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Eintrittskarte in die besseren Kreise: Das Studium an der Eliteuni.Foto: mar

Die Carl-Arnold-Kortum-University  (die ganz bestimmt nichts mit der Ruhr-Uni zu tun hat) liegt mitten im Ruhrgebiet und ist trotzdem exzellent, und das bis ins letzte Detail. Hier stimmt einfach alles, angefangen bei der Architektur und dem baulichen Zustand über die wohlklingenden denglischen Bezeichnungen für Nachwuchs- und Forschungsprojekte bis hin zur innovativen Idee, Prüfungen als Castings zu veranstalten („Bochum sucht den Superingenieur“). Natürlich versucht auch eine Eliteuniversität, nein, die Eliteuniversität schlechthin, stets noch besser zu werden. Wenn aber Forschung und Lehre bereits geradezu perfekt sind, finden sich andere Baustellen. Der Campus ist noch nicht international genug: Mehr englische Bezeichnungen müssen her! Und obwohl es nun offiziell „das Student“ heißt, ist die Gender-Debatte noch nicht zu Ende, schließlich steht im Plural („die Studenten“) ja immer noch ein weiblicher Artikel. Wenn man aber genau hinhört und -sieht, entdeckt man, dass doch irgendwie alles nur Fassade ist und längst nicht reibungslos läuft. „Gut, dass diese Uni fiktiv ist“, sagt ein Zuschauer nach dem Film, augenzwinkernd.

Komödie? Satire? Persiflage?

„Eine witzig-kritische Persiflage auf Imagefilme und Exzellenz“ nennt Aeneas Rooch, kreativer Kopf hinter dem Filmprojekt, sein Werk. Persiflage ist vielleicht der passendste Begriff. Im Vorfeld las man bisweilen auch „Komödie“ oder „Satire“. Für eine Komödie aber fehlt dem Werk des Mathematikers einfach die Handlung. Er hat auch keine richtigen Akteure, die diese vorantreiben könnten. Auch ein durchgängiger roter Faden fehlt. Es ist auch nicht vollständig die Parodie eines Imagefilms. Die ist zwar auch enthalten und sehr gut gelungen, von Aufbau bis zur Musik, aber dann gibt es auch noch den Reportage- und den Castingteil. Und für eine Satire fehlt dem Film einfach der Biss. Ein im Protestplenum aktiver Student geht sogar so weit zu sagen, der Film hätte „den Titel Satire nicht verdient“. Er sei eine „zusammenhanglose Aneinanderreihung von gängigen Klischees über die Ruhr-Universität“. Wahre Kritik am gesamten Konzept einer Elite-Uni übt der Film wirklich nicht. Von sozialer Ungleichheit und fehlgeleiteter Bildungspolitik findet sich keine Spur. Insofern bleibt der Film hinter solchen Erwartungen zurück. Sich allerdings an diesem Wörtchen „Satire“ aufzuhängen, tut dem Film vielleicht unrecht. Die beiden Trailer, die vorab im Internet zu sehen waren, machten deutlich, in welche Richtung es geht. Wenn es darum ging, den Klischees über die Uni und den alltäglichen Absurditäten im Hochschulalltag ein Denkmal zu setzen, so muss man sagen, ist dies trefflich gelungen.

Von der Magnifizenz zur Exzellenz

Nun wird aber auch verständlich, wie es dazu kommen konnte, dass der fast von der Magnifizenz zur Exzellenz geadelte und unaufhörlich davon träumende Rektor dieser Universität die Schirmherrschaft über dieses Filmprojekt übernommen hat. Dass man über architektonische Ästhetik streiten kann, weiß er zu genüge und auch dass „Germanisten auf ihre wichtige Ortskenntnisprüfung“ vorbereitet werden müssten, wie es im Film heißt, ist ihm bekannt. Da der Film aber nicht die Grundpfeiler von vermeintlichem Sinn und Nutzen einer Elite-Universität zum Wanken zu bringen vermochte, ließ Elmar Weiler es sich nicht nehmen, diese, wie er sagte, „Befreiung aus Ritualkontexten“ und den „Ausbruch“ aus dem Festgefahrenen zu unterstützen. Mit einer Rede des Rektors wurde der Premierenabend eröffnet, doch da ein Rektor „in solchen Sachzwängen“ drinstecke, verließ dieser noch vor dem Vorfilm das HZO.
Der Vorfilm, „Nightmare before Semester“, ist eine Aufzeichnung einer Vorlesung in „Physik I“, die Aeneas Rooch 2007 vor Erstsemestern gehalten hat. Als spontane Vertretung für den eigentlichen Professor konfrontiert er überspitzt die zunächst ahnungslosen Erstis mit dem Schlimmsten, was der Wissenschaftsbetrieb zu bieten hat: Unfähigkeit im Umgang mit Medien, Klüngel unter Kollegen, intellektuelle Überheblichkeit und grausame englische Aussprache. Darin ist mehr Stringenz zu erkennen als im Hauptfilm. Letzter aber bietet, mit den Worten einer Jurastudentin der RUB, „ein humorvolles Porträt der Ruhr-Uni und des Ruhrgebiets“. Nicht weniger, aber leider auch nicht mehr.

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