzeit um die 2.500 Angebote in Bochum, täglich kommen neue hinzu. Hier gilt es, schnell zu sein und zu vergleichen, denn die Mietpreise variieren stark und liegen in etwa zwischen 210 und 380 Euro für ein Zimmer. Außerdem lohnt es sich, mal einen Spaziergang über den gesamten Campus zu machen und dabei an den unzähligen schwarzen Brettern die Aushänge zu studieren. Aber auch der AStA der RUB betreibt unter asta-bochum.de/wohnungsbörse eine Wohnungsbörse. Hier werden auch WG-Zimmer angeboten, einen Großteil des Angebots machen jedoch ganze Wohnungen aus. Doch angesichts der Knappheit an freien WG-Zimmern ist es durchaus eine gute Alternative, einfach nach geeigneten MitbewohnerInnen zu suchen und dann gemeinsam eine neue WG zu gründen. Dabei gilt die Faustregel: Je mehr MitbewohnerInnen, desto niedriger werden die Pro-Kopf-Kosten. Eine Möglichkeit, passende Menschen zur Gründung einer WG zu finden, sind die Wohnungsgesuche bei WG-Gesucht.de, aber natürlich lernt man auch bei Massen-Castings oder in Facebook-Gruppen wie den jeweiligen Erstigruppen oder der allgemeinen RUB-Gruppe Gleichgesinnte kennen. Wer gerne mit vielen Menschen zusammen wohnt, für den bieten sich auch Wohnheime an. In Bochum stehen rund 4.000 Plätze zu Verfügung, die das Akafö betreut und vergibt. Derzeit, so das Studierendenwerk, bekämen Suchende ohne konkrete Wünsche direkt ein freies Zimmer. Wer etwa in einem bestimmten Wohnheim oder einer bestimmten Gemeinschaft leben möchte, der muss mit einer Warteliste rechnen. Aber, so der Akafö-Sprecher, die Nachfrage sei bisher nicht höher als in den letzten Jahren. Ein noch kommender Ansturm sei aber natürlich nicht ausgeschlossen.

Auch außerhalb suchen!

Natürlich gibt es auch in Bochum bestimmte Stadtteile, in denen Wohnraum noch begehrter ist als anderswo und in denen es umso schwerer ist, ein Zimmer oder eine Wohnung zu erschwinglichen Preisen zu finden. Zu diesen Stadtteilen zählen vor allem die Innenstadt und Ehrenfeld sowie die Gegend rund um die Uni. Doch auch abseits dieser beliebten Stadtteile gibt es Gegenden, die eine sehr gute Verkehrsanbindung haben und in denen die Mieten günstiger sind. Beispielsweise in Hamme, Stahlhausen, Riemke, Langendreer oder der Nachbarstadt Herne gibt es teils große Leerstände und viele auch WG-geeignete Wohnungen. Fahrtzeiten zur Uni mit Bus und Bahn liegen auch dort nur zwischen 10 und 20 Minuten.

Nicht alles gefallen lassen!

Noch ist Bochum kein Extrembeispiel für Wohnraummangel wie etwa Köln, Münster oder Düsseldorf. Wer hier Wohnraum sucht, sollte zwar Zeit, Geduld und gute Nerven einplanen und eine Portion Offenheit mitbringen, doch aller Wahrscheinlichkeit nach werden Notschlafplätze nicht gebraucht werden. Auch deshalb sollte man sich bei WG-Castings und von Vermietern nicht alles gefallen lassen. Überhöhte Kautionen und Bürgschaften sollten gemieden werden. Ein WG-Zimmer nur zu bekommen, weil man verspricht, neue Elektrogeräte mitzubringen, darauf sollte eigentlich keiner angewiesen sein. Im Notfall können auch der Mieterschutzbund oder die Rechtsberatung an der Uni weiterhelfen.
 
Viel Erfolg bei der Suche und einen guten Start in Bochum!

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