Bild: Die drei Mirabal-Schwestern als Mahnung: Gewalt gegen Frauen ist und war immer gegenwärtig., Der 25. November – ein Gedenktag von großer Bedeutung Foto: flickr.com, la india del ciabao, (CC-BY-NC-ND v2.0)

Mit Eintreten des Gewaltschutzgesetzes im Jahr 2002 gründete sich das Bochumer „Netzwerk gegen Häusliche Gewalt“. Das Ziel der fast 50 Hilfseinrichtungen ist die Schaffung einer optimalen Opferhilfe. Nach Angaben des Bundesfamilienministeriums werden rund 37 Prozent aller Frauen zwischen 16 und 85 Jahren mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von körperlicher Gewalt. Dazu gibt es zahlreiche Formen psychischer Unterdrückung, die in körperliche umschlagen kann. Gewalt in der Familie ist dabei die am häufigsten ausgeübte Gewaltform.

Aufgrund von nicht angezeigten Gewaltdelikten kann über Zahlen von häuslicher Gewalt, die als wirklichkeitsabbildend gelten können, nur gemutmaßt werden. Dass sich die Mehrzahl der ausgeübten partnerschaftlichen Gewaltdelikte in heterosexuellen Paarbeziehungen gegen Frauen richtet, ist ein Fakt. Nur vier Prozent aller Opfer, die anzeigen, sind Männer. Ebenso ist es Realität, dass partnerschaftliche Gewalt nichts mit sexueller Orientierung zu tun hat – prozentual findet sie anscheinend gleich oft in homosexuellen Partnerschaften statt. Wobei auch hier keine eindeutigen Zahlen dies belegen, da es nur gemeldete Fälle in die Statistiken schaffen. Denn dies ist oft eine große Hürde: Den Partner oder die Partnerin anzuzeigen. Darum geht das Netzwerk davon aus, dass auf einen angezeigten Fall zehn bis 25 nicht bekannte Fälle kommen. Im Jahr 2011 wurden in der Stadt Bochum 560 Fälle wegen häuslicher Gewalt angezeigt.

Gewaltschutz

Durch das Gewaltschutzgesetz können Täter-Innen bis zu zehn Tagen der Wohnung zu verwiesen werden. In 50 Prozent der Fälle, in denen die Polizei zu einer Wohnung gerufen wird, wird dieser Verweis ausgesprochen. In dieser Zeitspanne sind die Gewaltopfer auf Hilfe angewiesen, die sie kurzfristig in der Beratungslandschaft vor Ort finden müssen, damit ihnen nachhaltig geholfen werden kann. Seit 2002 ist es möglich die Kontaktdaten der Frauen direkt an Beratungseinrichtungen weiterzuleiten, sofern diese damit einverstanden sind. So wurden im vergangenen Jahr 101 Fälle häuslicher Gewalt an die Bochumer Frauenberatungsstelle Nora e.V. übermittelt. Babett Görnert ist eine der zwei Mitarbeiterinnen. „Häusliche Gewalt ist eines unserer Kernthemen“, gibt sie an. 2011 wurden 798 Gespräche mit Frauen geführt, in 241 der Fälle war Gewalt das Problem. Neben Nora sind drei weitere Beratungsstellen in das Netzwerk eingebunden, die über akute Fälle informiert werden. Wenn sich die Beraterinnen bei den betroffenen Frauen melden, hätten diese bereits am Telefon einen enormen „Redebedarf“ und „großes Vertrauen“, was Görnert positiv überrascht.

Ausblicke?

„Es wurde mit dem Gesetz ein Grundstock geschaffen, auf den muss jetzt aufgebaut werden“, fordert Görnert. Noch immer fliehen etwa 45.000 Frauen, zum Teil mit Kindern, in Deutschland jährlich in ein Frauenhaus – aus allen Schichten.
Der Schutz von Frauen ist wichtig. Laut der Beraterin müsse mehr Arbeit für die Prävention und Täterarbeit geleistet werden. Doch leider fehlen wie so oft auch hier die öffentlichen Mittel. „Die Folgen häuslicher Gewalt sind teurer als die Prävention“, gibt Görnert zu bedenken.

Der 25. November

Der Gedenktag findet anlässlich der Ermordung von drei Schwestern statt: Patria Mercedes, María Argentina Minerva und Antonia Maria Teresa Mirabal. Sie schlossen sich in der Dominikanischen Republik dem Widerstand gegen die Diktatur von Rafael Trujillo an – dessen Regime verfolgte gnadenlos jede Opposition. Für ihr Engagement wurden die drei auf Befehl Trujillos am 25. November 1960 ermordet. Lateinamerikanische Feministinnen riefen den Tag 1981 als Gedenktag aus. Seit 1999 wird der 25. November auch durch die UNO begangen, als „Internationaler Tag für die Beseitigung von Gewalt gegen Frauen”.
Anlässlich dieses Datums wird am kommenden Freitag (23. November), zwischen 10.30 und 13.00 Uhr im Museum Bochum (Kortumstraße 147) im Rahmen eines Festaktes die Arbeit der Teilnehmenden am Netzwerk gewürdigt.

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