Im Mensa-Bistro gelten seit Beginn des Wintersemesters an vier von fünf Tagen um zwei Stunden verlängerte Öffnungszeiten. Diese Maßnahme soll nun vor dem Hintergrund der realen Umsatzzahlen, die offensichtlich zu wünschen übrig lassen, überdacht werden. Die :bsz hat mit dem Akademischen Förderungswerk (AkaFö) sowie mit den von den neuen Arbeitszeiten wenig begeisterten Mitarbeitenden gesprochen und die verlängerten Öffnungszeiten kritisch hinterfragt.
Seit Oktober kann das im Wesentlichen aus drei Gerichten bestehende kulinarische Bistro-Angebot an der RUB an vier Werktagen auch als Abendessen eingenommen werden – seitdem werden die Türen dort montags bis donnerstags nicht mehr um 18, sondern erst um 20 Uhr abgeschlossen. Diese im Sommer 2012 beschlossene Maßnahme geht auf eine Initiative des AStA zurück, der den Studierenden ermöglichen will, auch zu späterer Stunde noch ein gastronomisches Angebot auf dem Campus vorzufinden – zumal auf der „Empore West“ im Mensa-Gebäude seit dem Wintersemester auch ein erweitertes betreutes Lernangebot eingerichtet worden ist. „Die Kolleginnen und Kollegen im Bistro sind stets bemüht, die Belange der Studierenden zu berücksichtigen“, betont Ezzedine Zerria, der beim AkaFö für die Campus-Gastronomie zuständig ist. Die Mitarbeitenden seien im Sommer 2012 in die Entscheidungsfindung einbezogen und rechtzeitig informiert worden, „allerdings kam die Entscheidung von uns Verantwortlichen“, so Zerria weiter.
Maue Testphase mit Spätzulage?
Die verlängerten Öffnungszeiten sind jedoch nicht in Stein gemeißelt: „Wir sind zurzeit in der Testphase, danach werden wir die Ergebnisse analysieren und eine endgültige Entscheidung treffen“, erläutert Ezzedine Zerria. Derzeit zeichnen sich bereits erste Erkenntnisse darüber ab, ob die Extra-Stunden ökonomisch Sinn machen: „Zurzeit rentiert sich das nicht“, räumt Zerria ein, „wir warten allerdings die Ergebnisse ab.“
So beziffert der gastronomieverantwortliche AkaFö-Mitarbeiter die durchschnittlichen Umsatzzahlen im Mensa-Bistro während der beiden zusätzlichen Stunden schon jetzt als „nicht ausreichend, um den Betrieb aufrecht zu halten.“ Auf die Frage, ob die Mehrarbeit in vollem Umfang vergütet werde und die MitarbeiterInnen für die Arbeitszeit von 18 bis 20 Uhr darüber hinaus eine zusätzliche Spätzulage erhielten, antwortet Zerria: „Selbstverständlich. Das AkaFö vergütet nach dem Tarifvertrag.“ Ob dieser tatsächlich eine eventuelle Spätzulage beinhalte, wird auf Nachfrage seitens der Mitarbeitenden jedoch nicht bestätigt.
Mitarbeitende nicht begeistert
Für einige der Mitarbeitenden ist die Situation vielmehr alles andere als optimal. „Wenn ich bis 20 Uhr arbeiten muss, habe ich nichts mehr vom Tag“, ist auf Nachfrage der :bsz aus dem Kreise der Betroffenen zu hören. „Außerdem kann ich mich nicht mehr um meine Kinder kümmern, die schon längst schlafen, wenn ich spät abends nach Hause komme. Und wofür das alles?“ So würden in der Zeit von 18 bis 20 Uhr oft nicht einmal 20 Essen verkauft. „Die geforderte Mehrarbeit der MitarbeiterInnen steht in keinem Verhältnis zum täglichen Umsatz während der verlängerten Arbeitszeiten.“ Auch vor dem Hintergrund des bislang wenig in Anspruch genommenen erweiterten Lernangebots auf der „Empore West“ würde eine bis 18 Uhr limitierte Öffnungszeit völlig ausreichen. Zudem ist die Kaffeebar im Mensafoyer montags bis donnerstags ohnehin bis 20 Uhr geöffnet.
Lernfabrik im Dreischichtbetrieb?
Während bei Opel Bochum bald die Lichter ausgehen sollen und die Ruhr-Universität den Autobauer schon längst als größten Arbeitgeber der Stadt abgelöst hat, soll der Umbau zur Lernfabrik offensichtlich forciert werden – dieser Verdacht würde sich sicherlich bestätigen, wenn man eine Zunahme später Vorlesungszeiten, Samstagsveranstaltungen oder Blockseminaren in den Semesterferien empirisch untersuchen würde. Auch sind in Zeiten von Studiengebühren in den letzten Jahren bereits die Öffnungszeiten der Uni-Bibliothek werktags bis 24 Uhr verlängert und ist die UB schrittweise auch am Wochenende geöffnet worden. Tatsächlich drängt sich der Verdacht auf, dass die Universität wie ein möglichst profitables Unternehmen möglichst an allen sieben Wochentagen rund um die Uhr Forschungswissen generieren und AbsolventInnen produzieren soll. Dies zumindest suggerieren Vorstöße wie die aktuelle Verlängerung der Bistro-Öffnungszeiten, die sich nun ausgerechnet angesichts ihrer ökonomischen Ineffizienz als kurzlebig erweisen könnten. Ob die Studierenden von solchen Maßnahmen überhaupt profitieren, bleibt zumindest fraglich.
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