Am vergangenen Donnerstag wurde im Veranstaltungszentrum der Ruhr-Universität Bochum der Hans-Kilian-Preis der Köhler-Stiftung an Professor Dr. Dr. h.c. Hans Joas verliehen. Trotz witterungsbedingter Verzögerungen und einiger Turbulenzen konnte die Veranstaltung wie geplant stattfinden. Neben dem Preisträger und den RednerInnen sorgte vor allem die Gründerin der Stiftung, Dr. med. Lotte Köhler, für Beifall und Bewunderung.
Es war kein ganz normaler Tag im Leben des Soziologen und Sozialphilosophen Hans Joas. Bereits um 7:45 Uhr war der ehemalige Leiter des Max-Weber-Kollegs für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien der Universität Erfurt mit seiner Familie in Berlin aufgebrochen, um an der Ruhr-Universität Bochum den Hans-Kilian-Preis entgegen zu nehmen. Doch das Wetter meinte es nicht gut mit dem international renommierten Wissenschaftler. Erst verhinderte das Hochwasser in Magdeburg die Weiterfahrt des Zuges, dann sorgte ein defekter Triebwagen für zusätzliche Verzögerungen. Schließlich legte ein Blitz das Weichenstellwerk in Hamm lahm. In Bochum angekommen, blieb der Professor für Soziologie und Social Thought an der University of Chicago dann noch im Fahrstuhl des Hotels stecken. Erst gegen 19 Uhr erreichten er und seine Familie wohlbehalten die Ruhr-Universität.
Die Preisverleihung
Bedingt durch das Wetter, die Verkehrslage und die Verlegung des Veranstaltungsortes in einen anderen Bereich des Veranstaltungszentrums der RUB, konnte die Verleihung erst gegen 17 Uhr beginnen (geplant war 16 Uhr). Einleitend begrüßte der Rektor der Ruhr-Universität Bochum, Prof. Dr. Elmar Weiler, die Gäste und betonte in seiner Rede den fundamentalen Gedanken der „universitas“. Das Konzept der Universität als „Gemeinschaft der Lehrenden und Lernenden, die voneinander lernen“ sei in Bochum von besonderer Bedeutung – die Ruhr-Universität stelle den Menschen in den Mittelpunkt, so Weiler. Zudem lobte er die Fakultät für Sozialwissenschaft und die zahlreichen interdisziplinären Lehrangebote und Forschungseinrichtungen. Hans Kilian würdigte er als „außerordentlichen Soziologen und Sozialtheoretiker“.
Das Grußwort an Prof. Joas, der zu diesem Zeitpunkt noch nicht zugegen war, entrichtete der Vorsitzende des Vorstandes der Köhler-Stiftung, Dr. Ambros Schindler. Er betonte, dass Kilian bis zu seinem Lebensende an der inter- und transdisziplinären Theorie der „metakulturellen Humanisation“ gearbeitet habe – man wolle mit diesem Preis das Lebenswerk Hans Kilians ehren und Netzwerke schaffen, sagte Schindler. Im Anschluss daran sorgte die Band „Trio Folklorico“ mit ihrer Musik für Abwechslung.
Überraschend für die Gäste war der Auftritt von Dr. med. Lotte Köhler, der ehemaligen Lebensgefährtin von Hans Kilian und Gründerin der Köhler-Stiftung, da dieser nicht im Programm verzeichnet war. Köhler lobte in ihrer Rede den „Stifterverband für die deutsche Wissenschaft“ und das Lebenswerk ihres 2008 in München verstorbenen Partners. Tosenden Applaus entfachte sie mit der Ankündigung, dem AWO-Unterbezirk Ruhr-Mitte eine persönliche Zuwendung in Höhe von 50.000 Euro zukommen zu lassen. Mit den Worten „Die von mir 1987 errichtete Stiftung fördert in einem weiten Verständnis die Wissenschaften vom Menschen. Darüber seien aber die Menschen, die unserer Hilfe bedürfen, nicht vergessen. Die Arbeiterwohlfahrt kümmert sich um sie in vorbildlicher Weise“, erklärte sie ihr Engagement. Entgegengenommen wurde die „Spendenurkunde“ von Beate Franz, der Geschäftsführerin des AWO-Unterbezirks Ruhr-Mitte. Abschließend dankte Bochums Bürgermeistern Gabriela Schäfer (SPD) der Spenderin, indem sie sie mit einer „guten Fee“ verglich.
Nach einer kurzen Pause traf schließlich auch der Preisträger Hans Joas ein. Die Laudatio hielt der Dekan der sozialwissenschaftlichen Fakultät und Mitglied des Kuratoriums für den Hans-Kilian-Preis, Prof. Dr. Jürgen Straub. Nach der Preisübergabe endete die Verleihung mit Joas Rede und seinem Vortrag „Trauer und Abrechnung. Gewalterfahrung und ihre Transformation in Alfred Döblins Hamlet-Roman“.
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Hans-Kilian-Preis
Der „Hans-Kilian-Preis für die Erforschung und Förderung der metakulturellen Humanisation“ zeichnet Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus, die „die Grenzen zwischen Disziplinen und Kulturen kreativ überschreiten und produktive Synthesen zwischen bislang isolierten Wissensgebieten schaffen“. Der Preis wird alle zwei Jahre ausgelobt und ist mit 80.000 Euro dotiert. 2010 wurde er zum ersten Mal ausgeschrieben und im Mai 2011 im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung in Darmstadt an Hartmut Böhme, Professor für Kulturtheorie und Mentalitätsgeschichte am Institut für Kulturwissenschaften der Humboldt-Universität Berlin, vergeben.Weitere Informationen zuHans Kilian, zum Preis, zu den
Preisträgern und zur Stiftung findetIhr im Internet unter:www.hans-kilian-preis.de
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