Bild: Die Mensa: Nicht nur im Ramadan ein Ort des interkulturellen Austausches., Mehr als 700 TeilnehmerInnen beim 6. Interkulturellen Abendessen Foto: koi

(koi) Nicht essen, nicht trinken, den ganzen Tag lang – und das freiwillig im Namen des Glaubens: Viele muslimische KomilitonInnen und KollegInnen befinden sich derzeit im Fastenmonat Ramadan. Nahrungsaufnahme ist beim Fasten nach islamischem Ritus erst nach Sonnenuntergang gestattet. Zu einem gemeinsamen Fastenbrechen trafen sich am vergangenen Donnerstag über 700 RUB-Mitglieder in der Mensa.

Der Ramadan ist der neunte Monat des islamischen Mondkalenders. Die Zeitrechnung mittels des Mondes hat den Nachteil, dass gegenüber einem Sonnenkalender fixe Daten wie Festtage nicht immer in der gleichen Jahreszeit stattfinden. Der diesjährige Sommer-Ramadan ist besonders hart: Seit dem 9. Juli fasten die Gläubigen. Das Ende der Fastenzeit ist in diesem Jahr der 7. August. Der Ramadan wird traditionell mit einem großen Fest abgeschlossen. Nicht umsonst sprechen die TürkInnen dabei vom Zuckerfest: Der dann nicht mehr reglementierten Nahrungsaufnahme wird oft wenig zurückhaltend nachgegangen.

Kranke, Reisende und Schwangere müssen übrigens nicht am Fasten teilnehmen. Nach Genesung, An- oder Niederkunft sollen die verpassten Tage jedoch nachgeholt werden. Auch eine freikaufende wohltätige Spende ist möglich – und für StudentInnen gar nicht teuer. Gegessen und getrunken, und zum Beispiel auch geraucht, wird im Ramadan erst am Abend. Ob die abendliche Mahlzeit mager oder üppig ausfällt ist dabei unerheblich. Auch an der RUB wird die Tradition des „Iftar“ genannten Fastenbrechens hochgehalten.

Lieber verlegen als in Verlegenheit geraten

Bereits zum sechsten Mal hatten Akafö und AStA alle Hochschulangehörigen zu dem abendlichen Schmaus eingeladen. Aufgrund der Erfahrungen der letzten Jahre wurde die Veranstaltung heuer erstmalig in die Mensa verlegt. Zu Recht, wie sich zeigte. Das „Interkulturelle Abendessen – Iftar“ lockte auch in diesem Jahr die Massen. Über 700 TeilnehmerInnen kamen zusammen. Die Geisteswissenschafts-Cafeterien, in denen noch 2012 gespeist wurde, wären bei diesem Andrang wohl aus allen Nähten geplatzt. Apropos: Für reichlich Essen war gesorgt. Hunger, Neugier und die Suche nach Gemeinschaft waren wohl die Hauptgründe für’s Kommen; geboten wurde aber auch ein leichtes musikalisches Unterhaltungsprogramm. Bevor es dann aber an die Töpfe ging, musste zunächst einmal die Sonne untergehen. Geduldig warteten auch die augenscheinlich nicht im Übermaß erschienenen Nicht-MuslimInnen auf das Verschwinden des letzten Lichtschimmers hinter den grünen Hügeln im RUB-Hinterland. Als besondere Glaubensprüfung hatten sich die OrganisatorInnen von Akafö und AStA noch eine Schikane ausgedacht: Süßes Gebäck stand auf den Tischen bereit und ließ das Wasser im Mund zusammenlaufen. Auch die vor Sirup feucht schimmernden Teilchen waren jedoch natürlich auch nicht zum Verzehr unter der Sonne bestimmt. Mit dem Erreichen des zuvor exakt errechneten Zeitpunkts des Sonnenuntergangs (21.36 Uhr) wurde dann aber zügig aufgetischt – zur Enttäuschung einiger aber keinesfalls klassische Küche aus dem islamischen Kulturkreis. Statt Falafel oder Lamm warteten die GastgeberInnen mit Karotten-Kokos-Ingwer-Suppe, Gemüselasagne und Geflügel-Geschnetzeltem auf.

Die Expansion fällt aus

Am Ende stellte sich noch die mildtätige NGO  „Tuisa“ vor. Mit markigen Worten wurde das Leid in der islamischen Welt beklagt und für (finanzielle) Unterstützung geworben. Im Vorfeld formulierte Befürchtungen, dass eine islamische oder gar islamistische Unterwanderung der RUB durch eine derartige Veranstaltung gefördert werden könnte, erfüllten sich allerdings erwartungsgemäß nicht. Keine radikalen Prediger, nicht einmal diskret auf die Servietten gedruckte Propaganda: Die selbsternannten Karl Martells und Sittenwächter des Abendlandes können den (rhetorischen) Hammer stecken lassen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es bei der überschaubaren Expansion aus der G-Reihe in die Mensa bleiben wird.

Was wächst, ist allerdings der von der VeranstalterInnen intendierte kulturelle Respekt. Auch wenn die Gründe für das Fasten durchaus zweifelhaft, weil rein religiös motiviert, sind, sind der Effekt der Gemeinschaft und auch der Aspekt der Selbstdisziplin nicht zu unterschätzen. Wer einmal anderthalb Stunden lang ein köstliches Baklava angestarrt hat und es nicht essen durfte, kann vielleicht erahnen, was es heißt, einen ganzen Tag lang nicht essen und trinken zu dürfen.

13 comments

  1. Der Bochumer

    Ramadan
    Ihren Artikel finde ich sehr interessant.
    Die armen Muslime, den ganzen Tag kasteien sie sich, essen nicht, trinken nicht, rauchen nicht. Wie kann ein Mensch das nur durchhalten? Darum ist es voll total cool in dieser Religion, dass sich die Menschen in der Nacht schadlos an Nahrung und Getränken halten. Das ist der große Segen, den der Islam für die Menschen bereit hält. Islam ist Frieden. Und wer das nicht glaubt, der …
    Schönen Tag noch.

  2. Leider anonym

    Völlig unkritisch
    Schade, dass Ihr Artikel so unkritisch ausfällt. Es werden ASTA-Gelder für eine mittlerweile weltweit überwiegend politisch ausgelebte Religion ausgegeben, deren Grundpfeiler menschen- und frauenverachtend sowie undemokratisch sind. Fragen Sie die Muslime nach deren Meinung zu Homosexualität, Atheismus und Meinungsfreiheit. Die Antworten eines sehr großen Teils würden Sie schockieren. Aber unsere ASTA-Gelder werden dennoch für deren religiös motiviertes „Abendmahl“ ausgegeben. Was soll das eigentlich?

  3. Gleiches Recht für alle
    Toll, da wird Akafö und Asta demnächst auch ein kostenloses Osterlamm-Essen in der Mensa spendieren. Und ein kostenloses Pessach-Mahl. Nicht zu vergessen: Eine Nudelorgie für die Anhänger des Spagghetti-Monsters!

  4. Islamismus an der Uni
    Was hat so eine islamistische Veranstaltung an einer Uni verloren???
    Man stelle sich mal vor, die Katholische Kirche würde so ein Essen an der Uni veranstalten, der Aufschrei der linken Studenten wäre groß. Aber beim Islam und seiner menschenverachtenden Ideologie besteht natürlich offenbar kein Problem.

    1. menschenverachtende ideologie
      menschenverachtende ideologie aha
      vorher bitte mit dem islam beschäftigen und nicht die berichte auf rtl 2 mitverfolgen und daraus urteilen.
      ich glaube nicht dass irgendeine religion es verdient hat kritisiert zu werden.entweder man glaubt oder nicht.
      ein essen für die christlichen jüdischen etc. kommillitonen kann jederzeit veranstaltet werden.dazu muss man nur in die pötte kommen und taten folgen lasssen anstatt über alles rumzumäckeln.
      einen schönen tag noch. genieß doch lieber die sonne 🙂

      1. Antwort
        Jede Religion muss kritisiert werden können. Man nennt das Errungenschaften der Aufklärung. Was den Islam bestrifft, kann ich mich nicht erinnern, dass sich RTL 2 jemals dazu geäußert hätte. Was mich betrifft, sehe ich ihn viel kritischer, seit ich mich näher mit ihm beschäftigt habe. Und sehr vielen mit offenem Geist geht es so. Mit seltsamen Riten habe ich freilich kein Problem, solange ich sie nicht bezahlen muss. Nur mit Versuchen politischer Einflussnahme von Religiösen (bei jeder Religion – doch es lässt sich nicht abstreiten, dass der politische Islam ein besonderes Problem darstellt).

  5. Ramadan 2.0

    Respekt
    Respekt? Dafür gibt es keinerlei Grund. Während des Tages, zumal bei hohen Sommertemperaturen, nichts zu essen und zu trinken entbehrt jeglicher Vernunft. Noch bescheuerter ist es dann, die belastete Physis in den wenigen Nachtstunden mit Kalorien zu überfrachten.
    Den Unterschied zwischen Selbstdisziplin und religiöser Torheit zu erkennen ist Kultur – nicht die religiöse Torheit selbst.
    Was kommt als nächstes? Ein Bericht über die SelbstgeißlerInnen? Das Abschlusstreffen der „2 Wochen im Handstand stehenden“?

  6. Olaf Knolaf

    Nicht Essen Dürfen?
    Warum haben die Nichtmoslems nicht essen dürfen? Gilt für sie beim Besuch einer solchen „interkulturellen“ Veranstaltung auch die Scharia, oder ist es dann doch nicht so „inter“, wie es der Titel suggeriert?

  7. Fastenzeit
    Würden Christen während einer bestimmten Zeit nichts essen, würde man sich zweifelsohne darüber lustig machen. Bei Moslems ist das natürlich etwas anderes, da ist diese Tortur etwas ganz bewundernswertes.

  8. Dreiste Musels: Ich will ein Osterlammessen vom AStA haben!
    Die Musels sind so dreist. Schlagen sich Dank des AStA auf unsere Kosten ihre Bäuche voll und lachen die Kritiker noch aus. Warum machen wir das eigentlich nicht auch mal: Osterlammessen für 20.000 EUR oder sowas, mit Priester und Glocken vom Tonband! Ich bin dabei!!!

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